Mondlaeufer
Rohan von Lleyn, Volog und Davvi zu erwarten. Von den übrigen vier Prinzen würde Clutha von Meadowlord sich höchstwahrscheinlich auf seine traditionelle Neutralität zurückziehen. Es war eine alte Gewohnheit, von der er sich schwer trennte. Clutha hatte zu lange mit jedem Auge eine Grenze im Blick gehabt und fürchten müssen, sein Land könne wieder zum Schlachtfeld der anderen werden. Was die Prinzenmark selbst anging, so würde die Regentin Pandsala ihre Stimme sicher gegen den jungen Mann erheben, doch ihr Einfluss war nicht maßgeblich. Falls es eine Abstimmung gab, dass dieser Mann der war, der zu sein er vorgab, war Pandsala ihre Aufgabe los. Pimantal von Fessenden konnte man ziemlich leicht mit ein paar Hundert Quadratlängen des führungslosen Firon kaufen, dessen Vertreter in dieser Angelegenheit überhaupt kein Stimmrecht haben würden. Genauso wenig wie Rohan und Pandsala.
Es war interessant, dass die Zelte dort unten weitgehend entsprechend der politischen Fronten aufgestellt waren. Die von Cabar, Velden und Miyon lagen im Westen; Lleyn und Volog lagerten neben Sioneds eigenen blauen Zelten und den freien Plätzen für Davvi und Pandsala; Clutha, Pimantal, Saumer, Chale und der schwarze Pavillon der Lady Eneida von Firon standen im Osten. Drei, die man im Auge behalten musste, drei, deren sie sicher war, und vier, die man möglichst gewinnen musste. Sie fragte sich, was Rohan bieten würde, um die Zweifler zu überzeugen – und welche Trümpfe, die sie sich in ihrer nervösen Angst ausmalte, Miyon ausspielen würde, um diese für seine Seite zu gewinnen.
All dies würde allerdings nur dann eine Rolle spielen, wenn es keinen glaubhaften Beweis für die Identität dieses Mannes gab. Manchmal glaubte Sioned, dass Andrade und Pandsala jeden auf Anhieb überzeugen könnten, dass Chiana das Kind von Roelstras Geliebter, Lady Palila, war. Doch sie war auch realistisch, und während sie trübsinnig auf die Zelte hinunterstarrte, in denen ehrgeizige Prinzen nur auf ihren eigenen Vorteil aus waren, wusste sie auch, dass sie und Rohan auf das Schlimmste gefasst sein mussten.
Sie stand auf und streckte sich, wobei sie unwillkürlich nach Norden sah, wo Rohan und Pol jetzt auf Waes zuritten. Sie hatte ihnen viel über ihren Rückweg nach Radzyn mit Chay und Tobin zu erzählen, wo sie Pferde abgeholt hatten, die verkauft werden sollten. Ihr Weg durch Syr und Meadowlord hatte die Würde einer drohenden Stampede besessen. Aber sie wollte vor allem hören, was sie in diesem Sommer erlebt hatten. Maarken hatte ihr über das Sonnenlicht einiges berichtet, und sie hatte sie einige Male selbst beobachtet – hauptsächlich, um sich zu vergewissern, dass Pol nach der Katastrophe seiner Kletterpartie an der Felsenburg unversehrt war. Doch sie wollte alles von ihrem Mann und ihrem Sohn hören. Vor allem von Rohan, am liebsten im Bett.
Das erinnerte sie an die Vorbereitungen, die sie noch treffen wollte. Sie lief den Hügel hinunter und kam außer Atem an ihrem Pavillon an. Tobin hatte sich an Rohans großen Tisch gesetzt und ging die Notizen für das Frühstück durch, das sie den Prinzen immer am vierten Morgen des Rialla auftischten. Die Prinzessin sah lächelnd auf, als Sioned eintrat.
»Weißt du, dass ich selbst nach all diesen Jahren absolut nichts finde, was man an Camigwens Plänen verbessern könnte? Sie hatte ein unglaubliches Organisationstalent.«
»Stronghold wird immer noch nach ihren Anweisungen geführt. Kannst du dir vorstellen, was sie aus Skybowl gemacht hätte, wenn sie es in die Finger bekommen hätte? Obwohl ich zugeben muss, dass Ostvel seine Sache gar nicht schlecht macht.«
»Was machst du da?«, fragte Tobin, als Sioned eine Truhe öffnete und in ihr herumwühlte.
»Ein paar Sachen zusammensuchen. Ich will Rohan überraschen.«
Tobin lachte, als Sioned zwei wohlvertraute Weinkelche hochhielt. »Das können einfach nicht dieselben sein, die du vor einundzwanzig Jahren auf dem Markt gekauft hast!«
»Doch natürlich. Und wenn Davvi kommt, werde ich ihm eine Flasche von seinem besten Moosbeerenwein entwenden – was ist denn da draußen los?«
Die beiden Frauen verließen den Privatbereich des Pavillons und sahen nach draußen. Sioned fragte die Wache, was denn die Aufregung zu bedeuten habe. Der Soldat salutierte lässig und antwortete: »Ich glaube, seine Hoheit Prinz Davvi ist angekommen, Herrin. Soll ich einen Knappen schicken und ihn bitten, Euch hier aufzusuchen?«
Sie rannte
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