Möwenspur
Männern zum Fischen hinaus. Meine Mutter
war somit in der Nacht alleine und wir Kinder mussten tagsüber etwas ruhig im Haus sein, da Vater
schlief. Ich bin in Concarneau zur Schule gegangen
und habe später in Rennes Wirtschaft studiert. Allerdings habe ich keinen Abschluss. Mein Vater ist während eines Sturmes auf dem Meer umgekommen und
ich musste mein Studium abbrechen und für meine
Mutter sorgen. Sie ist immer nur Hausfrau gewesen
und mein Vater hatte es versäumt, für das Alter entsprechend vorzusorgen. So fing ich als einfache Sekretärin an.“
„Jetzt bist du Chefsekretärin bei Bondella!“ Robert
sah Julie an. Er hatte aus ihren Aussagen im Chat darauf geschlossen.
Julie ging nicht weiter darauf ein und ließ die Aussage
einfach so stehen.
„Wie du feststellen kannst, bin ich immer noch alleine. Ich lebe in diesem Haus, das ich von meinem Onkel geerbt habe und versuche mein Leben in den Griff
zu bekommen. Vor einigen Jahren hatte ich das Gefühl, dass alles zusammenbricht.“ Julie war sehr ernst
geworden als sie das sagte.
„Aber inzwischen geht es wieder besser.“
Robert hatte beinahe den Eindruck kleine Tränen in
ihren Augen zu sehen.
Aber ihr Gesichtsausdruck veränderte sich sofort wieder und sie lächelte als sie sagte, dass es langsam Zeit
wäre die Vorbereitungen für ihren Strandaufenthalt zu
treffen. Die Zeit war schnell vergangen und es ging
bereits auf acht Uhr zu. Julie ließ Robert kurz alleine
im Wohnzimmer zurück. Sie hatte ihn aufgefordert
sich noch den letzten Schluck aus der Flasche einzuschenken. Sie selbst ging in den Keller.
Bevor sie nach Pont Aven gefahren war hatte sie die
Kühlbox aus der Tiefkühltruhe genommen und zum
Auftauen daneben gestellt. Sie trocknete die Box mit
einem Tuch ab. Durch den Temperaturunterschied
zwischen der Kühltruhe und der Kellertemperatur hatte sich Kondenswasser gebildet. Sie wollte Robert die
Feuchtigkeit nicht erklären müssen. Sie nahm die Box
und ging nach oben. Von der Küche aus führte die Tür
in den Garten. Neben der Tür lag bereits das Zelt,
dass sie am gestrigen Abend dort abgelegt hatte. Sie
stellte die Box dazu. Dann ging sie wieder zu Robert
ins Wohnzimmer. Er hatte sich ein wenig im Zimmer
umgesehen und stand vor dem Bild ihres Onkels, das
auf dem Sideboard stand.
„Mein Onkel, der mir das Haus vererbt hat.“ sagte sie
als sie zu ihm trat.
„Robert drehte sich zu Julie um und nahm sie in den
Arm. Er wollte ihr einen Kuss geben.
Julie drehte sich etwas weg, so dass seine Lippen nur
ihre Wangen berührten.
„Nicht so stürmisch. Geküsst wird erst am Strand, so
war es in dem Film.“
„Willst du die Szenen alle nachstellen?“ fragte Robert
sie.
„Nicht alle, aber die
Wesentlichen.“ Ihre Antwort
schien ihm nicht zu behagen und dennoch zeigte er
jetzt keine Enttäuschung. Bis jetzt hatte sich noch
keine Frau von ihm weggedreht wenn er sie küssen
wollte. Sein Ego war etwas angekratzt. Julie sah ihn
an, er hielt sie immer noch in den Armen. Er spürte
ihre Brüste, die sich an seinen Körper schmiegten.
Julie drückte sich etwas weg und sagte: „Wir sollten
jetzt keine Zeit mehr verlieren. Wir müssen am Strand
sein bevor es dunkel wird. Mit den Utensilien die wir
mitnehmen ist es besser wenn wir den Weg noch sehen. Ich möchte nicht, dass du über einen Stein fällst
und dir deinen Fuß verstauchst oder etwa brichst.“
Robert sah auf seine Uhr. Es war ihm gar nicht bewusst geworden, dass die Zeit bereits so weit vorangeschritten war. Die Zeiger seiner Uhr zeigten bereits
20 Uhr 30. Ganz aufgeregt folgte Robert Julie. In wenigen Minuten würde er mit ihr am Strand liegen und
sie würden sich lieben. Das Picknick konnte warten,
Hunger war das Letzte, was er jetzt verspürte. Sein
Verlangen nach ihrem Körper war stärker als jedes
Hungergefühl. Der Alkohol hatte sein Übriges getan.
Ihm war nicht bewusst, dass er beinahe alleine die
Champagnerflasche geleert hatte.
Julie führte ihn in die Küche und zog sich hier ihre
Gummistiefel an.
„Das sieht ja irre aus, ich mit Lederschuhen, elegant
wie auf dem Weg zur Oper und du mit Gummistiefeln, aber mit einer schönen Bluse.“ fügte er hinzu.
Julie antwortete nicht. Sie bat Robert die Kühlbox zu
tragen und sie selbst nahm das Zelt unter den Arm.
Dann schloss sie die Tür auf und ließ Robert hinaustreten.
„Du hast eine Menge eingepackt für das Picknick. Die
Box ist ganz schön schwer!“ meinte er.
„Das liegt nur an den Flaschen, ich habe uns noch
zwei Flaschen Wein
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