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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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nicht mehr mit«, rief Sioned.
    »… Masuls wahrem Vater! Verstehst du nicht? Wer könnte denn einen Beweis liefern, der den Intriganten wirklich gefährlich wird? Ein Mann, der so aussieht, spricht und sich bewegt wie Masul und der ganz und gar nicht tot ist!«
    Sioneds Brauen schossen in die Höhe und senkten sich dann wieder. »Das klingt weit hergeholt«, meinte sie nüchtern. »Es gibt hier Dutzende von Vätern mit Söhnen …«
    »Aber nur einen, der uns wirklich etwas angeht«, erinnerte er sie. »Bleibt bloß die Frage, wie wir ihn finden.«
    »Wen würde er denn wohl finden wollen?«
    »Wahrscheinlich die Leute, die ihm am meisten Geld bieten: entweder um zu reden oder um zu schweigen. Er ist nicht zu uns gekommen, also dürfen wir wohl annehmen, dass er zu Letzteren geht. Zu wem würde er wohl gehen? Zu Kiele? Zu Miyon? Oder zu Masul selbst?«
    »Wenn Kiele jemandem befohlen hat, Kleve umzubringen – und das vermute ich –, dann wird sie nicht zögern, auch diesen Mann zu töten. Nur dann schweigt er endgültig.« Sioned fing an, auf und ab zu laufen. »Wen würde er ansprechen? Wie vertraut ist er mit solchen Ränken?«
    »Ich …«
    Rohan wurde durch das Eintreten einer Wache plötzlich unterbrochen. »Ich bitte um Vergebung«, sagte die Frau. »Die Prinzessinnen bitten um eine Unterredung.«
    »Ja, natürlich«, sagte Rohan zerstreut. Dann starrte er Sioned an. »Glaubst du …«
    Die Schwestern traten ein, und Pandsalas erste Worte bestätigten ihre Vermutungen. »Herr, Herrin, verzeiht, dass wir Euch stören, doch heute Morgen kam ein Mann zu Naydra …«
    »Lasst mich raten«, sagte Sioned. »Er sagte, er sei der echte Vater dieses Hochstaplers, und er forderte Geld für sein Stillschweigen.«
    Naydras Augen weiteten sich. »Woher wisst Ihr das?«
    Pandsala wurde sehr blass und flüsterte: »Was bin ich doch für ein Idiot!«
    »Ihr konntet das nicht wissen«, sagte Rohan. »Und Ihr seid ja sofort zu mir gekommen, als Ihr davon erfahren habt. Prinzessin Naydra, erzählt mir bitte, was geschehen ist.«
    »Er sagte, dass ich als Tochter meines Vaters sicher wolle, dass Ihr mit den Euren aus der Prinzenmark verschwindet, und wenn ich ihm kein Geld gäbe …«
    »Ihr habt ihn weggejagt, nicht wahr?«, unterbrach er sie. »Ich danke Euch für Eure Loyalität, Herrin, aber ich wünschte, Ihr hättet mich sofort benachrichtigt.«
    Sie rang ihre Hände. »Herr, es tut mir leid, ich dachte nicht, dass er … Ich dachte, er wollte nur Geld …«
    »Damit hattet Ihr recht«, sagte Rohan, der sich inzwischen beruhigt hatte. »Ihr tragt keine Schuld, Herrin. Bitte erzählt uns alles, was er gesagt hat.«
    »Er sagte, er hätte mit einer verheirateten Frau, die mit ihrem Mann auf der Felsenburg diente, ein Kind gezeugt. Er gehörte zur Mannschaft des Schiffes. Ich erinnere mich zwar nicht an ihn, aber das heißt wirklich nichts. Ich habe ihm überhaupt nur zugehört, weil ich so überrascht war über seine Dreistigkeit.« Naydra riss sich mit bewundernswerter Stärke zusammen und erzählte alles, was sie wusste.
    Der Mann war groß gewesen, mit dunklen Haaren und grünen Augen, und so sah ja auch Masul angeblich aus. Nach dem Brand des Schiffes in jener Nacht hatte er sich für einige Zeit in Waes niedergelassen und danach auf verschiedenen Schiffen angeheuert. Auf die Gerüchte dieses Frühjahrs hin war er zurückgekommen und hatte auf das Rialla gewartet, um zu sehen, was er aus diesem Wissen herausschlagen konnte.
    »Ich bin gleich, nachdem er weg war, zu Pandsala gegangen, Herr. Ich war so beleidigt, dass er glaubte, ich würde Euch und Prinzessin Sioned verraten, wo Ihr doch so gut zu mir wart …«
    »Könntet Ihr ihn wiederfinden?«, fragte Rohan. »Und ihm sagen, Ihr hättet es Euch anders überlegt?«
    Naydra schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr«, sagte sie kläglich. »Nachdem ich mich von meiner Verblüffung über seine Unverfrorenheit erholt hatte, habe ich ihn fortgeschickt, ohne den geringsten Zweifel an meiner Loyalität zu lassen. Danach ging ich zu Pandsala, um ihr von seinen Lügen zu erzählen. Für den Fall, dass er als Nächstes zu ihr käme.«
    Sioned seufzte still. »Hm, wo wird er wirklich als Nächstes hingehen? Sicherlich nicht zu Euch, Pandsala. Kiele kommt infrage, aber daran will ich gar nicht denken. Er würde seine ersten Worte kaum überleben.«
    Naydra erblasste. »Herrin, Ihr glaubt doch nicht, dass sie …«
    »Ich bin mir sogar ziemlich sicher.« Sie wandte sich ihrem

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