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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine Mutter erschienen«, sagte er. »Jedenfalls nicht häufig. Wir versuchen, eine neue Gattung zu begründen.«
    »Das macht das ganze noch schlimmer! Du kannst keine neue Gattung hervorrufen, solange du gefangen gehalten wirst!«
    »Das stimmt nicht. Wäre ich damit einverstanden, auf diese Art dein Gefährte zu werden, dann würde man mich nicht länger gefangenhalten, und ich könnte gehen, wohin ich wollte, solange du bei mir wärst und ich deine Zustimmung hätte.«
    Gwenny nickte. »Weil ein Zentaur niemals eine Abmachung bricht. Dennoch bleibt es Unrecht.«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, entgegnete Che. »Tatsache ist, daß ich nicht in der Lage bin, eine Entscheidung zu treffen. Deshalb werde ich das jemand anderem überlassen.«
    »Und wem?«
    »Jenny Elfe.«
    Jenny sprang auf. »Nein! Ich kann doch nicht für dich entscheiden, Che! Nicht bei etwas, was in diesem Maße dein ganzes Leben betrifft!«
    »Du wirst es tun müssen, denn ich kann es nicht, und eine Entscheidung muß nun einmal getroffen werden.« Und seine kleine Moralpredigt zeigte ihr, was er tatsächlich wollte.
    »Also gut, Che, dann werde ich entscheiden«, gab sie nach. »Aber nicht jetzt. Ich muß darüber nachdenken, und zwar gründlich.«
    »Aber so lange du nachdenkst, können wir da Freunde sein?« fragte Gwenny sehnsuchtsvoll.
    »Ja natürlich«, sagte Jenny gerührt. »Eigentlich könnte ich, während ich nachdenke, versuchen, dir zu helfen, Dinge zu sehen, damit du dich unter den Kobolden bewegen kannst.«
    »Oh, vielen Dank!« rief Gwenny und hüpfte vor Freude. »Ich wollte schon immer gerne ausgehen, aber das konnte ich ja nur, wenn meine Mutter mich mitnahm.«
    Jenny nickte; sie verstand genau, was das war. Sie hatte keine Ahnung, wie sie entscheiden würde, aber wenigstens konnte sie sich Zeit lassen. Es kam ihr vor wie Prinz Dolphs Dilemma, der zwischen zwei Bräuten wählen mußte und von denen eine sterben würde, wenn er sich falsch entschied. Auch Gwenny müßte sterben, falls Jenny falsch entscheiden sollte.
    Sie spielte mit dieser Vorstellung, die sie beunruhigte. Natürlich war es nicht dasselbe, denn die drei waren jünger und von verschiedener Art. Aber die Parallelen waren deutlich genug, zwei weibliche Wesen, die beide älter waren als ein drittes männliches. Dieses mußte sich für eine von den beiden entscheiden und konnte es nicht. Und sie alle hatten einander gerne.
    Der Unterschied bestand darin, daß es hier nicht um eine Ehe ging, sondern um eine andere Art der Verbindung. Und daß nicht Che wählen würde, sondern daß Jenny das für ihn tun mußte. Sie aber war an einem Ergebnis nicht interessiert.
    Nein, das stimmte nicht. Wenn sie es sich recht überlegte, saß sie ganz schön in der Klemme. Sie hatte eine Entscheidung zu treffen, die das Leben des einen Freundes und den Frieden des anderen beeinflussen würde, und das ging sie selbst auch etwas an. Schließlich war sie hierher in den Koboldberg gekommen, weil sie wußte, daß Che sie brauchte; er war noch zu jung, um allein das Schreckliche einer Trennung von seinen Artgenossen zu überleben, ohne die Unterstützung eines Freundes. Aber jetzt konnte er einen Freund bekommen. Gwenny Kobold brauchte ihn und würde seine Freundin sein, und sie war nicht nur ein nettes Mädchen, sie war eine Prinzessin oder wenigstens ein Häuptling. Also brauchte er Jenny nicht mehr. Sie war so etwas wie die überzählige Dritte, so wie Electra, wenn Dolph Prinzessin Nada heiraten würde. Sie war keine Prinzessin, weder von ihrem Naturell noch von ihrer Rolle her, sie war einfach nur ein Mädchen, das aus seinem früheren Leben herausgerissen und in dieses seltsame Land versetzt worden war. Wie sehr wünschte sie sich, daß sie zurückkehren könnte in ihren Hain, in der Welt der Zwei Monde und zu ihrer Familie, die sie sicherlich vermißte und sich wunderte, was mit ihr geschehen war. Aber die Öffnung, durch die sie gekommen war, war verstopft, und sie kannte den Weg ohnehin nicht, und Sammy konnte ihn nicht finden, weil ›zu Hause‹ das einzige war, was er nicht finden konnte.
    »Warum bist du so traurig?« fragte Gwenny.
    Sollte sie antworten? Ihre Situation hatte wirklich keinerlei Beziehung zu dem Problem.
    »Sie ist weit weg von ihrer Heimat und ihrem Volk«, antwortete Che für sie. »Genau wie ich. Das ist keine einfache Lage.«
    »Ich wünschte, ihr könntet beide nach Hause zurückkehren«, sagte Gwenny. »Und daß ich mit euch gehen könnte.«
    »Aber du

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