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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Vergnügen,
glauben Sie mir«, sagte er sachlich. »Ich habe im Moment so viel Verdächtige,
daß ich nicht scharf darauf bin, Ihren Namen auch noch auf die Liste setzen zu
müssen.«
    »Well.« Ich wandte mich um und
ging davon. »Ich möchte Sie nicht aufhalten, Leutnant. Zeit ist alles, wie man
im Bordell zu sagen pflegt.«
    »Jetzt lege ich mich erst mal
aufs Ohr«, grunzte er. »Ich bin die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Aber
der Hafen wimmelt von Beamten, und deshalb würde ich Ihnen nicht raten, etwa
einen Fluchtversuch zu unternehmen, verstanden?«
    »Ich gehe nicht ohne Gloria Van
Raven«, versicherte ich ihm.
    »Wenn Sie es versuchen, lasse
ich Sie als Zeuge der Anklage einsperren«, stieß er noch einmal nach.
    Ich ging langsam in Richtung
auf den Highway und die Einzelkabinen davon, die Harding für unseren
Zwangsaufenthalt bereitgestellt hatte. Als ich sie erreichte, sah ich Gloria
auf der Treppe ihrer neuen Behausung sitzen. Sie trug einen einteiligen
Badeanzug. Vielleicht war er ein bißchen eingelaufen oder sie war gewachsen,
seit sie ihn das letzte Mal getragen hatte — jedenfalls verdeckte er nicht
viel, sondern brachte alles zur Geltung, was sie hatte. Gloria hatte den
Badeanzug an den interessantesten Stellen ausgewachsen.
    Ungefähr ein Dutzend Reporter
und Fotografen umringten sie. Ein kleiner Bursche mit einer großen
Plattenkamera lag vor ihr auf dem Bauch und suchte nach einem neuen
Blickwinkel, wobei es ihm offenbar nicht viel ausmachte, daß ihn der Rest
seiner Kollegen fast zu Tode trampelte.
    »Wie gefällt euch das,
Jungens?« fragte Gloria süß, als sie die Beine übereinander schlug und tief
Atem holte. Eine Salve von Blitzlichtern explodierte, und eine, die Fragerei
der anderen übertönende Stimme fragte: »Was hatten Sie für ein Gefühl, Gloria,
als Sie in das Ruderhaus gingen und die tote Frau am Boden liegen sahen?«
    Gloria schüttelte sich gekonnt,
als ob sie erschauern würde, aber es kam natürlich was ganz anderes dabei
heraus.
    »Ich wurde ohnmächtig«, sagte
sie einfach. »Es war furchtbar, wie ein Alptraum. In gewisser Hinsicht
erinnerte es mich an den neuen Film. Habe ich euch schon erzählt, meine Hübschen,
wie ich dieses schöne, aber gejagte Mädchen spiele, das...«
    Ich war schon fast an dem
Haufen der Zeitungsleute vorbei, als sich einer von ihnen umdrehte und mit
glänzenden Augen meinte: »Gloria ist wirklich eine phantastische Frau.«
    »Sicher«, erwiderte ich
höflich. »Und so gütig.«
     
     
     

5
     
    In meiner Kabine angekommen, zündete
ich mir eine Zigarette an und streckte mich auf dem Bett aus. Aus einer weiter
entfernt liegenden Kabine hörte ich ein melancholisches Trompetensolo, und ich
mußte daran denken, wie Muscat Mullins sich heute wohl fühlen würde, jetzt, wo
er wußte, daß er den ganzen Abend neben einer Leiche verbracht hatte.
    Fünf Minuten später klopfte es
an meine Tür, und ich rief »Herein«. Die Tür öffnete sich, und herein kam April Showers . Sie machte die Tür rasch wieder hinter sich
zu und sagte: »Guten Morgen, Mr. Boyd.«
    Sie trug ein Paar meerblauer
Shorts aus Haifischhaut und einen weißen Büstenhalter dazu. Ihr blondes Haar
war in dichten Locken oben auf ihrem Kopf zusammengesteckt und einen Schein
heller als ihr sonnengebräunter Körper.
    »Wenn Sie Ihr Ziel erreichen wollen,
dann müssen Sie öfters duschen (amerik. shower )«,
zitierte ich munter in Anspielung auf ihren Namen.
    »Das muß man Ihnen lassen, wenn
Sie einmal jemand aufs Korn genommen haben, dann beruhigen Sie sich auch nicht
so leicht«, meinte sie sauer.
    »Sie sehen aufregend aus«,
sagte ich ergeben. »Schauen Sie morgens immer so aufregend aus?«
    »Natürlich«, erwiderte sie
gelassen.
    »Wenn ich jemals so verrückt
sein sollte zu heiraten, dann wird meine Zukünftige eine sein, die morgens
aufregend aussieht, damit ich nachts gut schlafen kann und mir keine Sorgen
darüber zu machen brauche, welche Art von Alptraum mir den Morgenkaffee
serviert«, sagte ich.
    »Jedes Mädchen, das auch nur in
Erwägung zieht, Sie zu heiraten, sollte zuerst zu einem Psychoanalytiker
gehen«, erwiderte sie.
    »Ein Phrenologe (Schädelforscher) wäre besser«, sagte ich hoffnungsvoll. »Soll ich Ihnen mal
Ihre Schädelform erklären?«
    »Mein Gott, was geht nur in
Ihrem Kopf vor, Mr. Boyd«, meinte sie und sah mich aus ihren großen, blauen
Augen an. »Ich schätze, das ist auf Ihr Profil zurückzuführen. Sie meinen,
alles, was Sie zu tun

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