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Mörderspiel

Mörderspiel

Titel: Mörderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Stelle, wo Jack the Ripper sich über sein letztes Opfer Mary Kelly beugte. Dort blieb sie abermals unschlüssig stehen. Mary Kelly glich Susan Sharp aufs Haar. Der Bildhauer hatte offenkundig einen eigenwilligen Sinn für Humor und Ästhetik. Keine Frau in der Ausstellung kam besonders gut weg. Für sie selbst schien er allerdings Sympathie zu empfinden, da er sie zum Opfer auf der Folterbank gemacht hatte, dem Einzigen, das überlebt hatte.
    Sie hörte ein Geräusch hinter sich, ein Rascheln wie ein Windhauch und drehte sich um. „Hallo? Wer…“
    Sie brach ab, schaute sich um und konnte keine Menschenseele entdecken. Camy Clark blickte als Jeanne d’Arc auf ihrem Scheiterhaufen himmelwärts. Ihr eigenes Abbild lag ausgestreckt auf der Folterbank. Joe Johnston, rasiert und mit weißer Perücke als Ludwig XVI., sah sich mit Anna Lee Zane als Marie Antoinette an seiner Seite der Guillotine gegenüber. Sie alle wirkten unglaublich echt, als wären sie bei ihrem Eintreten mitten in der Bewegung erstarrt.
    Sabrina spürte Gänsehaut auf den Armen und machte einen Schritt zurück. Fast hätte sie aufgeschrien, als sie gegen etwas stieß. Sie drehte sich um und erkannte, dass es nur ein Strohballen für die Jeanne-d’Arc-Szene war.
    Gib’s zu, das alles ist höllisch beängstigend, gestand sie sich ein. Auch wenn sie glaubte, die Gegenwart eines anderen Menschen und sogar dessen Blick zu spüren, so war sie ziemlich sicher, dass außer ihr niemand hier war. Beobachtet wurde sie nur von diesen unheimlich realistischen Wachsfiguren mit ihren durchdringend blickenden Glasaugen.
    Sabrina hatte nicht laufen wollen, sie tat es dennoch.
    Und im Rennen glaubte sie, jemand lachen zu hören. Ein leises, flüsterndes Lachen, wie ein luftiger Hauch.
    Okay, du verlierst gerade den Verstand, sagte sie sich und eilte auf die zweite Doppeltür zu. In der Annahme, dass sie zur Kapelle führte, drückte sie sie auf und trat ein.
    Sie befand sich jedoch nicht in der Kapelle des Schlosses, sondern in der Krypta.
    Auf Boden und Steinregalen standen mit Marmorengeln, Kreuzen, Totenköpfen und anderer Grabkunst verzierte Steinsärge. Sabrina kam sich vor wie in den Katakomben einer großen Kathedrale. Hier ruhten so viele Tote aus so langer Zeit, dass die Krypta mindestens einen Flügel des Schlosses einnahm. Nur hier im Eingangsbereich befand sich eine schwache Beleuchtung, um dem achtlosen Gast anzuzeigen, wohin er geraten war. Es gab nichts Schreckliches hier – keine sichtbaren, verfallenden Leichen in Tüchern, keine Schädel oder blanke Knochen auf den Regalen. Wenn sie nicht allein gewesen wäre, hätte die Krypta sie fasziniert, und sie hätte begeistert ihre Daten und Kunstobjekte studiert. Für Tammy wäre das hier der Himmel auf Erden gewesen.
    So aber war es Sabrina eingestandenermaßen ziemlich unheimlich zu Mute. Sie fröstelte, dass ihr erneut Gänsehaut auf den Armen wuchs. Endlich wandte sie sich ab, verharrte und drehte sich wieder um. Direkt vor ihr befand sich ein Steinsarkophag mit einem schimmernden Kreuz und frischen Blumen darauf. Sie sah, dass an den Blumen eine Schleife mit einer Aufschrift befestigt war, trat näher und las die Worte:
Ruhe in Frieden und Gottes Liebe, liebe Cassie.
    Sabrina wich zurück, erschrocken und verunsichert. Sie hatte nicht geahnt, dass Cassandra Stuart hier im Schloss beigesetzt worden war.
    Ein plötzliches Gefühl von Enge befiel sie. Sie wandte sich ab und eilte hinaus. Während sie die massiven Türen hinter sich schloss, war sie überzeugt, noch einmal das Gelächter von vorhin zu hören.
    „Reiß dich zusammen!“ flüsterte sie ärgerlich. Wenn sie sich schon einbildete, die Wachsfiguren wurden lebendig, um sie zu erschrecken, so folgten sie ihr doch ganz bestimmt nicht in die Krypta. Das war einfach zu lächerlich.
    „Tolle Kulisse für eine Halloween-Party“, murmelte sie nervös vor sich hin. Aber natürlich war es vor allem eine tolle Kulisse für Krimi-Wochen. Die hatten schon vor Cassandras Tod hier stattgefunden und sollten auch fortgeführt werden. Sie, Sabrina Holloway, war immerhin Autorin geheimnisvoller Krimis. Sie sollte sich schier überschlagen vor Begeisterung über diese Veranstaltung, so wie die anderen es auch taten. Das alles müsste ihr Spaß machen.
    Sie lehnte sich gegen die Kryptatür. „Richtig, ich habe hier so verdammt viel Spaß, dass ich es kaum aushalte“, flüsterte sie ironisch.
    Sie straffte sich und ging auf die dritte Tür zu, die zur

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