Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
eigentlich nur jemanden, den ich an meiner Stelle zu ihm schicken kann. Dieser Jemand müsste allerdings verschwiegen sein wie ein Grab und auch noch so ehrlich, dass er mit meinem Geld nicht gleich die Fliege macht.
Aber was soll’s, das werde ich auch noch irgendwie geregelt bekommen, immerhin habe ich in den letzten Tagen einige Probleme ziemlich clever aus der Welt geschafft, da wird mir wohl auch dazu noch was einfallen.
Überhaupt glaube ich allmählich, dass ich mir viel zu viele Sorgen mache. Ich meine, mit so viel Geld kann man doch gar nichts falsch machen, ich muss mir einfach angewöhnen, die Dinge in Zukunft in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Denn eines steht außer Zweifel: Wenn ich meine Pläne auch nur einigermaßen umsetzen kann, werde ich in zehn Jahren nicht nur Millionärin, sondern sogar Multi millionärin sein.
Gar kein schlechter Werdegang, was?
Menstru-Molly, Monster-Molly, Multi-Millionen-Molly. Das muss mir erst mal einer nachmachen.
Als ich den Mini vor unserem Haus parke, bin ich ganz beschwingt von dem Gedanken.
Doch Moment mal. Wieso eigentlich unser Haus? Mein Haus! Das gehört doch schon so gut wie mir. Hausbesitzer-Molly. Klingt auch nicht schlecht.
»Hallöchen allerseits«, trompete ich zur Haustür hinein und lasse meine Tasche auf den Boden fallen. »Jemand zu Hause?«
Erstaunlich ruhig. Es ist schon fast sechs, da ist es eher ungewöhnlich, dass weder Tessa noch Lissy da sind. Ob Lissy wieder mit Manfred im Keller ist? Zum Holzschlichten? Bei dem Gedanken muss ich kichern.
Dann höre ich ein Geräusch. Täusche ich mich, oder kam das von oben? Ich steige leise die Treppe hoch. Wer weiß, vielleicht sind die beiden heute ja in Lissys Zimmer. Hm. Wenn ich da jetzt ganz zufällig reinplatze und so tue, als wollte ich mir etwas borgen …
Da sind sie aber gar nicht. Lissys Zimmertür steht offen, und im Vorbeigehen sehe ich, dass es leer ist. Auch hinter Tessas Zimmertür ist es still, dafür sind die Geräusche jetzt deutlicher, es ist ein Rumpeln, und dann höre ich Stimmen, und zwar die von Lissy und Tessa, sie klingen ganz aufgeregt, und sie kommen – aus meinem Zimmer.
Hey, was machen die denn in meinem Zimmer?
Also, so geht das nicht! Wir haben eine klare Abmachung, was das betrifft. Keine betritt das Zimmer der anderen ohne Voranmeldung. Ohne Ausnahme. Daran muss sich jeder halten, in einem Mehr-Personen-Haushalt ist das zur Wahrung der Privatsphäre unumgänglich. Zugegeben, ich habe mich auch nicht immer daran gehalten, einmal musste ich mir von Tessa einen Pullover borgen, als sie nicht da war, und ein- oder zweimal habe ich mir CDs von Lissy geholt, und als mein lachsfarbener Lippenstift alle war …
Egal. Jedenfalls haben die beiden in meinem Zimmer nichts verloren! Na warte, denen werde ich jetzt gehörig die Leviten lesen. Ohne Voranmeldung reiße ich energisch die Tür auf. Die beiden fahren herum und zucken zusammen. Ha, habe ich sie erwischt bei …
Nanu, was machen die denn da? Überall im Zimmer liegen Kleidungsstücke, Schuhe und Handtaschen herum – auf dem Bett, auf der Kommode, auf dem Sofa, ja sogar auf dem Boden. All meine neuen Sachen, sie haben sie aus den Schränken geholt und ausgebreitet wie auf einem Bazar.
Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Ich hole tief Luft, um ein empörtes Donnerwetter loszulassen, als Lissy vorsichtig sagt: »Molly, wir wissen alles.«
Und Tessa fügt an: »Ja, Molly, wir sind dahintergekommen.«
Der Schreck fährt mir in alle Glieder. Sie wissen alles ?
Aber woher denn? Soviel ich weiß, haben sie den Lottoschein nie zu Gesicht bekommen, und ich habe auch niemandem davon erzählt. Habe ich etwa im Schlaf geredet? Aber wieso hat Lissy dann noch nichts davon erwähnt, nicht einmal heute, als wir telefonierten?
Lissy macht einen Schritt auf mich zu. »Molly, es tut uns leid, wir wollten dir wirklich nicht nachspionieren, aber jetzt, wo wir es wissen, möchten wir dir natürlich helfen.«
»Ja, Molly«, sagt auch Tessa voller Verständnis. »Das Allerwichtigste ist jetzt, dass du dich dazu bekennst. Du musst stark sein und alles gestehen.«
»Woher wisst ihr es?«, hauche ich fassungslos. »Von Erich Fortunatus? Hat er angerufen und alles ausgeplaudert?«
Die beiden wechseln einen verwunderten Blick. »Erich Fortunatus?«, sagt Lissy. »Nie gehört. Wer ist das?«
»Das ist …«, hebe ich stockend an.
»Ist er auch kaufsüchtig?«, fragt Tessa.
Kaufsüchtig?
Jetzt kapier ich’s. Sie meinen gar
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