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Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten

Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten

Titel: Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Horvath
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Bescherung geflossen sind, doch das heftige Schluchzen nimmt diesmal kein Ende. Zakia steht auf und geleitet Oma behutsam wie eine Kranke hinaus. Djamila wird nach kurzer Inkubationszeit ebenfalls vom Tränenfieber angesteckt, Zakias Schulter ist schon besetzt, doch Amal leiht ihre der kleinen Schwester und schafft es, sie bald wieder zu beruhigen. Djaafar, Adolphe, Yaya und Kamal nutzen die Gelegenheit, um sich zum Tischfußballtisch fortzustehlen. Zu allem Überdruss wird es dann auch noch Nicoleta übel, ob von zu viel oder zu wenig Essen, ich weiß es nicht, jedenfalls erreicht sie gerade noch rechtzeitig die Toilette. Mira eilt hinterher und begleitet sie bald darauf ins Zimmer.
    Frau Obranović war schon den ganzen Abend in einer heiklen Position: Sie steht zwischen zwei Männern, beide sind anwesend, sie hätte es nicht übers Herz gebracht, einen der beiden aus- oder gar nicht erst einzuladen. Während sie sich um Nicoleta kümmert, versucht Mladko, ein Gespräch mit Alenka anzuknüpfen, doch wie üblich fallen ihre Antworten äußerst einsilbig aus. Mladko ist nicht mehr ganz nüchtern, ich kann den Weindunst in seinem Atem über zwei Tische hinweg riechen, ich kann verstehen, dass Alenka schon allein deshalb zurückweicht, als sein Kopf beim Sprechen dem ihren immer näher kommt, dass sie schließlich aufspringt, als er die Hand ausstreckt, um ihr übers Haar zu streichen. Sie geht aus dem Zimmer, nach ein paar Minuten kommt sie an Miras Arm zurück.
    Die beiden setzen sich. Mladko steht auf, flucht lautstark, als er stolpert, und baut sich schwankend vor Mira auf. Erzähl’ uns, wer der Vater deines Kindes ist, schreit er sie plötzlich in ihrer gemeinsamen Muttersprache an, erzähl’ es uns, es sollen alle wissen, alle! Die Gespräche ringsum verstummen, alle Blicke wenden sich den beiden zu. Mira setzt zu einer Entgegnung an, doch dann schweigt sie. Alenka springt auf und läuft aus dem Zimmer. Lukas hat sich erhoben, er kommt langsam näher. Ich hab’ dir schon gesagt, ich weiß es nicht, antwortet Mira leise und mit niedergeschlagenem Blick. Du weißt es doch, beharrt Mladko, natürlich weißt du es! Mira schüttelt den Kopf. Mladko blickt kurz zur Seite, als Lukas neben ihm auftaucht. Er wirft ihm einen hasserfüllten Blick zu, er ballt die Faust. Ich stehe auf, Hans erhebt sich, doch dann drängt Mladko sich an Lukas und Mira vorbei und eilt zum Ausgang.
    Außer Mira, Hans, Tomo und mir hat wahrscheinlich niemand seine Worte verstanden, der Sinn, der dahintersteckt, dürfte aber auch einigen anderen klar geworden sein. Bald sind alle wieder zu Essen und Unterhaltung zurückgekehrt, doch die Stimmung ist dahin. In Miras Gesicht kann ich Ärger, aber auch die Besorgnis erkennen, Mladko könnte sich etwas antun. In den Gesichtern der anderen ist die Fröhlichkeit nur noch eine Maske, und jeder vermeidet es, Mira anzusehen.
    All diese unschönen Vorkommnisse haben mich davon abgehalten, Isabel mein Geschenk zu überreichen, doch nun kann und darf ich ihr selbiges nicht länger vorenthalten. Ich nehme ein Glas in die Linke, einen Löffel in die Rechte, um mir Gehör zu verschaffen. Ihr werdet euch sicher gefragt haben, warum ich ausgerechnet für Isabel kein Gedicht verfasst habe, beginne ich, und es kehrt langsam Ruhe ein. Nun, ich habe beschlossen, ihr ein viel größeres Geschenk zu machen. Ich knie vor Isabel nieder, fasse nach ihrer Hand, sie wirft mir ein verunsichertes Lächeln zu, doch diesmal bin ich meiner Sache sicher. Ich habe beschlossen, setze ich fort, mich selbst zum Geschenk zu machen. Meine schönste Isabel, willst du dieses Geschenk annehmen und meine Frau werden? Das Lächeln auf ihrem Gesicht ist plötzlich erloschen, ich fühle, wie sie ihre Hand zurückzuziehen versucht. Hinter ihr lacht die Onkelin laut auf. Also dieser Ali, wiehert sie, andere stimmen etwas unsicher ein. Ich sehe, wie sich auch Isabels schön geschwungene Lippen kräuseln, das Lächeln halb zurückkehrt, und es wird mir klar, dass ich der Sache größeren Nachdruck verleihen muss. Es ist mir ernst damit, sage ich laut und deutlich, so ernst wie noch nie in meinem Leben. Doch ich merke, dass mir die Situation entgleitet, ich habe zu lange gewartet, habe mich durch die unvorhergesehenen Ereignisse der letzten halben Stunde ablenken lassen und den richtigen Moment verpasst. Während ich auf Isabels Antwort warte, nehme ich die Reaktionen der anderen mit halbem Auge und Ohr wahr. Der spinnt, sagt Nino und tippt

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