Mörderspiel
verrückt nach Jon, warst es immer und wirst es immer sein. Und jetzt lenkst du den Verdacht auf mich, damit meine Frau denkt…“
„Exfrau, Brett“, korrigierte Sabrina ihn.
Er ignorierte sie und sprach weiter. „Du versuchst Sabrina weiszumachen, ich hätte mich mit einer verheirateten Frau eingelassen, und im nächsten Atemzug beschuldigst du mich, sie umgebracht zu haben!“
„Vielleicht hattest du Angst, dass sie deinem Freund Jon von der Sache erzählt. Sie hat dich nur benutzt, Brett. Ich weiß, du bist ein toller Liebhaber. Aber auf ihre verdrehte, kranke Art liebte sie Jon nun mal. Und…“
„Wenn jemand einen Grund hatte, sie umzubringen, dann Jon. Warum versuchst du, mich zum Sündenbock zu stempeln?“
„Jon war nicht im Raum, als es passierte. Er war draußen.“
„Also hatte er einen Komplizen – unter den Gästen, beim Personal, was weiß ich. Vielleicht war es auch ein verdammter Fremder.“
„Und vielleicht hat sie dich ein bisschen zu lange und ein bisschen zu heftig hingehalten.“
„Ich sollte dir ein blaues Auge hauen!“ schimpfte Brett. „Nicht, dass es bei deinem verdammten schwarzen Make-up sonderlich auffallen würde. Was ist los mit dir, Dianne? Versuchst du Angst zu verbreiten, damit deine Bücher gekauft werden?“
„Ach Brett, ist das alles, was dir dazu einfällt? Dreht es sich bei dir immer nur um Verkaufszahlen und den Platz auf den Bestsellerlisten? Wir reden hier vom Leben einer Frau.“
„Ja! Vom Leben und nicht vom Tod. Das nehme ich sehr ernst, meine Liebe. Wie kannst du es wagen, solche Anschuldigungen auszusprechen? Willst du die Wahrheit hören, die reine Wahrheit? Ja, ich habe mir was aus ihr gemacht. Ich wollte nicht, dass sie stirbt oder…“
Plötzlich krachte in die Stille der Kapelle ein Gewehrschuss.
Erschrocken duckte sich Sabrina, und Dianne warf sich sogar zu Boden.
Brett bewegte sich nicht so schnell, und der Rücken seines maßgeschneiderten blauen Seidenhemdes war plötzlich rot getränkt.
Blutrot.
Die Notiz hatte ihn in die Krypta gelockt.
Nicht die Anweisungen zur Krimi-Woche, sondern die erste, die unter seiner Tür durchgeschoben worden war und die Camy angeblich nicht geschrieben hatte.
Sie lautete:
Du beschränkter Schnüffler hältst Dich für schlau. Du bist nur krank, Du eitler Pfau. Steig hinab zu Deiner leblosen Frau. Ersehnst Du die Leidenschaft einer letzten Nacht, schlaf bei ihr, halt bei ihr Wacht.
Deshalb war er hinabgestiegen in die Krypta, wo seine Vorfahren zusammen mit Cassie ruhten. Trotz ihres angeblichen Hasses auf Schottland hatte sie testamentarisch verfügt, in seinem Schloss zur letzten Ruhe gebettet zu werden. Um einen morbiden Sensationstourismus zu vermeiden, hatte er die Medien in dem Glauben gelassen, sie werde in den Staaten beigesetzt. Auch ihre Familie, die sich gern seinen Wünschen gefügt hatte, da sie keinen Wert auf unangemessenes Aufsehen legte, war in den Angaben zum Beisetzungsort sehr vage geblieben.
Hier ruhte nun seine Frau, mitten in der Krypta von Lochlyre Castle.
Seine Gäste wussten offenbar, wo das Grab war, denn darauf lagen frische Blumen.
Jon betrachtete sie mit gemischten Gefühlen. Dienten sie tatsächlich Cassies Andenken, oder sollten sie eher eine Herausforderung für ihn sein? Glaubte da wirklich jemand, er hätte seine Frau umgebracht?
Oder litt hier irgendwer unter einem so brutal schlechten Gewissen, dass er versuchte, Schuld auf ihn abzuwälzen?
Seine Schuld bestand schlimmstenfalls darin, nicht bei ihr gewesen zu sein. Allein durch seine Anwesenheit hätte er vermutlich verhindern können, dass ein Killer eine günstige Situation ausnutzte.
Beim Ertönen des Gewehrschusses wurde Jon augenblicklich aktiv. Er rannte aus der Krypta, überzeugt, der Schuss sei ganz in der Nähe abgefeuert worden.
Im Gang stieß er mit Thayer Newby zusammen, dem Tom Heart und Joe Johnston auf den Fersen folgten.
„Ist sonst noch jemand hier unten?“ fragte Joe.
„Die Kapelle!“ rief Thayer.
Sie rannten das kurze Stück bis zur Kapelle und stürmten durch die Türen.
Dianne und Sabrina hockten vor dem Altar.
Brett lag auf dem Boden, am Ende des Mittelgangs zwischen den Sitzreihen.
Und er fluchte, ungeachtet der Tatsache, dass er sich in einer Kapelle befand.
Als die Männer hereinkamen, sah Brett auf. Jon nahm am Rande wahr, dass ihnen nun auch Reggie und Anna Lee folgten.
„Kann man das glauben?“ sagte Brett angewidert. „Ich! Ausgerechnet ich bin das erste Opfer.
Weitere Kostenlose Bücher