Moerderische Dividende
wieder zurück.« Wenn das so weiterging, würde ich bald zur Apotheke fahren müssen.
Als ich mit der Flasche in der Hand wiederkam, stand Arabella am Erkerfenster und blickte hinaus.
»Hübsche Küche«, sagte sie.
»Danke. Geht es Mitzi sehr schlecht?«
Arabella schüttelte den Kopf. »Sie sagt, es seien die Nerven und der Whiskey.«
»Sie ist keine große Trinkerin.«
Arabella nahm die Flasche. »Offenbar nicht. Es war gar nicht so viel.«
»Es tut mir so leid wegen Ihrer Mutter. Ich habe sie nur einmal gesehen. Sie war reizend.«
»Danke.« Arabella machte eine kurze Pause, als wollte sie noch etwas sagen, meinte dann aber nur: »Ich gehe besser zurück zu Tante Mitzi.«
»Wenn sie sich nachher nicht besser fühlt, rufen Sie mich an.«
»Mache ich. Danke.«
Ich sah ihr nach, wie sie den Hof durchquerte. Es gab eine minimale Chance, daß die Farbe dieses Haars echt war.
»Was wollte denn Arabella?« Lisa stand hinter mir.
»Mitzi fühlt sich nicht gut heute früh. Arabella kam rüber, um Pepto-Bismol zu holen. Wußtest du, daß sie
Tante
Mitzi zu ihr sagt?«
Lisa goß sich eine Tasse Kaffee ein. »Tante Mitzi und Onkel Arthur. Das ist mir auch aufgefallen. Na ja, irgendwie sind sie ja miteinander verwandt.«
Ich wußte zwar nicht wie, aber ich überging es.
»Ich mag sie«, sagte Lisa.
»Zweifellos sieht sie sehr gut aus.«
»Und steht mit beiden Beinen auf der Erde.« Lisa gab zwei Teelöffel Zucker in ihren Kaffee. »Hast du wegen Woofer angerufen?«
»Es geht ihm besser. Wir können ihn wahrscheinlich heute nachmittag abholen.«
»Das ist ja prima.«
»Und wir haben gestern nacht mit Haley gesprochen. Präzise gesagt, gegen drei Uhr früh. Sie fühlt sich pudelwohl.«
»Da war ich mir sicher. Ich wette, bis Weihnachten ist sie schwanger.«
»Ich glaube, sie hofft das auch.«
Ich war gerade dabei, die Wäsche in die Waschmaschine zu stopfen, als das Telefon klingelte. Lisa ging dran, sprach ein paar Minuten und reichte es mir dann. »Es ist Tante Schwesterherz.«
»Was ist denn nebenan los?« fragte sie. »Debbie rief an und sagte, Arthur sei wegen Mordes verhaftet worden.«
»Das stimmt. Es ist verrückt. Hast du heute morgen mit ihr gesprochen?«
»Ich habe gerade aufgelegt. Gestern abend war ich mit Cedric aus. Und Maus, du wirst nicht glauben, was passiert ist.«
Ich war sicher, daß ich es gleich erfahren würde, aber ich fragte trotzdem.
»Er wollte zum Aussichtsturm auf den Vulcanus hoch, und ich dachte, na ja, warum nicht, ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und war noch nie da oben. Es wird ein kleines Abenteuer. Und glaub mir, das war es.«
»Du bist doch nicht die Treppen hochgestiegen?« Einen Moment lang dachte ich, das Abenteuer hätte darin bestanden, die Notrufnummer zu wählen.
»Natürlich nicht. Aber der Aufzug blieb stecken. Wir saßen etwa eine Stunde fest. Ich, Cedric, ein Mann aus Cincinnati und zwei Männer aus Bangladesh. Auf halbem Weg hoch zum Vulcanus.«
»Mein Gott. Ist eine Panik ausgebrochen?«
»Wir sind nicht
abgestürzt
, Maus. Wir haben nur einfach dagesessen. Wir riefen unten an und erzählten, daß wir festsaßen, und dann spielten wir Poker. Ich hatte Karten in der Handtasche. Und diese Typen aus Bangladesh, die spielten, wie ich noch nie jemand habe Poker spielen sehen. Ich will gar nicht davon reden, wozu sie erst in der Lage gewesen wären, wenn sie englisch gekonnt hätten. Cedric und ich haben jeder an die zehn Dollar verloren, und bei dem Mann aus Cincinnati weiß ich zwar nicht, wieviel, aber verloren hat er auch. Es war ganz schön hart auf dem Boden. Ich habe mich zwar abwechselnd hingekniet und auf den Hinterngesetzt, aber mir tut heute früh noch immer alles weh.«
»Hast du das auch nicht alles nur erfunden?«
»Wie könnte ich zwei schlitzohrige Kartenhaie aus Bangladesh in einem feststeckenden Aufzug erfinden? Wo liegt Bangladesh eigentlich?«
»Irgendwo in der Nähe von Indien. Ich finde es aber eindrucksvoll, daß sie Birmingham besichtigen.«
»Ich glaube, sie sind wegen einer medizinischen Behandlung an der Uniklinik da. Vielleicht wegen einer Herzoperation. Der Ältere hat sich ständig an die Brust gegriffen.«
»Was ihn aber in seinem Pokerspiel nicht beeinträchtigt hat.«
»Kein bißchen. Vielleicht war es ja sogar ein Ablenkungsmanöver.«
»Möglich.« Ich wußte, daß ich von dieser Geschichte noch länger hören würde, weshalb ich mich erkundigte, was Debbie sonst noch wegen Arthur zu sagen
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