Mörderischer Auftritt
sah zu Olivia, die ihm sehnsuchtsvoll hinterherschmachtete. Ich hatte so ein Gefühl, diese Laus wusste, dass sie sich nicht würde festsetzen können.
Tammy Sue gähnte. »Hallo, ihr alle.«
»Wir sind nur kurz vorbeigekommen, um nach Ihnen zu sehen«, sagte Schwesterherz. »Zu schauen, wie es Larry geht.«
»Er ist bei Bewusstsein. Aber ich weiß, dass Daddy Ihnen das schon erzählt hat.« Sie rieb sich die Augen. »Er erinnert sich aber an nichts. Die Polizei hat ihn schon befragt.«
»Gut. Würden Sie gern für eine Weile hier rauskommen?«, fragte Schwesterherz. »Patricia Anne und ich gehen zu Parisian, um nach Schuhen zu schauen. Es würde Ihnen guttun, ein bisschen herumzuspazieren, frische Luft schnappen.«
»Nur zu!«, drängte sie Olivia. »Ich werde reingehen und Larry einen Besuch abstatten.«
Tammy Sue verhärtete sich. »Das machst du nicht. Nicht ohne mich. Ich will nicht, dass du ihn mit deinen wilden Geschichten, du seist schuld daran, dass er verletzt wurde, aufregst.«
»Nun, vielleicht war es aber so«, sagte Olivia. »Ich wusste, dass Dusk Armstrong was mit diesem Mooncloth hatte. Die beiden hatten einen wilden Streit in seiner Wohnung. Ich habe sie gehört, als ich die Nachbartür öffnen wollte, und dann sah ich Dusk hinausrennen. Wenn ich das der Polizei nach dem Mord erzählt hätte, dann hätte man sie draußen nicht mehr frei herumlaufen lassen, und sie hätte nicht auf Larry einschlagen können.«
»Warum hast du ihnen das nicht erzählt?«, fragte Tammy Sue.
»Das war nicht mein Bier«, lautete Olivias blasierte Antwort.
Bitte, lieber Gott, lass nicht zu, dass sich diese Zecke an Virgil junior festsetzt.
Mary Alice trat zwischen die beiden, was eine gute Idee war. »Kommen Sie, Tammy Sue, lassen Sie uns nach unten in die Cafeteria gehen und etwas zu trinken holen. Man trocknet leicht aus, wenn man an einem Ort wie diesem herumsitzt.«
Tammy Sue sagte an Schwesterherz vorbei zu Olivia: »Wenn du da ohne mich reingehst, bringe ich dich um. Und niemand wird mich dafür tadeln. Ich fange mit deinen dürrenZehen an und schneide sie dir einen nach dem anderen ab. Und dann deine Beine und Arme und deine Ohren. Und dann …«
Olivia erbleichte. Tammy Sue zerschnitt sie weiter und war bei den schielenden Augen angekommen, als Mary Alice sie aus dem Raum führte. Eine Frau, die in der Ecke saß, klatschte. »Sei besser vorsichtig, Schätzchen. Ich denke, sie meint es ernst.«
Dieser Ansicht war ich auch.
Das Beste, was man über Krankenhauscafeterien sagen kann, ist, dass sie sich bemühen. Und die Universitätsklinik bemühte sich. Das Essen ist ordentlich, das stolz über der Kasse angebrachte Gesundheitszertifikat bescheinigt annähernd hundert Punkte, aber machen wir uns nichts vor: Das Ambiente wird dem Anspruch nicht gerecht. Fiberglastabletts, Metalltische, Neonlicht, grüne OP-Kittel und weiße Mäntel. Die lieblichste Aufzugmusik der Welt könnte hier nichts ausrichten.
»Vanille-Schoko-Wirbel?« Schwesterherz deutete auf den Frozen Jogurt.
Tammy Sue schüttelte den Kopf. »Nur was zu trinken. Tee?«
»Für mich auch«, sagte ich.
Wir fanden beide einen Tisch am Fenster. Draußen auf der Nineteenth Street bewegte sich der Verkehr zügig. Die Frühlingssonne schien schräg durch das Fenster und zeichnete eine Linie quer über den Fußboden der Cafeteria.
»Ist es warm draußen?«, fragte Tammy Sue.
»Angenehm. Möchten Sie raus und ein bisschen spazieren gehen?«
»Lieber nicht.« Sie nahm eine Papierserviette aus dem Spender und wischte den makellos sauberen Tisch damit ab. »Meinen Sie, Olivia weiß, was sie da redet? Dass DuskArmstrong Griffin Mooncloth umgebracht und Larry den Baseballschläger übergezogen hat?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. Dann erzählte ich ihr von Dusks Verschwinden.
»Sie hat vielleicht die Stadt verlassen. Ist abgehauen.«
»Möglich.«
»Hier«, sagte Schwesterherz und stellte ein Tablett auf den Tisch. Sie hatte sich einen Frozen Jogurt geholt. »Ich habe mir einen extra Löffel geben lassen, falls Sie doch etwas davon haben wollen«, sagte sie Tammy Sue.
»Der Tee reicht mir. Danke.« Tammy Sue griff nach dem Zucker. »Mrs Hollowell hat mir gerade erzählt, dass Dusk Armstrong abgehauen ist.«
»Gestern anscheinend.« Schwesterherz tauchte den Löffel in den Joghurt, probierte ihn und verkündete, dass wir nicht wüssten, was uns entgehe.
»Hört mal zu, ihr beiden«, fuhr ich fort, »ich habe nicht gesagt, dass sie
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