Mona Lisa Overdrive
sie drunten aufgehoben hatte, und merkte — daß Wiz drin war.
Sie zog die Tüte heraus, und es war welches drin. War klebrig von trocknendem Blut. Drei
Kristalle drin und eine Art Der m.
Sie wußte nicht, warum sie es gerade jetzt herauszog, außer daß sich niemand UKUWH
Der Typ mit dem Fighting Fish hatte sich aufgesetzt, aber blieb, wo er war. Angie war drüben an der Bahre, wo sie anscheinend nicht den Toten betrachtete, sondern die graue Box, die auf so einem Gestell über seinem Kopf angebracht war. Cherry von Cleveland hatte sich aufgerichtet und lehnte an der Bücherwand und stopfte sich irgendwie die Finger bis zu den Knöcheln in den Mund. Der große Typ stand einfach neben Molly, die den Kopf schräg hielt, als würde sie horchen.
Mona ertrug es nicht länger.
Der Tisch hatte eine stählerne Platte. Da war ein Metallklotz, mit dem ein Stapel Endlospapier beschwert war. Sie knallte die drei gelben Kristalle hin wie aufgefädelte Perlen, schnappte sich den Metallklotz und — eins, zwei, drei — zerklopfte sie zu Pulver. Aber: alle schauten her.
Außer Angie.
»'tschuldigung«, hörte Mona sich sagen, während sie das grobe gelbe Pulverhäufchen in die aufgehaltene Hand strich. »So isses ...« — sie steckte die Nase in das Häufchen und schnupfte — »... nu' mal«, ergänzte sie und schnupfte den Rest.
Niemand sagte ein Wort.
Und wieder die stille Mitte. Wie das vorige Mal.
So schnell, dennoch still, stillstehend.
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So schnell, so still. Sie registrierte in Einzelbildern, was folgte: Das mächtige Lachen, KD KD als war's gar kein Lachen. Durch einen Lautsprecher. Hinter der Tür. Von draußen von dem Laufsteg. Und Molly dreht sich einfach um, seidig-geschmeidig, flugs, aber ohne Hast, und die kleine Knarre klickt wie'n Feuerzeug.
Dann der blaue Lichtblitz draußen, und der große Typ wird voller Blut gespritzt von draußen, wo das alte Eisen losreißt, und Cherry schreit auf, ehe der Steg mit lautem, vielschichtigem Getöse auf den dunklen Boden kracht, wo sie das Wiz in der blutigen Tüte gefunden hatte.
»Gentry«, hörte sie jemand sagen und sieht, daß es von einem kleinen Bildschirm auf dem Tisch mit dem Gesicht eines jungen Mannes kommt, »steck jetzt Slicks Steuergerät ein. Sie sind im Gebäude.« Der Typ mit der Kampffischfrisur rappelt sich auf und fängt an, mit Kabeln und Konsolen zu hantieren.
Und Mona konnte nur zuschauen, weil sie so still war, weil alles so interessant war.
Wie der große Typ losbrüllt und hinzu springt und schreit, die gehörten ihm, gehörten ihm. Wie das Gesicht im Bildschirm sagt: »Slick, komm, du EUDXFKVW sie nicht mehr...«
Dann geht der Motor an irgendwo drunten, und Mona hört ein Stampfen und Klappern und dann jemand aufschreien da drunten.
Und die Sonne kommt jetzt durchs hohe, mickrige Fenster, also geht sie rüber und schaut hinaus.
Und draußen ist was, ein Truck oder Hover, nur ist der unter Kühlschränken, wie's aussieht, nagelneuen Kühlschränken begraben und Trümmern von Plastikverpackung, und jemand in einem Tarnanzug liegt mit dem Gesicht im Schnee, und weiter hinten steht noch'n Hovercraft, aber das sieht völlig ausgebrannt aus.
Interessant.
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Angela Mitchell erfaßt diesen Raum und die Anwesenden durch wechselnde Datenfelder, die
Perspektiven darstellen, obwohl sie sich meist unsicher ist, wer oder was die jeweilige
Perspektive einnimmt. Es gibt viele Überlappungen, Widersprüche.
Der Mann mit der struppigen Mähne in schwarzer, perlenbesetzter Lederkluft ist Thomas Trail Gentry (Geburtsangaben und SIN-Nummer durchfluten sie), ohne festen Wohnsitz (während eine andere Facette mitteilt, daß dies sein Zimmer ist). Hinter einem Grauschleier offizieller Personenangaben, der fein in Pink marmoriert ist mit dem wiederholten Verdacht der Fission Authority auf Verbrauchsbetrug, sieht sie ihn in einem anderen Licht: er ist wie einer von Bobbys Cowboys; obwohl noch jung, ist er wie einer der Alten im Gentlemen Loser; er ist Autodidakt, Exzentriker, besessen von eigenen Erkenntnissen; er ist verrückt, lichtscheu, mehrfacher Ketzerei (aus Mammans Sicht, aus Legbas Sicht) schuldig; Lady 3Jane führt ihn nach ihrem exzentrischen Schema unter RIMBAUD. (Ein anderes Gesicht aus RIMBAUD
flimmert Angie entgegen; ein gewisser Riviera, ein bloßer Statist in den Träumen.) Molly hat ihn absichtlich eingeschüchtert, indem sie ein explosives Flechettegeschoß achtzehn Zentimeter neben
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