Mona Lisa Overdrive
auf. Mikroschalter.
»Stell den A/B-Wechselschalter auf B. Verwende einen dünnen, spitzen Gegenstand, aber keinen Kuli.«
»Keinen was?«
»Schreibstift. Tinte und Staub. Stört das Innenleben. Ideal ist ein Zahnstocher. Damit stellst du auf akkustisch aktivierte Aufnahme.«
»Und dann?«
»Versteck's unten! Morgen spielen wir's dann ab ...«
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Slick schlief, zugedeckt mit einer luftgepolsterten Verpackungsfolie, die nach freien Monomeren stank, die Nacht über auf einem spröden grauen Schaumstoff unter einer Werkbank im Erdgeschoß der Fabrik. Er träumte von Kid Afrika, von Kids Wagen, und in seinem Traum
verschmolzen die zu einem, so daß Kid kleine verchromte Schädel als Zähne hatte.
Wach wurde er, als eine steife Brise den ersten Schnee des Winters durch die fehlenden Scheiben in die Fabrik hereinblies.
Da lag er und wälzte das Problem mit der Kreissäge des Richters, dessen Handgelenk sich immer verbog, sobald er was Dickeres als eine Spanplatte durchschneiden wollte. Sein ursprünglicher Plan hatte für die Hand künstliche Finger vorgesehen, die jeweils mit einer elektrischen Miniaturkettensäge an der Spitze bestückt wären, aber dieses Konzept hatte er aus einer Reihe von Gründen fallen gelassen. Elektrizität war irgendwie nicht befriedigend; ihr fehlte das 3K\VLVFKH Luft war der bessere Weg, riesige Druckluftbehälter, oder der Verbrennungsmotor, falls man noch Teile auftreiben konnte. Und man konnte die Teile für praktisch alles auftreiben, wenn man lange genug in Dog Solitude danach wühlte; notfalls gab es ein halbes Dutzend Städte im Rostgürtel von Jersey mit vielen Hektar Schrott zum Ausschlachten.
Er kroch unter der Bank hervor, wobei er die durchsichtige Decke aus winzigen Plastikpolstern wie eine Schleppe nachzog. Er dachte an den Mann droben in seinem Zimmer und an Cherry, die in seinem Bett schlief. Sie hatte keinen steifen Hals. Er streckte sich gequält.
Gentry mußte bald zurückkommen. Er würde es Gentry erklären müssen, der überhaupt keine
Leute um sich herum vertrug.
Little Bird hatte Kaffee gemacht in dem Raum, der als Küche diente in der Fabrik. Der Boden war aus Plastikfliesen, die sich warfen, und an einer Wand standen dumpfe Stahl Spülbecken.
Die Fenster waren mit transparenter Folie beklebt, die sich bei jedem Windstoß aufblähte und trübes Licht einließ, wodurch der Raum noch kälter wirkte, als er war.
»Wie schaut's mit dem Wasser aus?« fragte Slick, als er hereinkam. Eine von Little Birds
Aufgaben war es, allmorgendlich nach den Tanks auf dem Dach zu sehen und die angewehten
Blätter oder gelegentlich eine tote Krähe herauszufischen. Dann checkte er die Dichtungen der Filter und ließ vielleicht vierzig Liter Frischwasser durch, falls es zur Neige ging. Es dauerte fast den ganzen Tag, bis vierzig Liter durchs Filtersystem in den Sammelbehälter sickerten. Daß Little Bird sich gewissenhaft dieser Verrichtung annahm, war der Hauptgrund, warum er von Gentry geduldet wurde, wozu wohl ebenso seine Schüchternheit beitrug. Little Bird verstand es, sich nahezu unsichtbar zu machen, was Gentry anging.
»Haben genug«, sagte Little Bird.
»Wäre es wohl möglich zu duschen?« fragte Cherry, die auf einer alten Plastikbierkiste saß. Sie hatte Ringe unter den Augen, als hätte sie nicht geschlafen, aber die Blessur mit Make-up überdeckt.
»Nein«, sagte Slick, »jedenfalls nicht um diese Jahreszeit.«
»Dacht ich mir schon«, maulte Cherry und duckte sich in ihre Lederjackenkollektion.
Slick goß sich den Rest des Kaffees ein, stellte sich vor sie und trank.
»Problem?« fragte sie.
»Ja. Mit dir und dem Typ droben. Wie kommt's, daß du hier unten bist? Hast du frei oder was?«
Sie zog einen schwarzen Piepser aus der Tasche der äußersten Jacke. »Wenn sich was tut, rührt sich das Ding.«
»Gut geschlafen?«
»Klar, recht gut.«
»Ich nicht. Seit wann arbeitest du für Kid Afrika, Cherry?«
»Seit 'ner Woche zirka.«
»Bist du wirklich ein Med-Tech?«
Sie zuckte die Achseln in ihren Jacken. »So weit schon, daß ich mich um den Count kümmern kann.«
»Den Count?«
»Count, jawohl. So hat ihn Kid mal genannt.«
Little Bird schauderte. Er hatte noch nicht an seine Frisur Hand angelegt, so daß die Haare in alle Richtungen abstanden. »Und was«, meinte Little Bird, »wenn er ein Vampir ist?«
Cherry sah ihn verdutzt an. »Spinnst du?«
Mit angstgeweiteten Augen schüttelte Little Bird ernst den
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