Mondlaeufer
Sohn hatte! Und jetzt dieser Mann mit seiner Geschichte …« Plötzlich erschien ein Grübchen auf Kieles Wange. »Und wenn es nun wahr wäre? Was machen wir, wenn Palila nun wirklich mit einem Stallknecht, einem Koch oder sonst wem ins Bett gegangen ist, weil sie hoffte, dadurch Vater einen Sohn zu schenken?«
Pandsala lachte diesmal von Herzen. »Ich hätte keinen Silberling auf diese Hure gesetzt, du etwa? O Göttin, weißt du noch, wie sehr wir alle sie gehasst haben? Um die Wahrheit zu sagen, meine Liebe, ich bin recht erstaunt, dass du ihre Tochter bei dir aufgenommen hast.« Sie lachte wieder, als der Hieb saß.
»Dieses kleine …« Kiele biss sich wegen dieses Ausrutschers auf die Zunge. Pandsala nickte langsam und lächelte. »Chiana ist in Waes mein Gast, und sie war mir bei den Vorbereitungen für das Rialla eine große Hilfe«, fuhr sie in einem verzweifelten Versuch fort, zu retten, was noch zu retten war.
»Ich habe sechs lange Jahre mit ihr in der Schule der Göttin verbracht«, betonte Pandsala. »Ehrlich gesagt, liebe Schwester, wäre es direkt ein Triumph, wenn dieses Großmaul wirklich der ist, der zu sein er behauptet, wenn das alles dann Chiana demütigt!«
Kiele lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihre Arme hingen reglos an den Seiten herunter, ihr Mund stand offen. Pandsala lachte leise.
»Kannst du dir das vorstellen? Entehrt, ihrer Stellung beraubt, als Tochter einer Dienerin entlarvt. Das hatten Ianthe und ich für sie bei ihrer Geburt geplant, und sie war ja auch der Grund, warum ich überhaupt an die Schule der Göttin verbannt wurde. Ich muss zugeben, es würde mich wirklich freuen, wenn eine Tochter dieses grässlichen Weibes auf ihren Platz als Küchenmagd verwiesen würde!«
»Da ist wirklich etwas dran«, gab Kiele mit einem Mal grinsend zu. »Ich habe sie übrigens eingeladen, weil ich hoffe, dass sie jemanden findet, der sie heiratet und sie uns allen abnimmt. Ich weiß, dass Naydra von ihr die Nase voll hat, und ich habe ihre Allüren allmählich mehr als satt.«
»In gewisser Weise ist es wirklich schade, dass der Anspruch dieses Mannes nicht berechtigt ist.« Pandsala sah zu, wie diese Feststellung einsickerte, und wartete auf Fragen. Die kamen rasch.
»Es war eine verworrene Nacht, nicht wahr? Du warst doch dabei«, erwähnte Kiele wie beiläufig. »Aber weißt du, ich frage mich einfach, was bei all diesem Durcheinander nun wirklich passiert ist, Pandsala. Nur du und Ianthe, nur ihr zwei habt es ja wirklich gewusst.«
»Und Lady Andrade«, ergänzte Pandsala sofort. »Du hast recht mit dem Drumherum. Das reine Chaos. Aber ich war tatsächlich da, Kiele. Und ich weiß Bescheid. Deshalb kann ich nicht zulassen, dass die Sache verschleiert wird. Tust du mir den Gefallen und lässt deine Leute in der Stadt, im Lager und auf dem Markt nach diesem Mann suchen? Sie sollten einen Fremden doch nach einer Beschreibung finden können, auch wenn so viele andere Fremde herumlaufen. Er kann natürlich die Farben irgendeines Lords oder Prinzen angelegt haben, doch ich bezweifle das. Jeder, der sie rechtmäßig trägt, kennt die anderen Männer seines Herrn. Er würde zu leicht entlarvt werden.«
»Er hat also keinen eigenen Herrn?«
»Nicht, dass ich wüsste. Als er mit Naydra sprach, trug er einfache Kleidung. Machst du es, Kiele? Ich stünde wirklich in deiner Schuld.«
»Ich bin froh, wenn ich helfen kann«, sagte Kiele nachdrücklich. »Wie sieht er denn aus?«
Sie gab jede Einzelheit weiter, an die sich Naydra hatte erinnern können, als Pandsala sie verhörte, was viel ungestümer gewesen war als Rohans Befragung. Dann geleitete Kiele sie betont freundlich hinaus, und die beiden Frauen verabschiedeten sich in bestem Einvernehmen. Pandsala ging zurück zu ihren eigenen Zelten, wo zwanzig Diener sie befehlsgemäß erwarteten. Sie hatten die Farben der Prinzenmark abgelegt. Jeder trug nur eine einfache Tunika.
»Beobachtet jeden Bediensteten, der Lady Kieles Zelt verlässt. Sie suchen nach einem großen Mann mit grünen Augen. Und jetzt hört mir genau zu: Dieser Mann darf einfach nicht zu meiner Schwester gelangen. Nehmt ihn fest, und bringt ihn sofort zu mir; ihm darf aber kein Haar gekrümmt werden. Kein Wort zu den Leuten des Hoheprinzen oder sonst jemandem. Und lasst vor allem Kieles Leute nicht merken, wer ihr seid. Wenn ihr Erfolg habt, wird es eine gute Belohnung geben. Irgendwelche Fragen? Gut.«
Rohan konnte nicht ganz zu seinem Wort stehen, dass man die Dinge
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