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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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einfach laufen lassen sollte. Er beriet sich kurz mit Tallain und wies ihn an, alle Wachen und Diener auf einen bestimmten Mann acht haben zu lassen, den Rohan unbedingt sprechen wollte. Wenn man ihn sah, sollte er sofort zum Pavillon gebracht werden.
    »Aber sag ihnen, sie sollen unauffällig bleiben«, endete er. »Kein Aufsehen, keine Durchsuchung von irgendeinem Zelt, keine Fragen an jeden, der ihnen gerade über den Weg läuft.«
    Am späten Nachmittag hatte Rohan die Pergamente, die seine Aufmerksamkeit forderten, zugunsten eines Spaziergangs am Fluss beiseitegelegt. Er entschuldigte die Vernachlässigung seiner Pflichten mit der vernünftigen Erklärung, sein Kopf brauche dringend frische Luft. Er hatte sich aber noch nie besonders gut selbst belügen können.
    Als er gerade das Zelt verlassen hatte, tauchte ganz nebenbei – und mit der gleichen Entschuldigung, die er Tallain gegeben hatte – Sioned an seiner Seite auf. »Ein herrlicher Tag für einen Spaziergang, nicht wahr?«, meinte sie.
    »Herrlich«, wiederholte er.
    »Für unsere diversen Empfänge ist alles vorbereitet«, plauderte sie weiter, als sie sich dem Flussufer näherten. »Genug zu essen für eine ganze Armee und genug Wein, um Lleyns halbe Handelsflotte darauf schwimmen zu lassen.«
    »Sehr gut.«
    »Pol sagt, er will mir ein Geschenk machen, das ich am letzten Tag zum Bankett tragen soll. Aber er will nicht verraten, was es ist.«
    »Das ist das erste Mal, dass ich davon höre.« Er pflückte eine Blüte von einem Busch und begann, die Blütenblätter abzureißen.
    »Gib’s zu, Rohan. Am liebsten würdest du jedes Zelt, jedes Haus und jede Hütte in hundert Längen Umkreis durchsuchen lassen.«
    »Wenn ich es zugebe, tust du’s dann auch?« Er lächelte sie an.
    »Die Chance, ihn zu finden, ist nicht besonders groß, oder?«
    »Nicht besonders.«
    In einträchtigem Schweigen gingen sie eine Weile weiter. Sie hielten auf die Brücke über den Faolain zu. Die Menschen kehrten mit Paketen und Taschen beladen vom Markt zurück und redeten über ihre Einkäufe und die neusten Gerüchte. Rohan und Sioned konnten sich weitgehend unerkannt unter die Menge mischen, denn sie waren beide einfach gekleidet und hatten ihre Hände mit den verräterischen Ringen in der Tasche. Einige wenige erkannten sie, doch auf ein leichtes Kopfschütteln verneigten sie sich kaum merklich und gingen weiter.
    »Viele Leute sind diesen Sommer hier«, bemerkte Rohan.
    »Mehr als genug, um unterzutauchen, meinst du nicht?«
    »Außer wenn man zufällig ein junger Prinz mit zwei dienstbeflissenen Leibwachen ist. Sieh nur.« Er zeigte auf ihren Sohn, der mit Maarken und Ostvel auf seinen Fersen am Flussufer entlangging.
    »Anscheinend kann keiner von uns heute Nachmittag still sitzen«, murmelte Sioned mit schiefem Lächeln.
    »Das ist auch keine Schande.« Er führte sie aus der Menge heraus zu Pol. »Wo ist eigentlich Riyan?«, fragte er unvermittelt. »Clutha ist da, aber Riyan ist bisher nicht einmal vorbeigekommen, um Ostvel zu begrüßen.«
    »Er ist wohl zu beschäftigt. Weißt du, er war diesen Sommer in Waes, um für Clutha ein Auge auf Lyell zu haben. Als wir in der Residenz zu Abend gegessen haben, war er allerdings nicht da. Chiana sagte, er sei zur Faolin-Furt geritten, um Cluthas Leute zu treffen.« Sie winkte Pol zu, als dieser den Hang zu ihnen hocheilte. »Sie kam mir ziemlich verstimmt vor. Wahrscheinlich nur deshalb, weil sie bei Riyan nicht landen konnte.«
    »Liebste, der Junge hat wirklich Geschmack! Aber ich würde gern mit ihm reden. Vielleicht hat er etwas gehört.«
    »Ich werde Clutha bitten, dass er ihn heute Abend zu uns herüberschickt.« Sie lächelte, als Pol ankam und ihnen eine kurze Verbeugung und ein spitzbübisches Lächeln zukommen ließ.
    »Wart ihr drüben auf dem Markt?«, fragte Pol. »Ich habe mich schon eine ganze Weile dort herumgetrieben«, fügte er mit einem halb spöttischen, halb trotzigen Seitenblick auf Maarken und Ostvel hinzu. »Ich hatte einiges zu erledigen.«
    »Mein Geschenk?«, riet Sioned.
    »Möglich!«
    »Was es auch ist, ich hoffe, es passt«, antwortete sie und zerzauste seinen blonden Schopf. Dann drehte sie sich zu Maarken um und meinte: »Ich nehme an, du hast dir auch ein bisschen Zeit für dich selbst genommen und mit mindestens einem Dutzend Goldschmieden über ein Hochzeitsgeschmeide gesprochen.«
    Der junge Mann schnitt ihr eine Grimasse, und Ostvel schalt: »Also Sioned! Bring den Jungen nicht

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