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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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können Sie sich vorstellen, rein gar nichts. Nicht Sie, sondern ich habe in den letzten zwölf Jahren mit Julia Außendienst gemacht. Entschuldigung, ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet.«
    »Gegen wen dann?«
    »Das kotzt mich alles einfach nur an.«
    »Nicht nur Sie. Dennoch erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich an die Regeln halten. War das deutlich genug?«
    Hellmer verließ das Büro, ohne sich noch einmal umzusehen. Er nahm diesmal die Treppe, blieb mit einem Mal stehen und lehnte sich an die Wand. Er wurde erneut von einem Weinkrampf geschüttelt, heute war das erste Mal seit vielen Jahren, dass er weinte, und das schon zum zweiten Mal. Es dauerte einige Minuten, dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und putzte sich die Nase.
    In Julia Durants Wohnung waren die Kriminaltechniker und Spurensucher bei der Arbeit. Er besprach sich kurz mit Kunze, der aus dem Wochenende geholt worden war und ebenfalls sehr bedrückt wirkte.
    »Mit diesem Typen würde ich gerne ein Lagerfeuer veranstalten«, sagte Kunze. »Mit diesem Drecksack als Brennmaterial.«
    »Lass gut sein«, erwiderte Hellmer. »Macht euren Job, schaut euch dabei auch unten im Treppenhaus um. Ich muss wieder. Und wenn ihr irgendwas gefunden habt, dann lasst es mich als Ersten wissen.«
    »Das ist gegen die Vorschriften«, entgegnete Kunze.
    »Ist nicht vieles, was wir tun, gegen die Vorschriften? Keine Sorge, ich tue nichts, was dich und deine Truppe in die Bredouille bringen könnte. Ehrenwort.«
    »Na dann. Tag und Nacht?«
    »Tag und Nacht. Danke, du hast was gut bei mir.«
    Auf der Fahrt nach Hause drehte er die Anlage auf volle Lautstärke, er musste und wollte sich betäuben, da er ohnehin nicht klar denken konnte. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich in die nächstgelegene Kneipe gesetzt und sich volllaufen lassen. Oder er hätte sich eine Flasche Wodka gekauft und sie heimlich zu Hause getrunken. Wodka, Bier und dazu ein paar Tranquilizer. Nur um der Welt und der grausamen Wirklichkeit für einige Stunden, Tage oder Wochen zu entfliehen. Doch diesmal würde er nichts von dem tun, das war er nicht nur sich und seiner Familie schuldig, sondern auch Julia. Er musste einen klaren und kühlen Kopf bewahren, denn es ging um das Leben seiner liebsten Kollegin und Freundin, wie ihm erst gestern wieder klar geworden war.
    Zu Hause angekommen, blieb er noch eine Weile im Auto sitzen, bis er ausstieg und von der Garage direkt ins Haus ging. Dort umarmte er wortlos Nadine und fing erneut an zu weinen.
    »Was ist?«, fragte sie zutiefst verstört, denn so hatte sie ihren Mann noch nie erlebt.
    »Julia wurde entführt«, stammelte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Was? Warum sie?«, stieß Nadine entsetzt hervor. »Das ist kein Witz, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nadine, mit so was mach ich keine Witze. Ich habe verdammte Angst, dass dieses verkommene Schwein ihr was Schreckliches antut.«
    »Frank, komm, setz dich und trink …«
    »Was soll ich trinken? Soll ich mich besaufen? Glaub mir, das wäre das Letzte, was ich tun würde. Aber vielleicht kannst du mir ein Glas Wasser bringen oder einen Kaffee oder Tee.«
    »Entschuldigung, ich bin ganz durcheinander.« Sie brachte ihm ein Glas Wasser, stellte die Flasche neben ihn auf den Teppich und setzte sich zu ihm. Stephanie spielte in ihrem Zimmer, und Marie-Therese lag bereits im Bett.
    »Es wird alles gut, glaub mir«, versuchte Nadine ihn zu beruhigen. »Sag mir, wenn ich dir helfen kann oder wenn ich dich allein lassen soll. Okay?«
    »Bleib. Bleib einfach hier.« Er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter, und Nadine streichelte ihn. Es war lange her, seit sie so zusammengesessen hatten. Und es tat gut, ihre Finger zu spüren.
    Um kurz nach neun rief Susanne Tomlin an. Sie war mit einem Privatjet in Frankfurt gelandet, den ein Bekannter ihr mitsamt seinem Piloten zur Verfügung gestellt hatte.
    »Gibt es Neuigkeiten von Julia?«, war ihre erste Frage.
    »Nein, leider nicht. Wo wirst du wohnen?«
    »Ich wollte erst in meine Wohnung im Holzhausenpark, aber ich geh doch lieber ins Hotel, da krieg ich morgen früh wenigstens ein ordentliches Frühstück, auch wenn ich seit heute Nachmittag überhaupt keinen Appetit habe.«
    »Magst du zu uns kommen? Wir haben Platz genug, und ein gutes Frühstück kriegst du hier auch.«
    »Ich weiß nicht, aber …«
    »Setz dich in ein Taxi und komm her.«
    Susanne Tomlin zögerte kurz, bis sie sagte: »Danke. Ich nehme das Angebot

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