Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)
alltagssprachliche Gebrauch dieser Begriffe oft leichtfertig oder sogar falsch ist. Eine offen gelebteSexualität ist absolut nicht gleichbedeutend mit Sexsucht, die ein behandlungsbedürftiges Krankheitsbild darstellt, das bei den Betroffenen oft große Leiden bereitet. Meine ausgeprägte Sexualität hat in mir nie ein großes Leiden hervorgerufen. Im Gegenteil, es gibt nichts Schöneres für mich als Orgasmen. Allerdings haben meine zahlreichen Aktivitäten mich in sehr viele problematische Situationen gebracht.
Nachdem ich bei der Psychotherapeutin war, habe ich mich weiter mit diesem Thema befasst. Ich kann nicht leugnen, dass, seitdem ich diese Psychotherapie gemacht habe, das Thema mich zunehmend fasziniert hat. Meine Therapeutin vertrat die Meinung, dass es zwar so etwas wie eine ausgeprägte erhöhte Sexualität gibt und ich zweifelsfrei zu jenen wenigen Frauen gehöre, die so extrem ihre Triebe ausleben, aber sie tat sich schwer mit dem Begriff Sexsucht. Die Therapeutin erklärte mir, dass der Grund für meine hemmungslose Sexualität in meinem schweren Missbrauch im Kindesalter lag. Ich hatte nie gelernt zu lieben und bezog jegliche Form von emotionaler Zuwendung allein durch meine sexuelle Befriedigung. Sie schilderte mir das in aller tiefenpsychologischer Ausführlichkeit.
Inzwischen habe ich ganz andere Sachen über süchtiges sexuelles Verhalten gelesen. Entgegen der Annahme meiner Therapeutin, die meiner Meinung nach selbst ein gewaltiges Sexualproblem hatte, soll es etwas wie Sexsucht sehr wohl geben. Sie gehört, wie zum Beispiel die Spielsucht, zu den stoffungebundenen Süchten. Ein übermäßiger, oft sogar extrem gesteigerter Sexualtrieb, steht im Mittelpunkt dieser Störung. Nachdem bei der Bewertung von Sexualität individuelle und gesellschaftlicheWertmaßstäbe eine große Rolle spielen, ist in diesem Zusammenhang die Definition von „übermäßig“ oder „gesteigert“ natürlich schwierig. Ich erkenne mich darin hundertprozentig wieder, wie die von Sexsucht Betroffenen beschrieben werden. Die Sexualität nimmt in Gedanken und Verhalten große Teile des Alltags in Anspruch. Ständig auf der Suche nach sexueller Befriedigung, ohne eine innere Bindung zu dem jeweiligen Partner aufzubauen. Ich habe die typischen Kennzeichen der Sucht bei mir selbst diagnostiziert. Durch das wachsende Interesse am Suchtobjekt haben sich meine Toleranzentwicklung, Dosissteigerung und psychischen Entzugssymptome entwickelt, bis eine zunehmende Einengung im Alltag stattfand und alles sich bei mir fast ausschließlich nur noch um das Ausleben der sexuellen Wünsche gedreht hat. Ich bilde mir ein, seit ich mit David liiert bin, nicht mehr sexsüchtig zu sein. Wie kläglich meine Selbsteinschätzung ist, weiß ich nur zu gut. Auch am heutigen Abend ist es nicht viel anders verlaufen als sonst und wir befanden uns nach dem Essen im Bett.
„Irgendwie wirkst du heute ein bisschen abwesend“, sage ich.
„Ja, du hast recht, Yvonne. Dieser Fall beschäftigt mich einfach. Eigentlich will ich gar nicht an die Arbeit denken, wenn ich bei dir bin, aber ich tue mir heute sehr schwer abzuschalten. Das hat nichts mit dir zu tun.“
Das will ich dir aber verdammt noch mal gut raten, mir nicht die Schuld zu geben. Ich war heute genauso scharf, wie ich es immer bin. Ich habe gleich gemerkt, dass David heute nicht richtig bei der Sache war und, entgegen meiner sonstigen Erfahrungen mit ihm, bot er mir nichtdie Satisfaktion meiner Begierde. Es war nicht so, dass er plötzlich impotent geworden wäre aber ich bin nun mal keine Frau, die sich mit einer schnellen Nummer zufriedengibt. Wenn ich nicht voll auf meine Kosten komme, werde ich sauer. Habe ich nicht das Recht dazu? Okay, ich gebe zu, mit David verwöhnt zu sein. Wenn er schlecht in Form ist, bietet er immer noch mehr als die meisten anderen Schlappschwänze von Männern, wenn sie in Höchstform sind. Von daher hält sich mein Unmut in Grenzen und ich werde ihn gar nichts davon spüren lassen. Ich lächele ihn stattdessen an. Mein süßes aufgesetztes Lächeln, das ich zur Perfektion beherrsche und mit dem ich immer wieder Männer in die Irre führe, indem es meine wahren Gefühle verdeckt.
„Erzähl doch von den Ermittlungen und was dich so beschäftigt. Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin und dir soweit es geht helfe.“
Ich lege meinen Arm auf seine Brust, kuschele mich ganz nah an ihn heran, streichele mit der anderen Hand seine Wange und knabbere
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