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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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passierte«, sagte ich.
»Deshalb sollten wir uns einmal mit ihm unterhalten.«
    »Meinen Sie nicht, daß dies
Leutnant Harding bereits getan hat?«
    »Sicher, aber er hat mit Muscat
entweder noch im Laufe der Nacht oder heute morgen gesprochen, als der noch mit
Heroin bis zur Halskrause angefüllt war«, entgegnete ich. »Vielleicht ist er
jetzt schon im Stadium des Katzenjammers und kann sich eher an die Vorgänge von gestern abend erinnern.«
    »All right«, meinte sie. »Es
ist jedenfalls ein Anfang. Aber vorher würde ich gern lunchen. Ich sterbe vor
Hunger.«
    »Daran sind Sie selber schuld,
April«, sagte ich nicht ohne Genugtuung. »Wenn Sie nur ein bißchen näher...«
    »Noch näher würde mich dieses
Profil aus den Pantoffeln stoßen, Mr. Boyd«, antwortete sie ernsthaft.
    Als wir den Lunch hinter uns
hatten und hinüber zu Muscat Mullins Kabine gingen, war es zwei Uhr dreißig
nachmittags und bedeutend heißer als am Morgen. Niemand spielte Trompete in der
Kabine, und keiner öffnete die Tür, als ich klopfte; auch nicht, als ich eine
ganze Weile mit beiden Fäusten dagegen hämmerte.
    Ich war gerade dabei, es ein
letztes Mal zu versuchen, als mich ein Dampfhammer schmerzhaft in mein rechtes
Schulterblatt traf. Ich wandte mich langsam um und starrte auf eine riesige
behaarte Brust unter einem durchsichtigen Nylonhemd. Um dem Burschen ins
Gesicht zu sehen, mußte ich mir fast das Genick verrenken.
    »Wie stehen die Aktien,
Partner?« fragte er mit dröhnender Stimme, die meine Trommelfelle erzittern
ließ.
    Er balancierte einen großen
Kaugummi von einer Wange in die andere und grinste mich glücklich an. Ich
kannte den Burschen nicht, und ich hatte auch gar nicht das Verlangen, ihn
näher kennenzulernen Seine Erscheinung war einschüchternd. Er mochte über zwei
Meter groß sein und an die zweihundertfünfzig Pfund wiegen. Er hätte sechs
Wärter und eine halbe Meile schwerer Eisenketten gebraucht, bevor sie ihn
hätten auf die Menschheit loslassen dürfen.
    »Ist das ein Freund von Ihnen?«
fragte ich und schielte zu April hin. Sie schüttelte den Kopf.
    »Er ist gerade erst angekommen,
ich habe ihn nie vorher gesehen, Gott sei Dank.«
    »Sie sind Boyd, der Schnüffler
vom Filmstudio, wie?« fragte er und verlagerte den Kaugummi wieder auf die
andere Seite.
    »Mehr oder weniger«, antwortete
ich zurückhaltend. »Und wer sind Sie?«
    »Versicherungsdetektiv —
Swain«, meinte er.
    Ich erinnerte mich daran, daß
Harding die bevorstehende Ankunft eines Versicherungsdetektives erwähnt hatte.
    »Versicherungsdetektiv Swain«, wiederholte
April erfreut. »Was für ein hübscher Spitzname! Ich wette, Sie sind
Versicherungsvertreter und überzeugen jeden Kunden. Was für eine nette Art,
Reklame zu machen!«
    Swain musterte sie kritisch von
Kopf bis Fuß, und er ließ sich Zeit damit. Als er ihre Figur mit seinen Blicken
bis zu den Knien abgetastet hatte, war April rot geworden.
    »Reichlich dumm, dieses Weib«,
sagte er. »Aber so, wie sie gebaut ist, spielt es ja keine Rolle, ob sie
Blödsinn redet, was Boyd?« Er gab mir einen freundlichen Rippenstoß mit dem
Ellbogen, daß ich glaubte, jetzt einen Arzt nötig zu haben.
    »Mr. Boyd!« rief April,
weißglühend vor Wut. »Wollen Sie einfach danebenstehen und tatenlos zusehen,
wie man mich beleidigt?«
    Ich warf einen raschen Blick an
dem Koloß empor und nickte.
    »Sicher, Honey«, sagte ich
inbrünstig. Swain kaute ein paar Augenblicke schweigend seinen Gummi.
    »Ich habe mit dem örtlichen Cop
gesprochen«, sagte er. »Vielleicht gibt es auch zwei Cops hier, in diesem
Kuhdorf, he?« Er schüttelte sich vor Lachen über seinen schlauen Witz und
klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Ich konnte nicht mitlachen, weil
mein verstauchtes Rückgrat das nicht erlaubte.
    » Yeah ,
Harding war sein Name«, fuhr er fort, als er sich erholt hatte. »Er hat mir die
Einzelheiten des Falles erzählt und mir auch über Sie berichtet, Boyd. Deshalb
denke ich, wir zwei sitzen im selben Boot, nicht wahr? Warum sollten wir nicht
zusammen arbeiten?«
    »Wobei?« fragte ich heiser.
    »Um den Mörder zu finden, diese
dreckige Laus, der das Mädchen umgebracht hat«, knurrte er. »Ich kann es gar
nicht erwarten, ihn zwischen die Finger zu kriegen, diesen stinkenden Bastard!«
Er ballte seine riesigen Fäuste. »Ich werde ihn auseinandernehmen! Ich werde
ihn in kleine Stücke reißen. Ich werde ihm die Gedärme herausfetzen. Ich werde
ihm die Nase in den Schädel treten,

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