Moerderische Dividende
Hundertachtziggradwende und schnappte mir den Platz. Ich wartete einen Moment, ob ein Polizist an mein Fenster klopfen würde. Die Gegend hier ist die mit den meisten Patrouillen in der ganzen Stadt. Aber ich hatte Glück. Ich schloß das Auto ab und ging durch den Park, in dem eine Menge Menschen das schöne Wetter ausnutzten, um ihr Mittagessen draußen einzunehmen. Beete mit roten und rosafarbenen Begonien waren noch in voller Blüte.
Die Sonne strahlte so, daß ich einen Moment warten mußte, bis sich meine Augen ans Dunkle gewöhnt hatten, als ich das Gerichtsgebäude betrat. Ich hätte die stattliche Gestalt fast übersehen, die in Richtung Damentoilette eilte. Meine Schwester Mary Alice. Was zum Teufel tat sie hier?
»Ich bin hier, um Cedric eine Angellizenz zu besorgen«,sagte sie, als ich ihren Füßen verkündete, ich wüßte, daß sie dort drin sei.
Habe ich jemals erwähnt, daß Schwesterherz die schlechteste Lügnerin auf der ganzen Welt ist? Sie hat eine völlig verräterische Art, mit den Lippen zu zucken wie ein Kaninchen. Aber man muß sie nicht einmal anschauen. Ihre Stimme wird beim Lügen etwas lauter, etwas süßer.
»Nein, bist du nicht. Mit über fünfundsechzig braucht Cedric gar keine Angellizenz mehr. Er braucht als Ausländer vielleicht ohnehin keine.«
Die Toilettenspülung war zu hören, und Schwesterherz stolzierte aus der Kabine. »Nun, deshalb bin ich aber hier. Er will eine Angellizenz. Er fährt morgen zum Logan Martin Lake.«
»Zum Bass-Master-Turnier?« Das Turnier war die Woche zuvor gewesen.
»Ja.« Schwesterherz versuchte herauszubekommen, wie man das Wasser anstellte.
»Streck deine Hand einfach unter den Wasserhahn«, sagte ich.
»Ich hasse Klempner. Sie erfinden mit Absicht solche Dinge, um einen zu verwirren.« Sie wusch sich die Hände und griff nach einem Papierhandtuch. »Was treibst du hier?«
»Ich habe Mitzi zu Arthurs Kautionsanhörung hergebracht.«
»Nun, ich hoffe, es wendet sich alles zum Guten.« Sie trocknete sich die Hände und warf drei Handtücher in den Abfallkorb. »Ich muß los.«
»Cedric soll mal schön ein paar Barsche fangen. Ich hoffe nur, sie sind nicht von der streichholzdünnen Sorte.«
Ich fand das lustig, sie nicht. Sie fegte hinaus, und als ich in den Flur kam, war sie schon auf und davon auf dem Wegin die Lizenzabteilung. Ich nahm den Aufzug und drückte den Knopf für den dritten Stock. Was immer auch der Grund für ihr Hiersein und ihr Versteckspiel war, es würde herauskommen.
Mitzi und Arabella saßen vor einer eindrucksvollen Mahagonitür auf einer Bank. Am Fenster neben ihnen standen ein Mann und eine Frau. Sie steckten die Köpfe zusammen, während sie leise redeten, und blickten beide auf, als ich fragte, wie es ausschaue.
»Die Anwältin ist drin beim Richter«, sagte Arabella. »Sie sagte, wir sollten draußen warten.« Sie drehte sich zu dem Paar am Fenster um. »Mrs. Hollowell, das sind meine Schwester Sue und ihr Mann, Joseph Batson.«
Die Batsons sahen überhaupt nicht aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sue Batson war eine große, recht imposant wirkende Frau, die ihren Mann um mindestens fünf Zentimeter überragte. Mit ihrer blassen Gesichtsfarbe, dem spülwasserblonden Haar und ihren vom Weinen verquollenen Augen ähnelte sie überhaupt nicht ihrer Schwester. Joseph Batson hätte einer von den Smith Brothers auf den gleichnamigen Hustenbonbon-Packungen sein können, nur daß die gepflegter aussahen. Er war dünn und mit einem zerknitterten weißen Hemd und Bluejeans bekleidet, das dunkle Haar, das oben bereits licht wurde, trug er zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden. Darüber hinaus hatte er einen buschigen, graumelierten Bart. Er entsprach gar nicht meiner Vorstellung von einem multimillionenschweren Unternehmer.
Er hatte jedoch ein reizendes Lächeln und einen kräftigen Händedruck. Seine Frau hingegen nickte nur, als wir einander vorgestellt wurden. Ich fragte mich, was sie hier taten, ob Mitzi oder Arabella sie wohl angerufen hatten.
Mitzi antwortete ungefragt. »Sue rief heute früh an, und ich erzählte ihr von dem Gerichtstermin. Sie sind hier, um zugunsten von Arthur auszusagen, falls nötig.«
»Der beste Kerl auf der Welt«, sagte Joseph Batson. »Kümmert sich seit Jahren um unsere Versicherungsangelegenheiten. Ich kann gar nicht verstehen, wie die auch nur auf die Idee kommen, er könnte etwas mit Sophies Tod zu tun haben.«
Sue drehte sich um und blickte aus dem Fenster, so
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