Mondglanz
das Ganze noch interessanter macht: Bei allen raumfahrenden Spezies hat es sich mehr oder weniger genauso zugetragen. Wenn nicht auf einem Mond, dann haben sie die Entwürfe in irgendeiner vergessenen Stadt entdeckt, in einem Tempel oder einer vom Dschungel überwucherten Pyramide.
Es ist, als wären die Pläne eigens für uns hinterlassen und dort versteckt worden, bis wir so weit waren, um etwas damit anfangen zu können. Keiner Rasse ist es je gelungen, die ursprüngliche Konstruktion zu verbessern. Jede noch so kleine Veränderung hat unweigerlich zu grässlichen Unglücken und Todesfällen geführt. Deshalb haben wir es irgendwann aufgegeben und uns mit dem begnügt, was wir hatten.
Wäre interessant zu sehen, was die beiden ausrichten können – falls das Bündnis zustande kommt. Bei der Anzahl mächtiger Gegner gebe ich ihnen allerdings keine allzu großen Erfolgschancen. Schade für sie, denn sie haben alles, was sie hatten, in die Sache investiert. Zwei aufgeweckte Idealisten, die überzeugt sind, etwas bewegen zu können.
Während ich ihrem Gezänke lausche, kommt mir eine Idee. Als Vel zurückkommt, ist daraus ein ausgewachsener Plan geworden.
»Ich habe vieles zu berichten«, erklärt er. »Aus naheliegenden Gründen müssen diese Dinge warten, bis wir allein sind, doch … Im Moment nur so viel: Devri hat mir hochinteressante Dinge mitgeteilt. Er ist vorübergehend verhindert und bittet Sie, sich so lange ohne ihn zu amüsieren.«
»In Ordnung. Dann wollen wir inzwischen mal unsere Kontakte pflegen.« Ich nicke in Arquts und Kalids Richtung. »Fällt dir irgendwas ausreichend Schmeichelhaftes ein?«
»Ich denke, dafür dürften meine Umgangsformen noch genügen«, erwidert Vel und geht mir voraus auf die beiden zu.
Ihre Mandibeln zucken überrascht.
»Die Botschafterin hat mich gebeten, Ihnen ihre Bewunderung für Ihre scharfsinnigen Fragen von heute Morgen zu übermitteln. Sie beide sind ihr als besonders klug aufgefallen.«
Es funktioniert.
Wegen der Übersetzungspausen geht die Unterhaltung zwar etwas stockend vonstatten, aber das macht nichts. Das hier ist nur der Anfang, und schon versammeln sich andere Gäste um unsere Vierergruppe: potentielle Investoren, die gern aus dem Mund der Botschafterin hören würden, wie sie die Erfolgsaussichten des neu gegründeten Konsortiums einschätzt.
»Mit so hellen Köpfen wie Kalid und Arqut an der Spitze«, erkläre ich in gemessenem Tonfall, »rechne ich mit nichts anderem als den allerbesten Erfolgsaussichten.« Ich mache mit voller Absicht eine Pause, um mein Publikum auf das unvermeidliche Aber vorzubereiten.
»Weshalb dann Ihre plötzliche Zurückhaltung?«, fragt einer der Zuhörer prompt.
Ich blicke Vel an, als würde ich mich noch einmal bei ihm versichern. Aber das tue ich gar nicht, denn er hat keine Ahnung, was ich vorhabe. Trotzdem spielt er mit und neigt den Kopf ein winziges Stück. Guter Mann … äh, Käfer oder was auch immer .
Ich knete meine Finger, damit ich ein wenig ängstlich wirke. »Ich weiß nicht, ob sie ihre Geschäftsidee so umsetzen können, wie sie es geplant haben«, spreche ich im Flüsterton weiter. »Wenn es zu der Abstimmung kommen sollte, würde diese zugunsten des Bündnisses ausfallen, dessen bin ich ganz sicher. Aber ich fürchte, dass die Angelegenheit erst gar nicht vor den Rat gebracht wird. Mir wurde zu verstehen gegeben, dass Eingaben, die nicht im Sinne der Großen Verwalterin sind, gern auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Sie selbst setzte mich bei einem gemeinsamen Essen darüber in Kenntnis.«
Jael lächelt mir anerkennend zu. »Gut gespielt.«
Vel zuckt regelrecht zusammen, als er versteht, worauf ich hinaus will. Trotzdem übersetzt er, und zwar in noch raffinierteren Worten, als ich sie gebraucht habe. Er lässt sogar durchblicken, dass Otlili mich persönlich bedroht hat, was einen finanziellen Verlust für die anwesenden Kaufleute und Industriellen bedeuten könnte. Geld ist Macht, vor allem hier, und mehr als eine Herrscherin von Ithiss-Tor hat ihre Stellung verloren, weil während ihrer Regentschaft nicht genug Profit für die heraussprang, die ihr zu dieser verholfen hatten.
Jetzt können sie sich überlegen, was sie unternehmen wollen, und ich bin kein bisschen überrascht, als sich Arqut und Kalid mit einem dankbaren Wa entschuldigen und die Party umgehend verlassen. Wahrscheinlich wollen sie sich schnellstmöglich mit anderen über die Möglichkeit besprechen, dass die
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