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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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genauso fest daran glauben, mein Freund.«

Kapitel 19
    Prinzessin Alasen war eine wahre Meisterin in der Kunst, jeder Leibwache ihres Vaters zu entkommen. Wenn es ihr schon in und um das Schloss von Neu-Raetia auf Kierst ein Leichtes war, frei herumzulaufen, so war das in der Menschenmenge, die zu den Rennen ging, sogar noch einfacher. Hier war Alasen nur ein junges Mädchen in einfachem Kleid und wurde daher nicht erkannt, solange niemand das Emblem ihres Vaters, die silberne Flasche, auf dem kleinen Lederbeutel an ihrem Gürtel entdeckte.
    Über der Loge der Prinzen war ein Baldachin aus grüner Seide aufgespannt worden, und die Sitze füllten sich rasch. Aus der Menge liefen viele los, um gute Plätze zu finden, doch Alasen ging zu den Koppeln hinüber, wo die jungen Männer, die ihren Ritterschlag erwarteten, ihre Reitkunst vorführen sollten, ehe die Rennen begannen.
    Sie fand einen Platz am Zaun und legte ihre Ellbogen auf die gestrichenen Holzbalken. Sorin von Burg Radzyn, der Knappe ihres Vaters, führte vierzehn junge Adlige auf prächtigen Pferden auf die Wiese. Sie blieben stehen, um die Begrüßungsrufe ihrer versammelten Freunde und Verwandten entgegenzunehmen. Danach ritten sie in vollendeter Form über das eingezäunte Areal. Sie wechselten die Gangart und die Richtungen durch kaum wahrnehmbare Kommandos an ihre Tiere, ritten Diagonalen und komplizierte Muster in perfekter Formation. Sorin ritt ein Pferd seines Vaters, eine elegante, grau gescheckte Stute mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif. Alasen überlegte, ob sie ihren Vater wohl leicht überreden könnte, ihr das Tier zu kaufen, und entschied, dass sie wohl gute Chancen hatte. Trotz Masuls skandalösem Auftritt hatte Volog ausgezeichnete Laune, und seine privaten Unterredungen mit dem Hoheprinzen waren zu seiner vollen Zufriedenheit ausgefallen. Er war außerdem erfreut, dass sie sich mit Cousine Sioned angefreundet hatte. Schon möglich, dass sie ihm die Stute abschmeicheln konnte, wenn sie auch kein Hochzeitsgeschenk sein würde.
    Alasen machte sich keine Illusionen darüber, warum ihr Vater sie dieses Jahr nach Waes mitgenommen hatte. Man hatte ihr auf Neu-Raetia jetzt schon seit zwei Jahren junge Männer vorgeführt – recht spät für eine Prinzessin, doch sie war nun mal Vologs jüngstes und liebstes Kind, das er so lange wie möglich bei sich behalten wollte. Diesen Herbst aber würde sie dreiundzwanzig werden, und es wurde Zeit, dass sie heiratete. Wenn sie schon keinen der jungen Herren nehmen wollte, die nach Kierst gekommen waren, wollte Volog unbedingt, dass sie den Rest von ihnen beim Rialla ansah. Er erwartete, dass sie sich einen Gatten wählte, und das wusste sie.
    Sorin ritt allein in die Mitte des Korrals und führte einige schwierige Übungen vor: Kurbetten und Sprünge, die hohe Ansprüche an einen Reiter stellten und mögliche Käufer von der Qualität des Pferdes überzeugen sollten. Lord Chaynal stand ein Stück von Alasen entfernt am Zaun und betrachtete kritisch jede Nuance der Vorstellung seines Sohnes. Ein Großteil der anderen Pferde, die heute geritten wurden, gehörten ihm ebenfalls, der Rest stammte von Lord Kolya von Kadar Water, Chaynals einzigem ernsthaften Konkurrenten in der Pferdezucht. Die zwei Güter lagen schon Generationen lang im wohlwollenden Wettstreit und stachen einander bei jedem Rialla unweigerlich gegenseitig die Pferde aus.
    Alasen applaudierte Sorins Kunst begeistert und winkte, als er am Zaun entlangritt, um sein wohlverdientes Lob einzuheimsen. Er grinste und winkte ihr zu. Auf jeden Fall sah er von all den jungen Männern am besten aus: groß und schlaksig, mit den gemeißelten Zügen seines Vaters. Er war auch der beste Reiter. Alasens Stolz auf ihn war der einer älteren Schwester, und sie waren beide froh, dass ihre warme Freundschaft nie vom Feuer berührt worden war. Ihre Eltern hatten die Möglichkeit einer Heirat ein- oder zwei Mal durchgesprochen, doch daraus war nie etwas geworden. Sorin und sie hatten allein beim Gedanken daran herzlich gelacht. Für irgendeine Frau würde er einen wunderbaren Ehemann abgeben, aber nicht für sie. Trotz seiner zwanzig Jahre und seiner mannigfaltigen ritterlichen Fähigkeiten glich Sorin einem großen, verspielten Junghengst, der sich noch Knie und Nase anstieß. Alasen war etwas überrascht, dass er heute so selbstbewusst und erwachsen wirkte.
    Plötzlich fragte sie sich, wie wohl sein Bruder Andry war, der Zwilling, der es der üblichen

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