Mörderspiel
Weile.
„Könnte ich.“
„Du hättest anklopfen sollen.“ „Hätte ich.“
„Ich könnte dich hinauswerfen.“
„Nein, kannst du nicht.“
„Ich kann dich auffordern zu gehen.“
„Würde ich nicht tun.“
„Dann bist du extrem unhöflich.“
„Welche Schande.“
„Wie bist du eigentlich hier hereingekommen?“ wollte sie endlich wissen.
„Durch den Geheimgang. Es ist mein Schloss, wie du dich erinnerst.“
„Richtig. Das macht dich zum Herren über das Schloss und alle, die dir anvertraut sind“, spottete sie leise.
„Könnte man sagen.“
„Wo ist der Eingang?“
„Schlossgeheimnis. Mein Schloss, mein Geheimnis.“
„Mein Zimmer.“
„In meinem Schloss.“
„Du warst schon früher hier“, warf sie ihm mit gesenkter Stimme vor. „Das ist nicht fair. Du hältst dich nicht an die Spielregeln.“
Er unterbrach die Massage. Sabrina konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, doch sie ahnte, dass er die Stirn runzelte. „Nein“, beteuerte er. „Nein, ich war vorher noch nicht hier. Warum unterstellst du mir das?“
Sie merkte ihm eine noch größere Anspannung an. „Es war nur so ein Gefühl. Ich erwachte irgendwann aus dem Schlaf und hatte den Eindruck, nicht allein zu sein.“
„Du spürtest, dass ich da war?“
„Ich spürte…“ Sie zögerte. Ja, was hatte sie eigentlich gespürt? „Ach, ich weiß nicht. Ich erwachte und dachte, da ist noch jemand.“
„Ich bin vorher nie durch den Geheimgang in dein Zimmer gekommen.“
„Wirklich nicht?“
„Denkst du, ich würde ohne jede Beherrschung hinter dir her hecheln?“ fragte er eine Spur amüsiert.
Sie begann sich ihm zu entziehen.
Er hielt sie jedoch an den Schultern fest und fuhr fort: „Du hast natürlich Recht damit. Trotzdem war ich vorher nicht hier… ich kam lediglich jetzt in lustvoller Absicht.“
Sie lächelte schwach und war froh, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Vielleicht weiß sonst noch jemand von deinem Geheimweg.“
„Eigentlich sollte niemand davon wissen. Der Gang, durch den ich gekommen bin, führt direkt von meinem Zimmer zu deinem.“
„Interessant. Hast du mich deshalb in diesem Raum einquartiert?“
„Ja“, gestand er ohne Umschweife.
„Trotzdem warst du vorher nicht hier.“
„Nein.“
„Warum jetzt?“
„Ich habe es aufgegeben, auf eine Einladung zu warten. Und ich wollte auch keine Rücksicht mehr auf deinen Exmann nehmen.“ Das klang wieder gereizt und ärgerlich. „Und“, fügte er leise hinzu, „die unkontrollierbare Lust hat mich schließlich übermannt.“
„Tatsächlich?“
„Ich kam her, weil mir nach Sex ist“, raunte er sanft.
„Mir auch“, erwiderte sie ruhig.
„Mit welchem von uns beiden?“
„Du bist doch wirklich ein altes Ekel und solltest schnell in deinen Geheimgang zurückkriechen…“
„Auf gar keinen Fall, Liebes“, flüsterte er mit einer Intensität, dass sie unwillkürlich ein sehnsüchtiger Schauer durchrann.
Er verhielt sich still, als erwarte er eine Antwort. Doch sie gab ihm keine. Dann spürte sie seine Hände über ihren Nacken, die Schultern und unter die seidigen Träger ihres Nachthemdes gleiten.
Das Negligee begann zu fallen. Sie hielt es instinktiv über der Brust fest, beugte jedoch den Nacken und genoss es, wie er die heißen Lippen über ihre Schultern und seitlich über den Hals streichen ließ. Sie spürte seinen muskulösen Körper hinter sich. Seine Hände glitten über ihre Hüften und Schenkel, über den flachen Bauch, zwischen ihre Beine. Sie fühlte sich schwach vor Erregung. Ihre Knie gaben nach. Seine Wärme schien sie zu umfangen, und sie fürchtete, willenlos zu Boden zu sinken, erfüllt von diesem süßen erregenden Gefühl.
Jon schien plötzlich zu bemerken, dass sie noch auf dem Balkon standen, möglicherweise im Blickfeld anderer. Er schlang ihr die Arme um die Taille und zog sie ins Zimmer zurück. Dort drehte er sie zu sich herum und nahm ihre Hände in seine, wobei er ihr in die Augen sah. Das Nachthemd glitt zu Boden. Seide strich an ihr hinab und fühlte sich an wie ein kühler Hauch auf fiebriger Haut. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach Jon, der sie schweigend betrachtete. Ihr war, als spüre sie den Blick aus diesen schillernden Augen wie eine leidenschaftliche Berührung.
Cassandras Killer verfolgte das Geschehen. Aus der Ferne, mit einem Feldstecher.
Die zwei achteten nicht genug auf ihre Umgebung. Nicht dass der Killer kindische Spielchen trieb. Nein, er meinte
Weitere Kostenlose Bücher