Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
vertrauenswürdig allein aufgrund ihrer Attraktivität. Tatsächlich könnte sogar das krasse Gegenteil der Fall sein.
»Einfach nur so. Wie sieht es mit Black aus?«, fragte ich und erinnerte mich an die Unterhaltung mit Solbergs Vorgesetztem in seinem Büro. »Hatten er und Solberg gemeinsame Projekte laufen?«
Ross schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, ist Black nur für die Geschäftsführung zuständig.«
Black hatte behauptet, Solberg und er hätten gut zusammengearbeitet. Vielleicht hatte er es eher allgemein gemeint, aber es hatte viel persönlicher geklungen.
»Wissen Sie, ob Solberg Freunde hat, bei denen er sich aufhalten könnte?«
»Freunde?« Er dachte nach. »Nein. Jedenfalls nicht auf Anhieb. Er arbeitet wirklich sehr viel. Da bleibt ihm wahrscheinlich kaum Zeit, Beziehungen zu führen.«
»Immerhin hatte er Zeit für diese Blondine.«
»Wie bitte?«
»Diese …« Fast hätte ich gerade ein Wort gesagt, bei dem ich mir vor einigen Jahren noch den Mund hätte auswaschen müssen. »Ähm … was genau hat sie noch einmal in dieser Zaubershow getan?«
»Oh. Ich glaube, sie war die Dame, die in zwei Hälften gesägt wurde.«
»Ach!« Ich klammerte mich an meinen Daiquiri. »Mit welcher Hälfte ist er denn abgezogen?«
Ross lachte, aber es klang etwas angespannt. »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig neidisch bin auf J. D. Der Mann ist einfach ein verdammtes Genie. Er räumt seit drei Jahren regelmäßig den Lightbulb Award ab, diesen Preis in Glühbirnenform. Aber ich möchte ihm wirklich keine Schwierigkeiten …«
»Wie hieß sie?«
»Pardon?«
»Die halbierte Zaubertussi«, sagte ich und klang dabei phänomenal entspannt. »Wie hieß sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht kennengelernt. Außerdem waren sie zu viert. Davon mal abgesehen kann das Ganze auch völlig harmlos gewesen sein.«
Ich biss die Zähne zusammen. »Wahrscheinlich haben sie die Relativitätstheorie diskutiert.«
Er schaute betreten drein. »J. D. interessiert sich eher für die Zeitdehnung.«
Keine Ahnung, wovon er da sprach, aber die Ironie der Situation lag klar auf der Hand, trotz des Rums, der durch mein System schwappte. Mir gegenüber saß ein gut aussehender Kerl, der nicht einmal schwul war, und alles, worüber ich reden konnte, war der kleine, nervige Computerfreak. Tief in meinem Inneren schmerzte das sehr. Ziemlich tief. »Was ist mit dem Zauberer?«
Einen Augenblick lang sah er verwirrt aus, aber er hatte ein schnelle Auffassungsgabe und begriff, worauf ich hinauswollte. Er atmete aus und lehnte sich zurück. »Er hatte einen fremdländischen Namen.«
»So was wie François? Oder Juan?«
»Nein. Vielleicht ägyptisch oder arabisch. Ich glaube, er trug einen Turban.«
»Sie glauben?«
»Ich war wohl etwas angetrunken, als wir die Show gesehen haben.«
Ich wartete.
»The Magical …« Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erinnern. »Martini?«
»The Magical Martini?«, wiederholte ich ungläubig.
Er musste lachen, schob seinen Salatteller zur Seite und griff nach meiner Hand. Seine Haut fühlte sich warm an, als sich seine Hand um meine Finger schloss.
»Das wollte ich Ihnen eigentlich alles gar nicht erzählen. Ich wollte doch nur … Ich wollte Sie gern sehen und …« Er zuckte mit den Schultern. »Es tut mir wirklich leid.«
Ich sah ihm in die karibikblauen Augen. Sie schauten mich ernst an.
»Es ist ja nicht Ihr Fehler«, erwiderte ich, als es mir langsam dämmerte. Er war zwar definitiv ein Mann, aber deswegen konnte ich ihn wahrscheinlich nicht für die Fehler seines gesamten Geschlechts verantwortlich machen.
»Nein«, gab er zurück und strich mit seinem Daumen über meine Handfläche. »Aber ich habe Angst, dass sich die Sache irgendwann einmal gegen mich wenden und mir in den Hintern beißen könnte. Wissen Sie, was ich meine?«
Ziemlich gut sogar. Vor ein paar Minuten hatte ich darüber nachgedacht, genau das zu tun.
Ross strich mit der Spitze seines Ringfingers über meinen Handrücken – der, nebenbei bemerkt, bar jeden Fingerschmucks war. »Vielleicht können wir Solberg ja für heute Abend einmal vergessen. Sie wissen schon, um uns besser kennen zu lernen.«
Meine Hormone wurden aufmerksam. Er hatte vollkommen Recht. Heute Abend gab es sowieso nichts mehr, was ich noch für Elaine tun konnte. Und wenn Solberg es tatsächlich so vermasselt hatte, wie ich annahm, dann gab es ohnehin kaum eine Chance. Außer ich engagierte einen Killer für sie,
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