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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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ausgesprochen gut. Aber Stefan klammerte nicht.
    In seiner Freizeit beschäftigte er sich gern mit dem Internet, das er vor ein paar Jahren für sich erschlossen hatte. Eines Tages entdeckte er in den Weiten des Webs ein Forum zum Thema Adoption. Er hatte lange nicht mehr daran gedacht, dass er selbst ein Adoptivkind gewesen war. So war er auch nicht auf die Idee gekommen, nachzuforschen, wer seine leiblichen Eltern waren. Er hatte noch eine ganz verschwommene Erinnerung an seine Mutter, die er mit knapp vier Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Wenn er in späteren Jahren daran zurück dachte, überkam ihn immer Wut. Wie konnte eine Mutter ihr Kind an fremde Leute geben? Und was musste das für ein Vater sein, der sich offenbar nicht darum geschert hatte?
    Als er nun las, was Menschen mit Adoptionshintergrund alles erlebt hatten, wurde er neugierig auf seine eigene Herkunft und unternahm die entsprechenden Schritte. Es war ihm ja freigestellt, im Fall eines Falles Kontakt aufzunehmen oder es zu lassen. Er wollte einfach nur herausfinden, woher er kam. Er wusste bereits aus seinen Unterlagen, dass sein Geburtsort Hannover war und er dann von Leuten in Duderstadt adoptiert wurde, von den Anselmanns. Zu seinem Adoptivvater hatte er ja gerade nach dem Tod seiner Frau ein ganz gutes Verhältnis gehabt.
    Nun brachte er in Erfahrung, dass seine leibliche Mutter bei ihrer Geburt gerade achtzehn gewesen war. Sie hatte zunächst versucht, ihn selbst großzuziehen, war aber gescheitert und hatte sich dann entschlossen, ihn zur Adoption freizugeben. Sie hatte nie geheiratet und wahrscheinlich auch keine weiteren Kinder. Und sie war bereits seit über zwanzig Jahren tot.
    Als leiblicher Vater war ein gewisser Ferdinand Dünnbier angegeben. Er hatte sich nie um das Kind oder dessen Mutter gekümmert. Es war nur Geld geflossen. Nach seinen Recherchen lebte der Mann noch. Und wie der Zufall es wollte, sogar in der Nähe.
    Stefan dachte lange darüber nach, ob er diesen Mann aufsuchen sollte, konnte sich aber nicht dazu durchringen, weil er nicht wusste, was er ihm zu sagen hätte oder fragen sollte. Und natürlich hatte er Angst vor Ablehnung. Stefan bemerkte, wie ihn die ganze Angelegenheit aufwühlte. Und so verordnete er sich erst mal eine Internetpause, um Abstand zu gewinnen. Er ging stattdessen viel spazieren nach der Arbeit und schaffte es tatsächlich, seinen Kopf freizubekommen. Doch es brodelte weiter in ihm. Wenn er nichts tat, würde es eines Tages zu einem Ausbruch kommen. Er wurde immer wütender auf seinen Erzeuger. Allein die Tatsache, dass man ein Kind zeugt und sich dann einen Dreck darum schert, war in Stefans Vorstellungswelt ungeheuerlich. Schließlich fasste er den Entschluss, ihn aufzusuchen. Und wenn es nur darum ginge, ihm einmal im Leben ins Gesicht zu schauen. Vorher würde er keine Ruhe vor seiner Vergangenheit finden. Es gab im Leben einfach Dinge, die getan werden mussten.

Braunlage

     
    Ferdinands Besuch war am Nachmittag ausgeflogen, Frau Kuhfuß nach Hause gegangen. Endlich hatte er mal wieder seine geliebte Ruhe. Da läutete es an der Tür. Er bekam einen Schreck. Hoffentlich waren es nicht wieder diese furchtbaren Menschen, die Lilly und Alfonso neulich erfolgreich in die Flucht geschlagen hatten. Ganz zaghaft ging er in die Diele und fragte an der Sprechanlage, wer dort sei.
    »Mein Name ist Stefan Anselmann. Ich möchte zu Herrn Ferdinand Dünnbier.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Das muss ich ihm persönlich sagen.«
    Ferdinand überlegte einen Augenblick. Dann ging er an die Tür und öffnete. Vor ihm stand ein Mann in mittleren Jahren, der etwas grimmig dreinschaute. Er war groß, hatte grau-braunes Haar, war gut angezogen. Eine gepflegte Erscheinung, die trotz des etwas missmutigen Gesichtsausdrucks nicht unsympathisch wirkte. Trotzdem schwante Ferdinand nichts Gutes.
    »Sie sind Herr Dünnbier?«
    »Der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin der Sohn, für den Sie vor Jahrzehnten mal Alimente bezahlt haben.«
     
    Zwei Stunden später war das Haus wieder belagert. Ferdinand war fix und fertig von der Begegnung vorhin und wusste sich keinen Rat. Da hatte er eine Eingebung: Lilly. Also ging er in sein Arbeitszimmer und rief seine alte Freundin an. Hätte er gewusst, was er sich mit diesem Telefonat einhandelte, er hätte sie bestimmt nicht angerufen.
    »Ferdinand, dass Männer kopflos in der Gegend herumspurten, um ihren Spaß zu haben, das hat die Natur so eingerichtet. Aber

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