Mörderisches Paradies
Etwas weiter spielten ein paar Kinder mit ihrem Ball, und ein paar Frauen vom Organisationskomitee des Clubs besprachen angeregt ihre nächste Spendenaktion.
Trotzdem erstaunte es Beth, Maria Lopez wieder ganz in der Nähe zu sehen. Sie saß am anderen Ende des Pools, makellos elegant in einem einteiligen schwarzen Badeanzug, Sonnenhut und Sonnenbrille. Aber dort konnte sie bestimmt nichts von ihrer Unterhaltung verstehen.
Eine Hand über die Augen gelegt, spähte sie zu den Bootsstegen hinunter. Eine ganze Menge Boote war hinausgefahren. Sie sah Ben in seinem Taucheranzug – offenbar wollte er gerade den Rumpf seiner Jacht reinigen. Als er an seinem Sauerstofftank herumnestelte, sprang von einem Boot ein Stückchen weiter eine Frau auf den Steg.
Amanda.
Verflucht, hatte die denn nichts anderes zu tun? Aus der gelegentlichen Clubbesucherin war längst ein ständiger Gast geworden – aus Beths Sicht allerdings ein ausgesprochen unwillkommener.
Während Beth die Szene beobachtete, ging Amanda auf Ben zu und berührte ihn sanft an der Schulter.
Ben sah auf und lächelte.
Schnell sah Beth weg, aber Amber hatte gesehen, wohin der Blick ihrer Tante geschweift war. Sie stöhnte. “Können wir sie nicht einsperren lassen?”, fragte sie Ashley.
“Flirten ist nicht verboten”, erwiderte Ashley.
“Die ganze Frau sollte verboten werden”, meinte Beth grimmig.
“Beth …”, begann Ashley wieder.
“Schon gut, schon gut”, gab Beth nach. “Aber lass uns den Nachmittag noch genießen. Lass uns warten, bis Ben mit seinem Boot fertig ist. Und ich sage dir, das wirst du mir nicht auch noch ausreden.”
Abends nahm Ashley Amber mit ins ‘Nick’s’. Jake, Ben und Beth fuhren zur Polizei, wo Beth offiziell Anzeige erstattete. Bens Nerven lagen blank – und er war fürchterlich wütend auf seine Schwester. Beth musste ihn immer wieder daran erinnern, dass er ihr anfangs nicht geglaubt hatte und ihr einreden wollte, dass sie unter Verfolgungswahn litt. Glücklicherweise verhinderte Jakes Anwesenheit einen richtigen Streit. Sowohl er als auch Detective Gorsky – der die Ermittlungen im Piratenfall leitete – versuchten die beiden zu beruhigen.
Immer noch höchst angespannt verließen sie das Kommissariat. Aber wenigstens hatte sie es jetzt hinter sich, dachte Beth. Bens Haus wurde überwacht, und die Polizei schlug vor, dass Beth bis auf Weiteres zu ihrem Bruder zog.
Der nicht mehr mit ihr redete.
Aber da es um ihr Leben ging, stimmte Beth zu. Sie wusste, dass die Polizei nicht genug verfügbare Männer hatte, um sie alle umfassend zu schützen, ohne dass sie ihre Lebensgewohnheiten vorübergehend aufeinander abstimmten. Immerhin stand ihnen mit Jake und Ashley noch die zusätzliche Unterstützung zweier Polizisten außer Dienst zur Verfügung.
Aber trotz allem war der Abend eine ziemliche Katastrophe. Amber war völlig durcheinander, nachdem sie sie im ‘Nick’s’ abgeholt und Ben ihr klargemacht hatte, dass sie vorerst keinen Schritt mehr allein machen durfte. Beth versuchte ihre Nichte ein bisschen aufzubauen, konnte Bens Vorschriften letztlich aber nur bekräftigen.
Am Montagmorgen fuhr sie Amber zur Schule und war froh, als sie merkte, dass ihnen die ganze Zeit ein Polizist folgte.
Anschließend geleitete er sie nicht in den Club, sondern blieb in der Stadt, um den ganzen Tag über die Schule im Auge zu behalten. Daher war Beth vorsichtig, als sie zur Arbeit fuhr. Im Club fiel ihr auf, dass der Wachposten am Eingang nicht mehr allein war.
Beth hoffte, dass auch irgendjemand im Club oder auf dem Grundstück unterwegs war, um alles im Auge zu behalten. Später am Vormittag kam George Berry in ihr Büro und setzte sich mit ernster Miene. Er erzählte ihr, dass die Polizei ihn kontaktiert hatte und rund um die Uhr mindestens ein Polizist entweder im Haus oder auf dem Gelände nach dem Rechten sah. Da Piraten in der Gegend ihr Unwesen trieben, schien er sehr dankbar für die Unterstützung der Beamten zu sein.
Ob er sie insgeheim dafür verantwortlich machte, dass der Club in die ganze Sache hineingezogen worden war? Allerdings entdeckte Beth keine Anzeichen dafür, dass er die jüngste Entwicklung überhaupt mit ihr in Verbindung brachte. Am Anleger des Clubs lagen so viele Luxusjachten vor Anker, dass er wohl vermutete, die Polizei betrachte den Club schon allein deshalb als potenzielles Ziel der Piraten.
Der Rest des Tages verlief ohne weitere Vorkommnisse. Beth führte ein paar
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