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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Steinwände, deren Patina aus Schweiß und Blut bestand. Ein muffiger Geruch nach faulem Holz, Spiritus und Blut schlug ihr entgegen, der zum Würgen reizte. Weder der Kuttenträger noch Aidan befanden sich hier. Ihr Blick glitt über den steinernen Altar und schließlich über die Folterinstrumente, die aus Eisenketten, Daumenschrauben, Brustreißer, Mundbirne und einem Satz rostiger Messer verschiedenster Formen bestanden. Schon allein der Anblick reichte Amber, um furchtbare Bilder vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen. Nicht auszudenken, welche Bilder in ihrem Kopf auftauchen würden, wenn sie die Foltergeräte berührte.
    Zum ersten Mal, seitdem sie Gealach Castle betreten hatte, befand sie sich bewusst in diesem Raum, der mehr Finsternis ausstrahlte, als die schwärzeste Nacht. In diesem Raum hatte William, der Revenant, einst seine Opfer gefoltert und deren Blut getrunken. Seine düstere Aura war noch heute präsent, als kehrte sein Geist immer wieder an den Ort des Geschehens zurück. Amber schloss die Augen und glaubte, seine Gegenwart zu fühlen, wie damals, als er nach ihr verlangt hatte. Alles in ihrem Kopf begann sich, zu drehen. Sie fühlte sich schwerelos.
    Als sie ihre Augen wieder öffnete, versammelten sich ein Dutzend gesichtsloser Kuttenträger um den Altar, deren Eintreten sie nicht bemerkt hatte. Auf dem Altar lag eine junge Frau. Nur das leichte Flattern ihrer Lider verriet, dass sie noch lebte. Ein Messer steckte tief in ihrer Brust, aus der das Blut über den bleichen Körper rann. Einer der Umstehenden ergriff ein weiteres Messer, hob es über seinen Kopf, um es schwungvoll in den Leib der Frau zu rammen. Sein Vorhaben riss Amber aus der Starre, und sie sprang mit einem Satz nach vorn, um ihm das Messer aus der Hand zu reißen.
    „Ihr Wahnsinnigen! Es ist genug Blut vergossen worden. Nicht noch mehr Morde!“
    Aber als sie nach der Waffe griff, fasste ihre Hand ins Leere. Auch durch die Gestalt in der Kutte konnte sie greifen. Das hier waren keine lebenden Menschen, sondern Dämonen, Geistwesen, die sich materialisieren konnten, wenn sie attackierten. Amber konnte in diesem Augenblick nicht unterscheiden, ob sie einer Illusion erlegen war oder sich wieder in der Dämonenwelt befand. Bevor sie darüber nachgrübeln konnte, wirbelte einer der Kuttenträger zu ihr herum und stieß sie von sich. Amber spürte eine Druckwelle und prallte voller Wucht gegen die Wand. Der heftige Schmerz schnitt ihr die Luft ab, sie konnte jede einzelne Rippe spüren. Die Dämonen kannten kein Erbarmen und attackierten sie weiter. Jeder Hieb fühlte sich verdammt real an. Einer hob sie hoch, schleuderte sie durch die Luft auf den Boden. Wie eine verrenkte Gliederpuppe blieb sie liegen. Ihre Feuerkräfte hatten ihr schon einmal geholfen. Sie rappelte sich auf und begann, sich darauf zu konzentrieren. Doch es fiel ihr ungemein schwer, denn sämtliche Energie verließ ihren vom Schmerz beherrschten Körper. Sie war zornig auf sich selbst, weil ihre Kräfte versagten.
    Endlich begannen ihre Fingerkuppen, doch noch zu glühen. Schon spürte sie die Macht des Feuers wieder, wie ein gewaltiger Sturm, der nach außen drängte. Sie streckte ihre zitternden Arme aus, um dem Feuer freien Lauf zu lassen, doch es erlosch, sobald es aus ihren Fingern trat. Tränen der Enttäuschung und der Furcht schossen in ihre Augen. Wenn sie ihre Fähigkeiten nicht einsetzen konnte, war sie verloren.
    Ein mächtiger Schlag in den Magen vernebelte ihr Hirn und fällte sie wie einen Baum. Alles begann, sich zu drehen. Da traf sie ein weiterer Schlag in den Rücken. Einer der Dämonen zerrte sie an den Beinen über den rauen Boden quer durch den Raum. Nur ihre Arme, mit denen sie ihren Kopf schützte, verhinderten, dass sie mit dem Schädel gegen den Altar schlug. Wimmernd blieb sie liegen. Ihr Körper war eine einzige Schmerzzone, die jeglichen Widerstand im Keim erstickte.
    „Aidan“, flüsterte sie schluchzend, „hilf mir.“
    Einer der Dämonen beugte sich über sie und streifte die Kutte ab. Darunter kam ein schwarzer Hund hervor, dem Geifer aus dem Maul tropfte. Angewidert drehte sie den Kopf zur Seite. „Oh, Aidan, bitte ...“ Heftige Schluchzer schüttelten sie, während sie sich vor Schmerzen krümmte. Die Dämonen schirmten ihre Gedanken ab. Aidan konnte ihren Hilferuf nicht hören. Ihre Hoffnung schwand mit jedem Schlag, der sie traf. Sie schmeckte Blut, das ihr aus der Nase lief. Verzweifelt schloss Amber die Augen und

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