Moerderische Idylle
auf. »Ja Scheiße, die wird ich…«
»Das wirst du eher nicht«, sagte Rogersson und schüttelte den Kopf. »Du setzt dich jetzt ganz brav wieder hin, ehe du eine Gehirnblutung oder etwas noch Schlimmeres erleidest.«
Was sollte das nun wieder, dachte Bäckström und ließ sich in seinen Sessel sinken. Sie muss sterben, dachte er.
Polizeianwärter Löfgren durfte den Arrest im Polizeigebäude von Växjö verlassen, ehe die Zellentür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Eine gute Stunde darauf saß er mit seinem Anwalt im Auto und war unterwegs zum Sommerhaus seiner Eltern auf Öland. Er hatte außerdem der Staatsanwältin hoch und heilig versprochen, in der nächsten Zeit dort anzutreffen zu sein und ans Telefon zu gehen, wenn die Polizei aus irgendeinem Grund mit ihm sprechen wollte. Die Staatsanwältin hatte ihm außerdem ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Ohne sich in Details ergehen zu wollen, hatte sie ihm nahegelegt, sich seine Berufswahl noch einmal in aller Ruhe zu überlegen. Löfgren hatte seine Fingerabdrücke, eine Speichelprobe und sozusagen als freundliche Zugabe noch zwei Haare hinterlassen, und das alles war aller Wahrscheinlichkeit nach für die aktuelle Mordermittlung ohne den geringsten Wert.
Während die Kollegen in Växjö sich um die praktische Untersuchung von Löfgrens Fingern und seiner DANN kümmerten, räumte Lewin hinter sich und seinen Kollegen her. Zuerst nahm er allen, die in Bäckströms geheime Operationen verwickelt waren, ein Schweigegelöbnis ab, danach setzte er sich mit Polizeiinspektorin Sandberg zusammen, um ein ernstes Wort mit ihr zu reden.
Bäckström hatte sich langsam wieder abgeregt. Sein schlimmster Zorn war verflogen, obwohl er noch immer in den Trümmern der vielversprechenden Ermittlung herumkroch, die seine untauglichen und glattweg kriminellen Kollegen dermaßen ruiniert hatten. Ausnahmsweise einmal fühlte Bäckström sich zutiefst niedergeschlagen, so schlecht und ungerecht, wie er behandelt worden war. Dazu umgeben von Idioten, höchste Zeit für etwas Besseres also, dachte er fünf Minuten später, als er in die flirrende Hitze vor dem Polizeigebäude hinaustrat und den Weg zu seinem weichen Bett im Hotelzimmer mit der Klimaanlage einschlug, einen Weg, der ihn noch dazu am nächstgelegenen Alkoholladen vorbeiführte.
Bäckström öffnete die beiden kalten Biere, die in seiner Minibar standen, vor allem um dort Platz für seine Einkäufe zu machen. Das angenehme stille Wohlgefühl in seinem Körper blieb aus. Schlimmstenfalls hatte die kleine Sau Sandberg nicht nur seine Ermittlung sabotiert, sondern auch sein Gefühlsleben, dachte Bäckström. Weil er nichts Besseres zu tun hatte, schaltete er den Fernseher ein und folgte träge einem Kulturprogramm, wo der Programmtafel zufolge über den Mord an Linda Wallin diskutiert werden sollte, wo aber am Ende nur die üblichen Dussel saßen und sich gegenseitig Unsinn an den Kopf warfen.
Robinson-Micke, bekannt aus dem normalen Robinson und dem Promi-Robinson, dazu im zweiten Jahr Schüler an der Schauspielschule von Malmö, hatte Projektgelder für ein Dokudrama über den Mord an Linda beantragt. Die Kulturverwaltung der Gemeinde Växjö hatte das offenbar glatt abgelehnt, aber jetzt hatte er einen privaten Sponsor aufgetan. Das Drehbuch war fast fertig, und Lindas Rolle sollte von einer jungen Frau gespielt werden, die Carina Lundberg hieß, der schwedischen Bevölkerung aber eher als Big-Brother-Nina bekannt war. Sie hatte an Big Brother und an »Junge Unternehmer« im neuen Wirtschaftssender teilgenommen, hatte eine Zeit lang die Schauspielschule besucht und nun also einen Fuß im Kulturprogramm des staatlichen Fernsehens. Sie und Micke kannten einander schon länger, und sie vertraute ihrem zukünftigen Regisseur bedingungslos, auch wenn die Rolle des Mordopfers alles andere als leicht war. Vor allem grauste ihr vor den lesbischen Szenen, und zwar ganz besonders vor der, in der sie und ihre Partnerin Polizeiuniform tragen sollten.
Was redet die denn da für einen Scheiß, dachte Bäckström, drehte den Ton lauter und setzte sich im Bett auf.
»Ja, sehr viele von den jungen Polizistinnen sind doch lesbisch«, erklärte Nina. »Fast alle sogar. Ich habe eine Freundin bei der Polizei, und die hat mir das erzählt.«
»Ich habe das Ganze als klassisches Dreieck aufgebaut«, erklärte Micke. »Wir haben Linda, die Frau, die sie liebt und die ebenfalls bei der Polizei ist
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