Mörderspiel
weißem T-Shirt und Workerhose. Dianne Dorsey trug einen knöchellangen Rock und ein ärmelloses Strickoberteil. Und dann kam Jon.
Auch er war salopp gekleidet in Jeanshemd, dessen Ärmel er aufgerollt hatte, und eng anliegenden Jeans. Sein dunkles Haar war noch feucht, als hätte er gerade geduscht. Sabrina fragte sich unwillkürlich, ob er lange geschlafen hatte, weil er lange auf gewesen und rastlos durch sein nächtliches Schloss gewandert war. Ihre Tür war verriegelt gewesen. Na wenn schon. Nur, weil sie ihre leichtsinnige sexuelle Begegnung vor einigen Jahren nicht vergessen konnte, gab es keinen Grund anzunehmen, dass Jon noch irgendein Interesse an ihr hegte. Ihr Ruf war schließlich nicht der beste.
Sie stand auf, um sich Kaffee nachzuschenken. V.J. trat neben sie und hielt ihr die Tasse hin, damit sie auch ihr einschenkte.
„Aha, du beobachtest unseren Gastgeber“, stellte V.J. mit gedämpfter Stimme fest, während Jon Camy und Joshua begrüßte, um sich ihre letzten Anweisungen anzuhören.
„Er ist ein interessanter Mann“, erwiderte Sabrina gleichmütig.
„Und natürlich bleibt die Frage, ist er ein Mörder? Hält Susan ihn wirklich dafür? Allerdings glaube ich kaum, dass sie Cassies Tod als Mord einstuft. Falls Jon seine Frau umgebracht haben sollte, wäre das in Susans Augen gerechtfertigter Totschlag.“ V.J. nippte an ihrem Kaffee. „Ich fürchte, die Hälfte der hier Versammelten hält die Tötung von Cassandra Stuart für einen Dienst an der Menschheit.“
„Ladies!“ tadelte Reggie von hinten. „Wir sollen nicht schlecht von den Toten reden.“
„Auch dann nicht, wenn die Toten viel Schlimmes angerichtet haben?“ raunte Joe Johnston hinter ihr.
„Sabrina“, sagte Camy und kam quer durch den Raum auf sie zu. Sie blieb stehen, errötete und berichtigte sich: „Miss Holloway.“
„Sabrina bitte.“
Camy errötete wieder. „Ihr Umschlag. Jetzt bekommen Sie erst nur Ihre Rollen zugeteilt. Anweisungen, was Sie tun und wohin Sie sich begeben sollen, erhalten Sie später.“
„In Ordnung, danke.“
„Haben Sie auch meinen Umschlag?“ fragte V.J.
Camy überreichte ihn ihr und gab einen weiteren Reggie.
„Autsch!“ rief Reggie aus und blickte lächelnd auf. „Ich bin die Rote Lady – eine Stripperin, die versucht, sich zu bessern, oder wenigstens so tut als ob.“
„Großartig“, stöhnte Thayer Newby auf und spannte die Muskeln. „Ich bin der weibische Tänzer JoJo Scuchi.“
„JoJo Scuchi?“
wiederholte Brett lachend.
„Sieh erst mal in deinem Umschlag nach“, warnte ihn Thayer.
Brett las seinen Brief und verzog das Gesicht. „Ich bin Mr. Buttle, der Butler. Ich stehe auf Platz zwei der Bestsellerliste der New York Times, und die machen mich zum Butler!“ klagte er.
Sabrina las ihre Anweisung und begann zu lachen.
„Und wer bist du, meine Liebe?“ erkundigte sich Brett.
„Die Herzogin, ich leite den Kirchenchor.“
„Wie treffend. Die Lady, die nackt aus der Flitterwochensuite rannte“, betonte Susan, und ihr Blick wanderte zwischen Sabrina und Brett hin und her. „Keiner von euch beiden hat den Vorfall je erklärt“, bemängelte sie verschlagen.
Sabrina lebte nun schon lange mit dieser Erinnerung, doch jedes Mal spürte sie wieder den Zorn von damals in sich aufwallen und ihre Wangen rot werden. Besonders, da Jon diesen Wortwechsel aufmerksam verfolgte. Etwa auf eine Antwort wartend?
Wohl eher nicht, denn er war derjenige, der Susan antwortete. „Und ich finde, dass sie niemandem eine Erklärung dafür schuldig sind, Sue.“
Susan öffnete den Mund, als wolle sie widersprechen, schloss ihn jedoch gleich wieder zu und reckte nur leicht trotzig das Kinn vor.
„Aber Susan“, fuhr Joe Johnston fort und las Sabrinas Brief über deren Schulter hinweg, „die Herzogin leitet den Kirchenchor nur am Tag. Nachts wirft sie sich in ein hochklassiges Callgirl-Outfit!“
„He, es ist ein dreckiger Job, und irgendwer muss ihn machen“, verteidigte Brett sie. „Hat der Butler auch was damit zu tun?“
„Der Butler ist immer der Mörder“, neckte Reggie.
„Ich meine doch, ob er was mit dem Sex zu tun hat“, erläuterte Brett.
„Du garantiert“, seufzte V.J.
„Weißt du, ich habe es schon immer mal mit ‘ner älteren Frau machen wollen“, verriet er ihr.
„Älter als was?“ fragte V.J. scharf.
Er lächelte unschuldig. „Älter als Gott, Darling. Das bist du doch, oder?“
„Halt dich zurück, mein Junge!“
Plötzlich begann
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