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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Puder betrachtete, der in den versiegelten Taschen hin und her rieselte.
    Sie sah sich das Päckchen auf den weißen Marmorsims legen, den Applikator ansetzen, ein Derm aus seinem Plastiksiegel lösen und einführen. Sie sah eine rote Leuchtdiode blinken, als der Applikator eine Dosis aufgezogen hatte; sie sah sich das Derm entnehmen und wie einen Plastik-Blutegel auf der Zeigefingerkuppe balancieren, sah auf der feuchten Innenfläche winzige DMSO-Perlen glitzern ...
    Sie wandte sich ab, ging die drei Schritte zum Klo und warf das ungeöffnete Päckchen in die Schüssel. Da trieb es wie ein Miniaturfloß, und der Stoff blieb total trocken. Total. Mit zittriger Hand tastete sie nach einer rostfreien Nagelfeile und kniete sich auf die weißen Fliesen. Sie mußte die Augen zumachen, als sie das Päckchen festhielt und die Feilenspitze mit einer Drehbewegung in den Saum einstach. Die Feile fiel klirrend zu Boden, als sie die Spülung
    drückte und die zwei Hälften des leeren Päckchens verschwanden. Sie lehnte sich mit der Stirn gegen kühles Email, ruhte aus, und zwang sich dann, aufzustehen, zum Waschbecken zu gehen und gründlich die Hände zu waschen.
    Denn sie wollte sich, und jetzt PHUNWH VLH daß sie es wirklich wollte, die Finger ablecken.
    Später am trüben Nachmittag fand sie in der Garage eine gerippte Plastikversandbox, trug sie ins Schlafzimmer hoch und begann, Bobbys restliche Sachen einzupacken. Es war nicht viel: eine Lederhose, die er nicht gemocht hatte, ein paar Hemden, die er entweder ausrangiert oder vergessen hatte, und in der untersten Schublade des Teak-Sekretärs ein Cyberspace-Deck. Es war ein Ono-Sendai, nicht recht viel mehr als ein Spielzeug. Da lag es inmitten eines Knäuels aus schwarzem Kabel, Stim-E-troden und einer fettigen Tube mit Kontaktpaste.
    Sie mußte an das Deck denken, das er benutzt und mitgenommen hatte, ein graues Serienmodell von Hosaka mit unmarkierter Tastatur. Es war ein Cowboy-Deck; er hatte darauf bestanden, es bei seinen Reisen mitzunehmen, obwohl es Probleme beim Zoll damit gab. Warum, so fragte sie sich, hatte er das Ono-Sendai gekauft und dann liegengelassen? Sie saß auf der Bettkante; sie hob das Deck aus der Schublade und nahm es auf den Schoß.
    Ihr Vater hatte sie vor langer Zeit in Arizona vor dem Einstecken gewarnt. Das brauchst du nicht, hatte er gesagt. Und sie hatte es nicht gebraucht, weil sie sich den Cyberspace erträumt hatte, als hätten die Neongitter der Matrix hinter ihren Augen gelegen.
    'D JLEW
V NHLQ 'RUW Damit erklärte man Kindern den Cyberspace. Sie erinnerte sich an den
    Vortrag eines lächelnden Lehrers im Arcologie-Hort der Führungsetage, an die wechselnden
    Bilder auf dem Monitor: Piloten mit riesigen Helmen und plumpen Handschuhen, die durch die neuroelektronisch primitive »Virtuelle Welt«-Technik effizienter mit ihren Flugzeugen in Verbindung standen, wobei Miniaturvideosichtgeräte eine computererzeugte Flut von
    Gefechtsdaten und die Handschuhe mit vibrotaktilem Feed -back eine tastbare Welt aus
    Schaltern und Knöpfen lieferten ... Mit voranschreitender Technik schrumpften Helm und
    Videosichtgerät...
    Sie beugte sich vor, nahm die E-troden und schüttelte sie, um den Kabelsalat zu entwirren.
    Da gibt's kein Dort.
    Sie zog das elastische Stirnband zurecht und pflanzte die E-troden auf die Schläfen — eine weltweit typische Geste der Menschheit, die sie freilich selten ausführte. Sie drückte auf Batterietest am Ono-Sendai. Grün für startklar. Sie schaltete ein, und das Schlafzimmer verschwand hinter einer farblosen Wand aus sensorischer Statik. Ein Strudel heller Laute erfüllte ihren Kopf.
    Ihre Finger fanden einen beliebigen zweiten Knopf, und schon wurde sie durch die statische Wand hineinkatapultiert in die verschachtelte Weite, die imaginäre Leere des Cyberspace, wobei sich das Leuchtgitter der Matrix wie ein unendlicher Käfig um sie gruppierte.
    »Angela«, sagte das Haus mit einer gewissen Dringlichkeit, »ich habe einen Anruf von Hilton Swift...«
    »Vorrangschaltung?« Sie aß Baked Beans auf Toast an der Küchentheke.
    »Nein«, meinte es, als würde es ein Geheimnis anvertrauen.
    »Schlag einen andern Ton an«, sagte sie, den Mund voller Bohnen. »Etwas besorgter.«
    »Mr. Swift ZDUWHW© sagte das Haus nervös.
    »Schon besser«, sagte sie, während sie Schüssel und Teller zum Geschirrspüler trug, »aber was ich will, ist, was mehr in Richtung achter Hysterie ...«
    ª'DUI ich durchstellen?« Die Stimme

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