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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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merkte nichts davon.
    Sie hatte so lange keine echte Leidenschaft mehr empfunden, dass sie völlig überrascht war – von seiner ebenso wie von ihrer. Erst jetzt spürte sie, wie sehr sie nach Zuneigung gehungert, wie sehr sie sich nach einem solchen Kuss verzehrt hatte. Und dann öffnete sie ihren Mund und schlang die Arme um seinen Hals.

    Er liebte so, wie er Auto fuhr, energisch und voller Enthusiasmus. Nur kurz pausierte seine Hand auf ihrer Brust, bevor sie weiterwanderte zwischen ihre Schenkel, um sie zärtlich zu massieren. Instinktiv griff sie nach seinem Handgelenk, aber sie brachte nicht die Kraft auf, ihn wegzuschieben. Er drückte den Daumenballen gegen die Mittelnaht ihres Slips, wo er ihn sacht vor‐ und zurückschob, und Lilys Wille war gebrochen.
    Nur die Tatsache, dass sie noch im Auto saßen, rettete sie.
    Sie bekam einen Krampf in ihrem abgeknickten Bein, sodass sie sich von seinem Mund losriss und sich unbeholfen wieder wegdrehte, um das Bein auszustrecken, immer noch gefangen in ihrem Gurt und seiner Umarmung. Sie stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus und biss dann die Zähne zusammen.
    »Was ist denn?«, fragte er ängstlich, während sie sich in ihrem Sitz zurechtzurücken versuchte. Sie bemühten sich, ihre Arme zu entwirren, knallten mit den Ellbogen gegen das Lenkrad, stießen gegen die Gangschaltung oder ans Armaturenbrett und stellten sich alles in allem an wie Vollidioten. Schließlich hatte sich Lily in ihren Sitz zurückgekämpft und streckte das schmerzende Bein unter erleichtertem Stöhnen so weit aus wie nur möglich. Es war nicht weit genug; sie zog an dem Hebel der Sitzhalterung und rutschte bis zum Anschlag zurück.
    Keuchend massierte sie ihr Bein und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. »Krampf«, stöhnte sie zur Erklärung.
    Allmählich lösten sich die verknoteten Muskeln, und der Schmerz ließ nach. »Ich bin einfach zu alt für solche Knutschorgien im Auto.« Sie seufzte theatralisch. Dann ließ sie den Kopf gegen die Nackenstütze sinken und lachte müde.

    »Hoffentlich hat niemand unsere kleine Komödie gefilmt.«
    Er war immer noch ihr zugewandt, das Gesicht halb beleuchtet von den Straßenlaternen. Seine Miene und sein Lächeln wirkten eigenartig zärtlich. »Du glaubst, man könnte uns damit erpressen?«
    »Aber sicher. Unser Ruf wäre jedenfalls ruiniert. Was hat das überhaupt ausgelöst?«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Habe ich schon erwähnt, dass es mich anturnt, wenn du lachst?«
    »Nein, hast du nicht. Das hätte ich bestimmt nicht vergessen.« Er täuschte sich; sie hätte ihre Waffe jetzt dringender denn je gebraucht. Sie hätte ihn erschießen sollen, ehe er sie küssen konnte, denn nun wusste sie nicht mehr, ob sie auch nur einen einzigen Tag durchstehen würde, ohne ihn zu schmecken.
    Sie zog den Sitz wieder vor und zupfte ihre Haare zurecht.
    »Glaubst du, es wäre dir möglich, mich nach Hause zu fahren, ohne dass du weitere Passanten zu Tode erschreckst, uns fast umbringst oder Umwege einschlägst, um über mich herzufallen? Ich wäre gern noch vor Mitternacht daheim.«
    »Es gefällt dir, wenn man über dich herfällt. Gibʹs nur zu.«
    Er nahm ihre linke Hand und schob seine Finger zwischen ihre.
    »Und es hätte dir noch viel besser gefallen, wenn du keinen Krampf im Bein bekommen hättest.«
    »Das werden wir nie erfahren, oder?«, fragte sie.
    »Wetten dass doch?«
    »Selbst wenn es mir gefallen hätte, würde ich nicht mit einem Mann schlafen, den ich erst vor ein paar Tagen kennen gelernt habe. Punktum. Du kannst deine Hoffnungen wieder schrumpfen lassen, und einiges andere ebenso.«

    »Zu spät, so oder so.«
    Sie verschluckte ein Lachen, indem sie mit aller Kraft ihre Wangen nach innen zog. Er drückte sanft ihre Hand, gab sie dann frei und ließ den Motor wieder an. Ein rasantes Wendemanöver brachte sie zurück auf den Boulevard.
    Der Montmartre war immer noch überlaufen von Künstlern aller Art, aber seit der Blütezeit des Viertels waren viele Straßen vernachlässigt. Es waren schmale, gewundene Einbahnstraßen mit einer Abwassermulde in der Mitte, bedrängt von halbhohen Häusern und gesteckt voll mit Touristen auf der Suche nach der berühmten Boheme. Lily dirigierte ihn durch das Labyrinth und sagte schließlich: »Da, die blaue Tür. Dort wohne ich.«
    Er hielt direkt vor ihrer Tür. Er konnte den Wagen nirgendwo abstellen, ohne die ganze Straße zu blockieren, was die Frage erübrigte, ob er mit nach oben kommen durfte.

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