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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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anderen Papieren.
    Der andere Name in Susans Tagebuch war Smitty.

  Zwei
uniformierte Polizisten stiegen mit Novakovich aus dem Aufzug. Izz, auf
Wetzons Arm, fletschte die Zähne und zitterte.
    »Hier lang. Ich zeige es Ihnen. Hier lang. Ich
habe dafür gesorgt, daß niemand etwas berührt. Da kenne ich mich aus.«
Novakovich war erhitzt, aufgebläht von der Wichtigkeit seiner neuen Rolle, und
der scharfe Geruch nervösen Schweißes bildete einen Schutzschild um ihn. Wer
hätte ihm zu nahe kommen wollen? Er führte sie durch die Küche zu der hinteren
Lieferantentür.
    »Jesses, wie sieht’s denn hier aus.« Dies kam
von dem zweiten Polizisten, einem hochgewachsenen Lateinamerikaner mit der
Figur — umgekehrtes Dreieck — eines olympischen Schwimmers. Auf seinem
Namensschild stand Colon. »Sie haben bestimmt nichts angefaßt?« Er sah
Wetzon an.
    »N-n-nein, n-n-nein, ich h-h-habe aufgepaßt.
Keine Angst.« Novakovich war so nervös, daß er stotterte.
    »Ich habe ein Badetuch über sie gedeckt«, sagte
Wetzon. Jetzt wandten ihr beide Polizisten ihre Aufmerksamkeit zu. »Es lag auf
der Treppe, als hätte sie es fallen lassen, das Badetuch, meine ich.« Sie
dachte: Ich bin erstaunlich ruhig.
    »Wer sind Sie?« wollte Colon wissen. Er hatte
seinen kleinen Block in der Hand.
    »Ich bin Leslie Wetzon, eine Freundin von Susan.
Susan Orkin. Wir waren zum Mittagessen verabredet, und als sie nicht
aufkreuzte, bin ich hergekommen...«
    Der andere Polizist, dessen Namensschild ihn als Better vorstellte, war schwarz und hatte ein kantiges Kinn. Ein
bleistiftdünner Schnäuzer klebte auf seiner Oberlippe. Er hatte kurze Beine und
einen stämmigen Oberkörper wie ein Gewichtheber. Er war schwul. Wetzon spürte
es eher, als daß sie es sah. Er schrieb etwas in sein Notizbuch und bat sie,
ihren Namen zu buchstabieren.
    »Sie hätten überhaupt nichts anfassen dürfen«,
sagte Colon.
    »H-h-hab ich ihr auch gesagt«, meinte
Novakovich. »O-o-oder nicht?«
    »Ich weiß, aber sie war nackt, und ich — na ja —
ich konnte sie einfach nicht so liegen lassen.«
    »Aber Sie haben nichts bewegt?«
    »Nein. Mehr habe ich nicht getan. Sie nicht
einmal berührt. Ich habe nicht einmal nachgesehen, ob sie noch lebte. Ich
wußte, daß sie tot war.«
    »Wir sollten besser jemand draußen postieren«,
sagte Colon.
    »Sehen wir es uns erst einmal an, Norman.«
Better stieß die Tür mit dem Fuß auf, und Colon und Novakovich folgten ihm.
    Wetzon blieb, wo sie war. Sie hatte genug
gesehen. Izz winselte und leckte mit trockener Zunge ihre Hand, und Wetzon
drückte sie an sich und verbarg ihr Gesicht in dem weichen Fell, wie Susan es
eine knappe Woche vorher getan hatte.
    Novakovich drängte sich an ihr vorbei und
stützte sich mit den Händen an die Wand neben dem Aufzug, schwer atmend, den
Kopf gesenkt. Sein Gesicht hatte die Farbe von Pergament, die Hände waren
schmutzig, die Nägel ungleichmäßig geschnitten, einer stark verfärbt. Der
krustige Grind einer halbverheilten Schnittwunde lief gezackt über seinen
linken Handrücken. Schweißperlen standen auf seinem gebeugten Genick.
    »Gut.« Colon gab sich energisch. »Fahren wir in
die Halle runter. Ich möchte von Ihnen beiden eine Aussage. Mr. Nova...«
    »Novakovich.« Er hob den Kopf und wischte sich
mit dem Unterarm den Schweiß vom Gesicht.
    »Sorgen Sie bitte dafür, daß niemand im Haus auf
diesen Treppenabsatz hinaustritt«, wies Colon ihn an. »Wir sperren ihn jetzt
ab.«
    »Wie soll ich das machen?« Bei seinem Geruch
konnte einem übel werden, besonders in dem geschlossenen Aufzug. »Hier ist ein
Streik im Gange.«
    »Machen Sie’s über die Sprechanlage. Keiner darf
das Haus betreten oder verlassen, es sei denn, Sie können ihn identifizieren.«
    Ein leichter Schmerz, wie von einer Schramme,
begann hinter Wetzons Ohr zu pochen und schloß sich dem Pochen von der Beule an
der Stirn an. »Sind Sie vom Neunzehnten?« fragte sie.
    »Ja«, antwortete Better.
    »Bitte sagen Sie O’Melvany...«
    »Sie kennen O’Melvany?«
    Wetzon nickte. Sie atmete durch den Mund, damit
sie Novakovichs Angst nicht riechen mußte.
    In der Halle sah sich Colon um, dann führte er
sie zu dem Sofa, auf dem Rhoda saß. Sie hielt eine kleine schwarze Bibel an die
Brust. Der uniformierte Sicherheitsmann beobachtete die Prozession mit
unverhüllter Neugier.
    »Ma’am, wären Sie so freundlich...«
    »Sie ist Susans Haushälterin. Rhoda, den
Nachnamen weiß ich nicht«, erklärte Wetzon. »Sie werden wohl

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