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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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vorbei und sah, dass die Sonne bald untergehen würde; der kurze Dezembertag neigte sich dem Ende zu. Sie hatten den Zeitpunkt geschickt gewählt; zu dieser späten Stunde dachten alle nur noch an den Feierabend.
    Die Ladungen waren angebracht, ohne dass es irgendwo Probleme gegeben oder sich irgendjemand eingemischt hätte.
    Es war so einfach gewesen, dass es schon fast beängstigend war.
    Sie kehrte in Dr. Giordanos Büro zurück. Swain war bereits dort und saß Kaffee trinkend auf dem gemütlichen Sofa gegenüber dem Schreibtisch. Dr. Giordano deutete auf die Kanne. »Bitte bedienen Sie sich«, sagte er. »Der Kaffee wird Ihrem Hals gut tun.«
    »Merci«, bedankte sie sich. Sie hatte so viel gehustet, dass ihr Hals tatsächlich gereizt war. Der erste warme Schluck besänftigte ihre Stimmbänder und entlockte ihr fast ein wohliges Seufzen.
    »Sie haben eindeutig ein Problem«, erklärte Swain dem Doktor soeben. »Wir haben alle Sprengladungen anbringen können, ohne dass uns jemand daran gehindert oder etwas weitergemeldet hätte. Der beste Schutz ist immer noch eine wachsame Belegschaft, aber Ihre Leute sind so in die Arbeit vertieft, dass sie nichts anderes mehr wahrnehmen.«
    »So sind Wissenschaftler eben«, protestierte Dr. Giordano und breitete dazu in einer äußerst italienischen Geste die Hände aus. »Was soll ich machen? Soll ich ihnen befehlen, weniger an ihre Arbeit zu denken?«
    Swain schüttelte den Kopf. »Die beste Lösung wäre es, sich nicht ausschließlich auf elektronische Geräte zu verlassen, sondern Personal einzustellen, das keine wissenschaftlichen Aufgaben hat – ausgebildetes Sicherheitspersonal, meine ich damit. Sie sollten über beides verfügen. Es überrascht mich, dass Ihre Sicherheitsfirma das nicht vorgeschlagen hat.«
    »Natürlich haben sie das. Aber unsere Arbeit hier ist so sensibel, dass ich mich entschieden habe, keine Leute einzustellen,
    die
    keine
    Vorstellung
    haben,
    welche
    Sicherheitsvorkehrungen bei der Virenforschung nötig sind.«
    »Die Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen. Dadurch klafft ein großes Loch in Ihrer Abwehr, aber wenn Sie sich dessen bewusst sind –« Swain zuckte die Achseln, als wollte er ausdrücken, dass er in diesem Fall nichts unternehmen konnte.
    »Ich werde meine Empfehlungen in einem Bericht zusammenfassen. Sie können davon umsetzen, so viel Sie wollen. Und sind Sie jetzt bereit, Ihre Leute nach den Sprengladungen suchen zu lassen?«
    Dr. Giordano sah auf die Uhr. »Sie haben nur noch wenig Zeit. Ich fürchte, wir müssen die Lektion kurz halten.«
    »Natürlich.«
    Sie traten an die Sprechanlage, und Dr. Giordano drückte die Durchsagetaste. Er räusperte sich kurz und erklärte dann, was am Nachmittag geschehen war. Lily malte sich aus, wie sich überall in den Gebäuden die Angestellten fragend ansahen und dann nervös ihre Umgebung abzusuchen begannen.
    Dr. Giordano sah noch einmal auf die Uhr. »Sie haben fünf Minuten Zeit, um festzustellen, ob Sie einige dieser falschen Sprengladungen entdecken können. Entfernen Sie sie nicht, sondern rufen Sie nur hier an, und melden Sie den Fundort.«
    Er schaltete den Lautsprecher ab und fragte Swain: »Wie viele Ladungen sind es insgesamt?«
    »Fünfzehn.«
    Sie warteten ab, den Blick fest auf die Uhr gerichtet.
    Während der angesetzten fünf Minuten trudelten ganze vier Meldungen ein. Dr. Giordano seufzte, sah sie deprimiert an und verkündete das Ergebnis schließlich über die Lautsprecheranlage. Dann drehte er sich mit seiner »Was soll man da machen«‐Miene zu Swain um.
    Lily setzte sich und rieb ihr rechtes Bein, als würde es schmerzen. Jetzt, wo die Zeit gekommen war, erfüllte sie eine unerklärliche Trauer. Warum war sie plötzlich traurig, wo sie doch noch vor wenigen Tagen so wütend und hasserfüllt gewesen war? Trotzdem war es so.
    Sie hatte das Töten satt. Sie fragte sich, ob es wohl jemals aufhören würde. Rodrigo Nervi würde bis zum letzten Atemzug nach ihr suchen; in jedem Fremden würde sie eine mögliche Bedrohung sehen müssen, nie würde sie sich entspannen können.
    Swain
    stand
    auf.
    »Sie
    haben
    nichts
    von
    dem
    Probebombenalarm gesagt. Das ist gut. Ihre Leute waren erstaunlich desinteressiert. Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir sie wachrütteln können. Darf ich?« Er deutete auf die Sprechanlage, woraufhin Dr. Giordano lächelte und einladend die Hand schwenkte. Swain schaltete die Lautsprecher wieder ein und sagte in seinem groben Französisch

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