Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten
kündigen, wäre vielleicht verdächtig gewesen.
An einem sonnigen Freitag saßen Hannah und Heinz bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse, als Kommissar Lucht vor ihrer Tür stand. Neugierig bat der Hausmeister den Kripomann, sich zu ihnen zu setzen. Hannah schlürfte nervös an ihrem Kaffee.
»Es gibt Neuigkeiten«, verkündete der Kommissar.
»Ist der Diebstahl aufgeklärt?« Trettner schmunzelte vergnügt. Er stand damit nicht mehr unter Verdacht. »Es ist doch beruhigend für uns, wenn die Polizei den Verbrechern das Handwerk legt.«
»Da Dr. Keitel wieder einmal unterwegs ist, und Sie quasi das Objekt betreuen, wollte ich Ihnen mitteilen, dass wir die Diebe gefasst haben.« Lucht sah die Erleichterung in den Augen des Hausmeisterpaares.
»Der Ermittlungserfolg kam diesmal hauptsächlich aufgrund der Hinweise aus der Bevölkerung zustande.« Der Kommissar machte eine kleine Pause.
Hannah setzte die Kaffeetasse ab und hob interessiert die Augenbrauen. Sie sah dem Kommissar tapfer ins Gesicht und bot ihm ein Stück Selterwasserkuchen an. »Selbst gebacken.«
Doch Lucht lehnte mit der Hand auf seinen Bauch klopfend dankend ab.
»Es ist doch gut, wenn die Bevölkerung aufmerksam ist«, warf Trettner ein. Er wollte Näheres wissen.
»Das stimmt«, erklärte der Kommissar. »Erst bekamen wir einen anonymen Hinweis auf einen Sportwagen, der hier wohl von Passanten gesehen worden ist.« Lucht machte eine Pause und sah zu Trettner. »Sogar an das Kennzeichen von diesem silbernen Cross fire konnte sich der Bürger erinnern.«
Hannah atmete auf.
»Dann«, fuhr der Kommissar mit Blick auf Hannah fort, »erhielten wir einen Hinweis aus Insiderkreisen auf einen bevorstehenden Mord in einem Bordell.«
»Ach«, entfuhr es Hannah. Ihr Gesicht wurde kreidebleich.
»Natürlich gingen wir jedem Hinweis nach. Merkwürdig fand mein Kollege bei den nachfolgenden Ermittlungen, dass fast alle Prostituierten in dem Freudenschuppen wegen Hautausschlag nicht arbeiten konnten. Aber das spielt sowieso keine Rolle mehr.« Lucht erläuterte weiter. »Das ›Black Angels‹ wird geschlossen. Der Chef und seine Geliebte gehören zu einer Diebesbande, die sich auf Dienstreisende spezialisiert hatte.« Der Kommissar erklärte, dass die junge Frau als Lockvogel fungierte. »Sie erschlich sich das Vertrauen alleinstehender Männer in Hotels und auf Kongressen, besuchte sie und spionierte lohnende Ziele aus. Der Trick bei der ganzen Sache war, dass der Einbruch erst viele Monate später stattfand und der Bezug zu der ominösen Bekanntschaft nicht mehr hergestellt werden konnte. Das funktionierte fast bundesweit.« Der Kommissar erhob sich. »Abschließend sei gesagt, dass nicht nur einige Gemälde von Herrn Dr. Keitel sichergestellt werden konnten. Wir fanden auch die von Ihnen beschriebene Chippendale-Garnitur in der Wohnung des Bordellbesitzers.«
Die Augen des Handwerkers glänzten, als er Kommissar Lucht hinausgeleitete.
Als Trettner wieder am Kaffeetisch Platz nahm, lächelte er zufrieden in sich hinein und schnitt sich ein Stück von dem Selterwasserkuchen ab.
Hannah sah ihn fragend an: »Wie weit wärst du denn gegangen, um deine Chippendale-Garnitur wiederzubekommen?«
Trettner reagierte nicht sofort, schien zu überlegen.
»Heinz, ich warte auf Antwort«, ließ Hannah nicht locker.
»Ich habe das Kfz-Kennzeichen herausbekommen. Prima, was?« So richtig stolz klang dies allerdings nicht.
»Ach so, Kfz-Halter-Auskünfte gibt es wohl neuerdings im Bordell. Ich habe dich im ›Black Angels‹ gesehen.«
Trettner fiel die Kuchengabel aus der Hand. Wie sollte er ihr das erklären? »Also ich habe nicht … ich habe nicht vorgehabt … ich wollte nur herausfinden, wie die Zusammenhänge sind. Ob es richtig war, was ich vermutet hatte. Das musst du mir glauben«, beschwor er Hannah verzweifelt. Es musste bescheuert in ihren Ohren klingen!
»Wenn du etwas herausgefunden hättest, hättest du dich nur in Gefahr gebracht! Ist dir das eigentlich klar?« Sorge um Heinz schwang in ihrer Stimme mit. Sie wusste, wie schnell ein Marlowe-Hausmeister beseitigt werden konnte.
»Du glaubst mir?« Trettner schöpfte Hoffnung und blickte voller Liebe auf Hannah. Was hatte er doch für eine Frau! Doch dann zog er die Stirn kraus. »Wieso hast du mich im ›Black Angels‹ gesehen?« Erst jetzt fiel ihm das auf.
Hannah überlegte kurz und beschloss, alles zu beichten. Sie sprach von ihrer Arbeit, von ihrer Wut und Enttäuschung,
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