Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
der Fassung, und schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass sie mir wenigstens die Entsorgungsgebühr für meinen alten Wagen erlassen.
Und so bin ich, Molly Becker, plötzlich aus heiterem Himmel die stolze Besitzerin eines nigelnagelneuen Cabrios. Und zwar nicht irgendeines Cabrios, sondern eines in Rosametallic, wohlgemerkt.
Natürlich überkamen mich zwischendurch Zweifel, ob das auch vernünftig sei, denn fünfundzwanzigtausend sind kein Pappenstiel, aber letztendlich habe ich das alles erfolgreich beiseitegeschoben. Ich meine, was ist denn schon dabei? Millionen Menschen kaufen sich andauernd neue Autos, die meisten sogar wesentlich teurere – und die sind keine Millionäre. Eben.
»Also echt, Molly«, sagt Lissy mit einer ordentlichen Portion Bewunderung in ihrem Blick. »Wie du das alles hinkriegst in letzter Zeit, zuerst das mit unseren Klamotten und dass deine Chefin das Haus gemietet hat und wir weiter darin wohnen können, und jetzt dieses Auto … Das ist schon beeindruckend.«
»Tja, du weißt ja, wenn’s mal läuft …«
»Dürfen wir damit fahren?«, fällt Tessa mir plötzlich ins Wort.
»Womit?«
»Mit dem Wagen. Nur eine kleine Probefahrt?«
»Äh, ja, sicher. Aber im Moment passt es schlecht, ich soll um acht bei Frederic sein, und vorher wollte ich noch in den Pool springen …«
»Kein Problem, dann fahren wir eben ohne dich.«
»Nur ihr beide?« Mein Blick fällt auf Lissys alten Mazda, der so viele Beulen hat, dass er glatt als eines von Gottliebs Kunstwerken durchgehen würde, und vor meinem geistigen Auge sehe ich Tessa, wie sie mit ihrem Bleifuß andere Verkehrsteilnehmer terrorisiert.
»Komm schon, wir passen auch auf. Kasko hast du doch?«, meint Tessa beharrlich.
Plötzlich komme ich mir schäbig vor. Ist doch nur ein Auto, also echt!
»Okay, von mir aus. Macht mir aber keine Kratzer rein, hört ihr?«
»Wir doch nicht«, entgegnet Tessa strahlend. Dann klemmt sie sich hinters Steuer, während Lissy auf den Beifahrersitz klettert. Als Erstes öffnet Tessa das Dach, dann brettert sie fröhlich winkend und mit quietschenden Reifen davon, dass mir fast das Herz stehen bleibt.
Nur die Ruhe, Molly. Wird schon schiefgehen. Ich tröste mich damit, dass Tessa zwar einen flotten Fahrstil hat, aber im Gegensatz zu Lissy wenigstens nicht jede Ecke mitnimmt, um die sie fährt. Falls sie allerdings Lissy ans Steuer lässt …
Ich stoße einen Seufzer der Erleichterung aus, als die beiden eine halbe Stunde später zurückkommen und der Wagen noch immer unversehrt ist. Ich bin inzwischen ein paar Runden im Pool geschwommen und rubble mir gerade die Haare trocken.
Nachdem sie ausgestiegen sind, bleiben Tessa und Lissy noch beim Wagen stehen und beginnen auf einmal angeregt zu diskutieren. Nanu, worüber reden die denn? Haben sie etwa doch einen Kratzer in mein schönes Auto gemacht?
Mit einem Anflug von Nervosität setze ich mich und schenke mir ein Glas Orangensaft ein, während ich beobachte, wie sie langsam über den Rasen auf mich zukommen und dabei unentwegt tuscheln.
Jetzt bin ich aber gespannt.
»Und, wie war die Fahrt?«, frage ich.
»Super«, sagt Tessa begeistert. »Mein Wagen ist ja auch nicht schlecht, aber gegen diese Rakete … kein Vergleich.«
»Und wie findest du ihn, Lissy?«
Lissy lächelt wehmütig. »Was für eine Frage! Meine alte Karre kennst du ja, für mich ist so ein Wagen natürlich ein Traum.«
»Womit wir auch schon beim Thema wären«, hakt Tessa ein. »Ein Traum, der dich eigentlich gar nichts kostet, oder?«
»Stimmt«, bestätige ich, und der Ausdruck in ihren Gesichtern lässt bei mir plötzlich die Alarmglocken läuten. Die haben was vor, das sehe ich doch!
»Hör zu, Lissy und ich haben uns da was überlegt«, beginnt Tessa.
»Ja, was denn?«
»Also, weißt du … sieh uns doch mal an«, fordert sie mich auf und zieht Lissy gleichzeitig an der Schulter zu sich heran. »Was siehst du?«
»Was ich sehe?« Wenn ich bloß wüsste, worauf sie hinaus will. »Ähm … euch beide?«, rate ich unbeholfen.
»Natürlich siehst du uns beide«, sagt Tessa ungeduldig. »Ich will aber nicht wissen, wen du siehst, sondern was du siehst. Wenn du uns beschreiben müsstest, was würde dir da ganz spontan einfallen? Du weißt schon, wie bei diesem Dvorschak-Test.«
»Rorschach«, sagt Lissy.
»Was?«
»Rorschach. Es heißt Rorschach-Test.«
»Sag ich doch.« Tessa feuert einen genervten Blick auf Lissy ab. »Also, Molly, was fällt dir zu uns
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