Moerderische Dividende
würde hier wohnen. Sie kam zu uns nach Hause, weil sie es, wie sie sagte, nicht ertragen konnte, hierher zurückzukehren.«
»Nun«, sagte Schwesterherz. »Es sind ein paar Kleidungsstücke in der Kommode. Ich halte es für möglich, daß sie ein paar Nächte hier war. Das Seifenstück im Bad ist jedoch nie naß gemacht worden. Habt ihr das bemerkt?«
Ich nicht. Mary Alice war aufmerksamer gewesen als ich.
»Und hier riecht nichts nach Shalimar«, fügte Mitzi hinzu.
Das allerdings war mir aufgefallen.
»Sie war keine fünf Minuten bei uns, da roch schon das ganze Haus nach Shalimar.«
»Ich frage mich, wo sie letzte Nacht war«, sagte ich.
»Bei Freunden, sagte sie.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Bei diesen Freunden, vermute ich. Irgendwo in Southside. Arthur hat die Telefonnummer.«
»Du weißt nicht, wer das ist?«
Mitzi schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie hat als Teenager oft ihre Großeltern hier besucht und kennt eine Menge Leute.«
»Sie ist ein gutaussehendes Mädchen«, sagte Schwesterherz. »Ich wette, ihre Besuche haben ziemlich Furore gemacht.«
»Sie hatte ja auch eine sehr attraktive Mutter.«
Zum ersten Mal lag Bitterkeit in Mitzis Stimme. Sie merkte es selbst und sagte: »Tut mir leid, ihr beiden. Aberich dachte nie, daß Sophie für Arthur und mich ein Problem sein würde. Mein Gott, das liegt fast fünfzig Jahre zurück. Und jetzt nimmt man ihn wegen Mordes fest, jemand versucht aus was weiß ich für einem Grund unser Haus niederzubrennen, und, um das Ganze noch zu krönen, darf er auch noch dafür sorgen, daß sie eingeäschert wird und ihr Nachlaß geregelt wird. Verdammt.« Sie stand auf. »Hast du einen Kleidersack in dem Schrank gesehen?«
»Nein. Ich schau mal, ob ich einen Müllbeutel finde.« Ich ging in die Küche und warf einen Blick in die kleine Abstellkammer. Mitzi und Mary Alice kamen hinter mir her.
»Hier ist einer«, sagte ich. Mitzi schlitzte ein kleines Loch oben in den Müllsack und zog ihn über den Bügel mit dem Hosenanzug. Gott weiß warum sie vermeiden wollte, daß die Sachen knitterten. Schuhe und Unterwäsche wanderten in eine Piggly-Wiggly-Tüte.
»Ich denke, das war’s.« Mitzi ging zurück in den großen Raum und legte den Anzug über einen Sessel. Ich dachte, sie wolle die Vorhänge zuziehen, aber statt dessen schob sie die Glastüren auf und traf auf den Balkon. Sonnenlicht fiel schräg herein.
»Seht euch diesen Blick an.«
Wir schauten. Es war fast der gleiche Blick, den Mary Alice von ihrem Haus oben auf dem Red Mountain hatte, nur daß sie noch weiter oben war.
»Vielleicht sollten wir unser Haus verkaufen und uns so was wie diese Wohnung zulegen.« Mitzi lehnte sich für meinen Geschmack viel zu weit über die Brüstung.
»Hmmm.«
Zu meiner Erleichterung drehte sie sich um und setzte sich auf einen der Eisdielenstühle. Ich zog mir den anderenheran. Mary Alice setzte sich auf die Liege, obwohl es interessant gewesen wäre, sie auf einem der Stühle zu sehen.
»Du hättest da aber keinen Platz für deine Blumen.« Ich erwähnte die Tatsache nicht, daß bei einem solchen Penthouse nicht nur die Höhe schwindelerregend war.
»Stimmt.« Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Und ich hätte dich nicht als Nachbarin.«
»Das steht fest.«
Wir schwiegen ein paar Minuten lang und beobachteten den stärker werdenden Nachmittagsverkehr.
Mitzi seufzte. »Sie vermuten, das Gift war in dem Süßstoff, den Sophie in dem Restaurant in ihren Tee tat.«
»Was nicht heißt, daß ihr Arthur den verabreicht hat«, sagte ich. »Irgendein Irrer könnte ihn auf dem Tisch hinterlassen haben.«
»Aber da ist noch mehr. Viel mehr. Sophie hat eine Nachricht hinterlassen, in der sie Arthur um Sterbehilfe bittet.«
»Was?«
»Es ist, wie ich es gesagt habe.« Mitzi fuhr fort und klang so, als zitiere sie: »Ich, Sophie V. Sawyer, habe meinen lieben Freund Arthur Phizer gebeten, mir zu gegebener Zeit bei meinem Selbstmord Hilfe zu leisten. Er weiß, daß es mein Wunsch ist zu sterben, solange ich noch relativ schmerzfrei bin und bei klarem Verstand. Er darf in keiner Weise dafür verantwortlich gemacht werden, da dies mein freier Wille ist. Ich vertraue darauf, daß meine Familie es verstehen wird. Ich liebe sie von ganzem Herzen.«
»Ich kann das nicht glauben! Wo haben sie es gefunden?«
»Sophie hat es mit der Post an ihren Arzt geschickt. Er erhielt den Brief am Tag nach ihrem Tod und rief die Polizei an.«
»Aber Mitzi«, sagte Schwesterherz,
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