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Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich

Titel: Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Gleich, als ich die Zeichnung sah, meldete ich Bedenken an und schlug vor, lieber zweimal den Brummenden Bären im Austausch gegen einmal Biegsame Birke zu machen, aber Frederic erklärte mir, man könne die Tausendjährige Lotusblüte und somit die allerhöchste Erfüllung in einer Partnerschaft nur erreichen, indem man alle Liebespositionen des Kamasutra der Reihenfolge nach durchmacht. Er hatte auch gut reden, denn anschließend hat er sich der Zeichnung entsprechend gemütlich auf den Rücken gelegt und gemeint, ich könne »jetzt loslegen«.
    Aber okay, ich will mich ja nicht beschweren. Denn es stimmt schon, es geht um unser gemeinsames Glück, und um dieses Ziel zu erreichen, muss man auch besondere Anstrengungen auf sich nehmen, immerhin winkt uns danach die Tausendjährige Lotusblüte (was immer das genau sein mag, aber bestimmt was ganz Tolles).
    Wenigstens war ich so clever, mir für heute Morgen gleich den ersten Termin bei Fiona reservieren zu lassen. Sie hat wie immer ganze Arbeit geleistet, obwohl sie mich mit tausend Fragen über Kickboxen genervt hat und ich ihr nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet habe, indem ich ihr einfach Szenen aus einem Jean-Claude-Van-Damme-Film schilderte, den ich mal mit Frederic guckte. Jetzt ist Fiona schwer beeindruckt, weil sie glaubt, ich könne im Spagat zwischen zwei Ringen schweben, ich dagegen kann mich wieder richtig gut bewegen, ja sogar das taube Gefühl in meinem linken Bein ist wie weggezaubert.
    Also, dann wollen wir mal sehen. Ich fahre den Computer hoch und gehe meine heutigen Termine durch. Zwei am Vormittag, drei am Nachmittag. Alles Kunden, die ich schon kenne, also kann ich das ganz locker angehen. Bis zu meinem ersten Termin bleibt mir noch eine halbe Stunde, und ich überlege gerade, ob ich meine professionelle Ausstrahlung in der Zwischenzeit nicht mit ein bisschen Koffein und ein paar Kohlenhydraten optimieren könnte, als mich plötzlich eine Hand an der Schulter berührt. Ein panischer Schrei entfährt mir, und als ich mich umdrehe, starre ich in Clarissas kalte Augen.
    Herrgott noch mal, die Frau befördert mich echt noch ins Grab. Wie schafft sie es bloß, sich immer so lautlos anzuschleichen? Hat sie in ihrem Büro einen Teletransporter wie in Raumschiff Enterprise, mit dem sie sich an einen beliebigen Ort beamen kann, vorzugsweise im Rücken ahnungsloser Mitarbeiter, um diese vorzeitig ins Jenseits zu schicken?
    »Warum so schreckhaft, Molly?« Sie setzt sich auf meinen Schreibtisch, wohl, um mir mit ihren endlos langen Beinen den Rest zu geben. »Schlechtes Gewissen?«
    »Wie bitte?«, frage ich erstaunt zurück. »Wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?«
    »Hm, mal sehen.« Sie betrachtet scheinbar gelangweilt ihre perfekt manikürten Fingernägel. »Zum Beispiel, weil Sie einer Kundin ein paar lukrative Operationen ausgeredet haben, die ich ihr verkauft hatte?«
    Ein heißer Schauer jagt meinen Körper rauf und runter. Frau Schuhmann! Hat sie es also doch ausgeplaudert? Ich habe ihr doch ausdrücklich gesagt, dass sie mich Clarissa gegenüber nicht erwähnen darf!
    »Sie meinen Frau Schuhmann?«, krächze ich.
    »Genau, Frau Schuhmann.« Clarissa spricht die Worte aus, als hätte sie mich gerade eines Kapitalverbrechens überführt.
    »Haben Sie etwa mit ihr gesprochen?«, frage ich hastig.
    »Nein.«
    »Aber wieso … Wie kommen Sie dann darauf, dass ich etwas damit zu tun hätte?«
    Ein winziger Moment vergeht, und für einen Sekundenbruchteil habe ich den Eindruck, als zuckten ihre Augenlider. »Ich habe auf dem Computer gesehen, dass sie die Besprechungstermine mit Dr. Engelmann storniert hat, da brauchte ich nur eins und eins zusammenzuzählen«, sagt sie dann.
    »Aber wie kommen Sie denn darauf, dass ich Frau Schuhmann die OP ausgeredet habe?«, sage ich möglichst empört. »Wahrscheinlich hat sie mit ihrem Mann gesprochen, oder sie hat sich einfach aus freien Stücken gegen die Operation entschieden.«
    Clarissa fixiert mich mit ihren kalten Augen, und ich fühle, wie sich alles in mir zusammenkrampft. »Dann behaupten Sie also, Sie hätten nichts damit zu tun?«, fragt sie furchterregend ruhig.
    »Natürlich«, entgegne ich und ärgere mich über meine zittrige Stimme. »Das war allein Frau Schuhmanns Entscheidung, ich kann gar nichts dafür.«
    Wieder verstreichen ein paar lange Sekunden, und ich habe die schreckliche Befürchtung, dass ihr Kopf gleich vorschnellen wird und sie mir einen tödlichen Biss versetzt

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