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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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glaube, wir haben ein paar auf Gut Rezeld gesehen – sehr einfache, fadenscheinige Sachen, die nicht einmal einen Husten abhalten würden, geschweige denn den Winterwind, den es dort oben in den Bergen sicher geben wird.« Mit Unschuldsmiene warf er Pol einen Blick zu, und der Junge kämpfte darum, ebenso unschuldig dreinzuschauen. »Lord Morlen mit seinen großen Herden hat mich aber beeindruckt. Ihr müsst mir auch von seinem Steinbruch berichten, solange wir hier sind.«
    »Ich bin froh, dass er seine Sache in den letzten Jahren besser macht. Er jammert immer, dass er so arm ist.« Sie winkte einem Diener, der eine große, geschnitzte Tür aus Kiefernholz mit glänzend schwarzen Steinintarsien öffnete. »Lord Maarken, das sind Eure Räume. Ich hoffe, Ihr werdet alles zu Eurer Zufriedenheit vorfinden.«
    Maarken besaß genügend Selbstbeherrschung, angesichts dieses Luxus nicht mit offenem Mund stehen zu bleiben. Er nickte nur. »Danke, Herrin. Ich bin sicher, dass es meinen Bedürfnissen vollauf entspricht. Wenn Ihr mich entschuldigen wollt, dann säubere ich mich zunächst und geselle mich später wieder zu Euch.«
    Pol hatte seine Augen und seinen Mund nicht so gut unter Kontrolle, sodass man ihm seine Überraschung ansah, als Pandsala die Tür zu der Suite öffnete, die er mit seinem Vater teilen sollte. Der erste Raum war ein riesiger Empfangssaal, der wohl erst kürzlich neu hergerichtet worden war, allerdings nicht wie in Rezeld: Hier hingen neue Wandteppiche, die Wände waren frisch gestrichen, auf den Kissen hatte noch nie jemand Platz genommen, und man roch deutlich, dass alles mit Zitrone poliert war. Blau, Violett und Gold waren die vorherrschenden Farben. Alles war geradezu überwältigend luxuriös.
    Die Schlafgemächer waren ähnlich ausgestattet. Lächelnd beobachtete Rohan Pols Gesicht, und als Pandsala gegangen war, fragte er: »Nun? Was meinst du?«
    »Es ist … es ist …«
    »Ja, ist es, nicht wahr?« Rohan sank in einen Sessel und genoss nach so vielen Tagen im Sattel dessen Bequemlichkeit.
    »Vater, sie macht mich ein bisschen nervös.«
    »Wenn sie sich etwas steif benimmt, dann kommt das nur daher, dass sie unbedingt will, dass alles perfekt ist. Übrigens machst du sie wahrscheinlich genauso nervös.«
    »Ich?«
    »Mmhmm. Ich habe sie zwar eingestellt, aber ihr eigentlicher Herr bist du. Und das weiß sie.«
    »Aber ich habe hier doch gar nichts zu sagen!«
    »Noch nicht.«
    Pol verdaute das schweigend, sprang dann aufs Bett, das kräftig federte, und grinste: »Wenigstens habe ich mein eigenes Zimmer und muss mir heute Nacht nicht dein Geschnarche anhören!«
    »Ich schnarche nie, du unverschämter …«
    »Und ob.«
    »Kein bisschen!« Rohan zog ein Kissen hinter seinem Rücken hervor und warf es nach Pol. Der antwortete mit einem prall gefüllten Kopfkissen. Rohan fing es auf und schleuderte es zurück. »Nicht noch einmal, sonst fliegen hier überall Federn herum!«
    »Würde, Würde«, seufzte Pol enttäuscht und schüttelte den Kopf. »Ich muss mich benehmen, was?« Er schlang die Arme um das Kissen und ließ sich auf den Bauch fallen. »Aber wenn ich erst wirklich hier wohne, dann ist Schluss damit. Mir ist es egal, ob Prinzen standesgemäß wohnen sollen. Man muss ja Angst haben, ein Bad zu nehmen, weil der Abfluss dreckig werden könnte! Hast du gesehen, wie groß das Ding ist? Du und Mutter, ihr lebt nicht so. Warum macht Pandsala das alles?«
    »Weißt du, es ist hier überall so. Und überleg mal, warum sie das hier zur prächtigsten Suite der ganzen Felsenburg gemacht hat. Versteh sie nicht falsch, Pol. Sie will nicht protzen, was sie mit Geld anstellen kann. Sie tut das alles für uns. Als sie sich gegen ihren eigenen Vater auf unsere Seite stellte, hat sie alles aufs Spiel gesetzt – auch ihr Leben. Es gab viel Leute – einschließlich Tobin und Andrade –, die mir damals sagten, ich sei verrückt, sie hier zur Regentin zu machen. Auch das weiß sie.« Er seufzte leise. »Ihre Treue ist alles, was sie hat. Mit ihrem Prinzenblut hätte sie nie eine normale Lichtläuferin sein können, die irgendwo an einem Hof dient. Kannst du dir eine Tochter des Hoheprinzen Roelstra ernsthaft als Hof- Faradhi vorstellen? Und da Andrade sie nie besonders geschätzt hat, kam eine Rückkehr in die Schule der Göttin auch nicht infrage.«
    »Und Mutter hätte sie nicht in Stronghold haben wollen«, stellte Pol fest.
    »Viele Leute fühlen sich in Pandsalas Nähe nicht recht wohl«,

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