Möwenspur
suchen
zwei Täter. Einen Täter, den wir der Mithilfe beschuldigen könnten, sofern wir ihm das beweisen können
und einen Täter, der die Morde ausgeführt hat. Wir
müssen also jetzt nur noch die beiden zu fassen kriegen. Hast du eine Ahnung, wie viele Boote es in der
Umgebung zwischen Concarneau und Port Manec´h
gibt? Ich habe bewusst nur diesen kleinen Küstenabschnitt gewählt, weil nur der in unsere Überlegungen
passt. Es sind bestimmt weit über zweitausend.“
„Das ist mir schon klar, wenn man keinerlei Anhaltspunkte hat, dann sucht man eben die Nadel im Heuhaufen.“
„Kann ich noch einmal den Bericht von dem ersten
Toten sehen?“ Marc hatte eine Idee.
Ewen gab ihm die Unterlagen.
Marc blätterte nochmals in den Protokollen, die nach
dem Fund der ersten Leiche geschrieben worden sind.
„Ewen sieh mal, hier steht, dass der Tote Salzspuren
an den Schuhen hatte. Die Spuren befanden sich etwas
oberhalb der Sohle. Wenn man im Winter durch den
Schnee geht und die Straßen sind mit Salz gestreut,
dann siehst du doch an deinen Schuhen diese Salzränder. Genau das gleiche passiert, wenn du mit Lederschuhen ins Meerwasser gerätst. Diese Salzspuren
könnten daraufhin deuten, dass meine Idee nicht ganz
falsch ist. Der Täter wünscht sich stets, dass die Opfer
im Anzug erscheinen. Jetzt wird das erste Opfer mit
einem Boot an Land gebracht. Er trägt einen Anzug
und Lederschuhe. Natürlich will er sich die nicht versauen, folglich versucht man mit einem, sagen wir
Schlauchboot, so nah wie möglich an den Strand zu
kommen. Dennoch kommt, als er aussteigen will eine
kleine Welle und benetzt die Schuhe. Nicht tragisch,
aber es bleiben die Salzspuren zurück.“
„Ich habe diese Salzspuren bis jetzt mit dem Fundort
in Verbindung gebracht.“ sagte Ewen, dann sah er
sich die Lage des Toten auf den Bildern an. Du kannst
recht haben Marc. Wenn ich mir die Bilder ansehe,
dann kann kein Spritzwasser an seine Schuhe gelangt
sein. Auf dem Bild kann man deutlich sehen, dass der
ganze Felsen trocken ist. Deine Überlegungen bringen
uns einen Schritt weiter. Wir suchen, wenigstens für
den ersten Mord einen Helfer mit einem Boot.“
Marc Louvin verabschiedete sich von Ewen Kerber
und machte sich wieder auf den Weg nach ‚Le
Paradis‘.
*
Die Polizisten in ihrem Wagen tranken einen Schluck
Kaffee aus einer mitgebrachten Thermokanne. Sie
hatten ihren Beobachtungsposten hier nun schon vor
drei Stunden eingenommen. Julie Guillo war gegen 16
Uhr von der Firma weggefahren, ohne Umweg direkt
in ihr Haus nach Kermanchec.
Als sie angekommen war, klingelte das Telefon. Das
Kommissariat von Quimper hatte noch eine Frage an
sie.
„Madame Guillo, wir hatten vergessen Sie zu fragen,
ob Sie vielleicht eine Jacke besitzen, die Sie mit
Wachs behandeln, zum Beispiel eine Barbour-Jacke.“
„Ja, so eine Jacke besitze ich schon seit Jahren.“ Ihre
Antwort war ganz freimütig gewesen.
„Können wir uns die Jacke morgen ansehen?“ Die
Frage von Paul Chevrier überraschte Julie etwas, aber
sie sagte ihm dennoch zu.
„Sie können sie morgen gerne in der Firma abholen.
Ich werde sie mitnehmen.“ Julie legte das Telefon auf
und dachte nicht weiter über die Frage nach.
Es war schon beinahe acht Uhr und Julie war nicht
mehr vor das Haus gegangen.
„Die wird doch hoffentlich noch da sein.“ meinte der
junge Polizist am Steuer des Wagens.
„Sei ganz beruhigt,“ antwortete ihm sein Kollege „das
Grundstück kann nur von vorne verlassen werden.
Wir sehen sie auf jeden Fall, falls sie das Haus verlässt.“
„Nur gut,dasswirhieretwasunter den Bäumen stehen können. Auf der Straße würden wir doch sofort
auffallen.“
„Das ist der Nachteil, wenn man in der Bretagne ein
Haus beschatten muss. Diese vielen ‚Lieu dit‘ mit nur
wenigen Häusern erschweren eine unauffällige Beobachtung. Hier kennt man jedes Auto und jeden Bewohner. Da fällt ein Fremder sofort auf.“
Es war bereits kurz nach 20 Uhr, als ein großer Mercedes auf das Grundstück von Julie fuhr. Der Mann
stieg aus und die beiden Polizisten konnten sehen wie
die Bewohnerin aus der Tür kam und den Mann umarmte und küsste. Die zwei Polizisten notierten sich
die Zulassungsnummer. Dann warteten sie wieder und
beobachteten das Haus weiter. Es dauerte mehrere
Stunden, die Uhr zeigte schon nach Mitternacht, als
sie bemerkten wie der Mann aus dem Haus kam und
mit seinem Auto das Grundstück verließ.
Am nächsten Morgen, ihre Ablösung war vor wenigen
Minuten eingetroffen, konnte
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