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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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hatte vor sehr langer Zeit gelebt. Damals hatte es noch keine Fahrräder gegeben. Stattdessen hatte Eisenherz ein Pferd gehabt. Einen kräftigen roten Hengst, der ebenso widerspenstig und störrisch gewesen zu sein schien wie Jan Lewins erstes Fahrrad. Das Pferd hieß in der schwedischen Übersetzung Arvak, erzählte Jan Lewins Papa, und es verdankte seinen Namen einem anderen Pferd namens Arvakr, das in der altnordischen Mythologie die Sonne über den Himmel zog und deshalb sehr viel mit dem Sommer vor fast fünfzig Jahren, in dem Jan Lewin Rad fahren gelernt hatte, zu tun gehabt haben musste.
    Das alles und noch viel mehr war in den Geschichten über Prinz Eisenherz in der Illustrierten Allers Veckotidning zu lesen gewesen. Jan Lewin und sein Vater hatten einen ganzen Abend lang jede Menge Kisten und Kartons auf dem Dachboden der alten Scheune bei ihrem Sommerhaus durchwühlt. Sie hatten mindestens hundert Zeitschriften gefunden, in denen etwas über den edlen Ritter Prinz Eisenherz gestanden hatte, und vor dem Einschlafen hatten Jan Lewin und sein Papa eine und manchmal auch zwei Geschichten über Eisenherzens spannendes Leben gelesen.
    Aber es war doch irgendwie seltsam, dachte Jan Lewin. Er hatte ein Rad namens Crescent Valiant gehabt, das nach Prinz Eisenherz getauft worden war, das hatte sein Papa schließlich gesagt. Prinz Eisenherz dagegen hatte einen roten Hengst namens Arvak gehabt, weil es zu seiner Zeit noch keine Fahrräder gegeben hatte. Aber warum hieß das rote Fahrrad nicht Arvak statt Crescent Valiant? Und wer war Crescent gewesen?
    Er hieß vielleicht Crescent mit Vornamen, überlegte Jan Lewin. Prinz Crescent Eisenherz, und am nächsten Morgen würde er seinen Papa fragen, der doch fast alles wusste, aber dann schlief er ein, und wenn er sich fast fünfzig Jahre danach noch richtig erinnern konnte, war diese Frage niemals gestellt worden. Dagegen hatte er sich viele Gedanken darüber gemacht, denn ganz einfach war die Sache nicht gewesen, obwohl er damals mit seinen fast sieben Jahren doch bereits gewusst hatte, was Mythologie bedeutete.
     
    37
     
    Am selben Morgen, an dem in Smälandsposten der Kulturkrieg losbrach, mailte die TP-Gruppe ihre Analyse des Mordes an Linda Wallin und hängte ein Täterprofil an. Außerdem hatte der Gruppenchef, Kriminalkommissar Per Jönsson, angekündigt, dass er und einer seiner Mitarbeiter unmittelbar nach dem Mittagessen in Växjö landen würden, um ihre Funde nachmittags persönlich mit den Mitgliedern der Ermittlertruppe diskutieren zu können.
     
    Bäckström hatte am Vormittag den zwanzigseitigen Bericht gelesen und dabei abwechselnd gestöhnt und geseufzt. Aber was das eigentliche Verbrechen anging, haben sie ja immerhin erkannt, worauf jeder denkende Polizist auch selber kommen kann, dachte Bäckström. Dass der Täter nicht mit Gewalt in die Wohnung eingedrungen war, dass er das Opfer schon vorher gekannt hatte, dass ihre Begegnung zuerst verhältnismäßig friedlich verlaufen war, vor allem im Hinblick auf die späteren Ereignisse. Dass Opfer und Täter zuerst auf dem Wohnzimmersofa Sex gehabt hatten, wobei es sich um freiwilligen oder erzwungenen Beischlaf mit dem Opfer gehandelt hatte. Dass sie sich dann ins Schlafzimmer begeben hatten, wo Gewalt und sexuelle Aktivitäten heftig gesteigert worden waren, dass der Täter sie nach oder bei dem abschließenden analen Übergriff erwürgt hatte, dass er unter die Dusche gegangen war, onaniert und dann geduscht hatte, dass er endlich den Tatort durch das Schlafzimmerfenster verlassen hatte.
    Danach folgten die üblichen Vorbehalte, die kein Mordermittler, der diese Bezeichnung verdiente, jemals zuließ, sondern für seine nächtlichen Albträume aufbewahrte. Man konnte zum Beispiel nicht ausschließen, dass Linda vergessen hatte, die Tür abzuschließen, dass der Täter sich in die Wohnung geschlichen oder sie auf irgendeine Weise dazu gebracht hatte, ihn einzulassen. Dass er sie von Anfang an mit dem Messer an der Kehle, zum Beispiel mit dem am Tatort gefundenen Messer, gezwungen hatte, Schmuck, Uhr und Kleider abzulegen und - andernfalls sie sich dem Risiko schwerer Gewaltanwendung aussetze - bei allerlei sexuellen Aktivitäten mitzumachen. Und zwar auf der gesamten Strecke vom Wohnzimmer bis zum Bett im Schlafzimmer, wo sie erwürgt worden war, und dass es sich beim Täter schlimmstenfalls um jemanden handeln konnte, den sie vorher noch nie gesehen hatte.
     
    Im Hinblick auf das angehängte Profil und

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