Mörderisches Musical
unten, und da zockelte
Izz neben ihr her. Sie hatten den Central Park zusammen durchquert. Wetzon war
völlig außer Atem, wollte nur unbedingt endlich zum Beresford kommen.
Alton war zurück. Alton würde sie nicht sterben
lassen.
»Guten Tag, Miss.« Ein Portier, den sie nicht
kannte, stand an der Tür, aber er mußte sie erkannt haben, denn er fügte hinzu:
»Mr. Pinkus ist vor ein paar Stunden nach Hause gekommen.«
Alton wartete auf sie, nannte ihren Namen, stand
in der offenen Tür in Bluejeans und einem weichen weißen Button-down-Hemd. Sie
stürzte in seine Arme mit der Gewißheit, daß er sich um alles kümmern würde.
»Leslie, was hast du?« Sorge machte seine Stimme weich, während er über ihr
Haar strich und sie auf die Stirn küßte.
»O Mann... kann nicht atmen.« In panischer Angst
riß sie sich aus seinen Armen. Er hatte ein Feuer im Kamin brennen. Sie fiel
keuchend auf die Knie. »Ich sterbe... mein Gott.« Ihr Kopf sank auf den
Teppich.
Alton hob sie auf, legte einen Arm um ihre
Schultern. »Atme hier hinein.« Er hielt ihr eine Papiertüte an die Lippen. Izz
winselte.
Sie stieß die Tüte weg. »Kann nicht, kann
nicht...«
»Leslie, hör zu. Du wirst nicht sterben. Das ist
nur Hyperventilation. Atme in diese Tüte. Das hilft, ich verspreche es dir.«
Wehre dich nicht , sagte sie sich und gehorchte. Das asthmatische
Keuchen ließ allmählich nach. Sie spürte, wie die Spannung aus ihrem Körper
wich, und sie lehnte sich an ihn. Spürte seine glattrasierten Wangen, roch den
Duft seines Aftershaves, fühlte sein Verlangen.
Das Feuer knackte und spuckte. Sie fröstelte
nicht mehr, und der Mantel lag auf dem Fußboden. Izz hatte es sich darauf
gemütlich gemacht.
Alton saß, an einen Sessel gelehnt, auf dem
Boden und hielt sie. »Ich glaube, du hast mich wirklich vermißt.«
Sie berührte sein Gesicht. »Es war eine schlimme
Woche.«
»Willst du mir davon berichten?« Er griff nach
ihrer Hand und hielt sie fest.
»Ich wüßte nicht einmal, wo ich anfangen
soll...«
»Fang mit deinem Freund hier an.« Er deutete mit
dem Kopf auf Izz. Izz’ glänzende schwarze Schnauze zuckte.
»Das ist Izz. Sie gehört — gehörte —
meiner Freundin Susan Orkin.«
»Garys Exfrau?«
»Du lieber Gott, Alton, kennst du denn jeden auf
der Welt?«
»Vermutlich.« Er feixte sie an.
Was für ein lieber Mensch er war. Sie sah sich
in dem eleganten Zimmer um. Seit Monaten hatte sie beinahe jedes Wochenende
hier verbracht, doch das war nicht sie. Es war Alton. Alter. Zurückhaltend.
Ausgeglichen. Und gesetzt. Nichts davon galt für sie. Konnte sie hier wohnen?
Sie glaubte es nicht. Sie würde sich immer als Gast fühlen. »Ach, Alton, ich
weiß nicht.«
»Was weißt du nicht?« Er nahm ihr Gesicht in
beide Hände und küßte sie.
Das Läuten weckte sie. Izz sprang auf, tänzelte
herum, bellte. Sie lagen aneinandergekuschelt auf dem Boden unter einer weichen
Wolldecke.
»Geh nicht ran«, murmelte Wetzon.
»Es ist nicht das Telefon. Es ist die
Sprechanlage.« Er küßte sie aufs Ohr. Dann stand er auf und ging in die Küche.
»Ja?« Er hatte einen schmalen festen Hintern und die Beine eines Läufers.
Sie schloß die Augen. Sie würde nicht sterben.
Wenigstens nicht jetzt. »Wer immer es ist, sag ihm, er soll weggehen.«
»Kommen Sie in einer halben Stunde wieder.«
Alton schaltete das Haustelefon ab.
Wetzon setzte sich auf. » Wer soll
wiederkommen?« Er stieg in seine Jeans und zog den Reißverschluß hoch. »Alton!«
»Dein Freund Silvestri.«
»Warum hast du ihm nicht gesagt, er soll
weggehen? * Sie versuchte nicht einmal, den klagenden Ton zu unterdrücken.
»Er sagt, du hättest dich vom Tatort
entfernt...«
Das Feuer war zu Glut heruntergebrannt. Wetzon
fröstelte. »Alton, es tut mir leid...«
»Sag mir lieber, was los ist.« Er setzte sich
aufs Sofa, hob sein Hemd vom Boden auf und zog es an.
Wetzon wickelte sich in die Wolldecke und setzte
sich neben ihn. »Vor einer Woche wurde Susan Orkins Geliebte, Dilla Crosby,
unmittelbar vor der Hauptprobe der Tanztruppe erschlagen. Sie war die
Inspizientin von Hotshot, Carlos’ Show.«
»Was hat dieser Mord mit dir zu tun?«
»Ich war dort.«
»Klar, wie könnte es anders sein.« Er nahm ihre
Hände mit beiden Händen, um sie zu wärmen. Seine Augen verrieten ihr, daß er
sie liebte. Sie hatte sich nie so sicher gefühlt.
»Nicht nur ich. Eine Gruppe von uns hat sie
gefunden. Ich kannte Susan vom College, aber ich wußte nicht, daß
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