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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Geschenk machen und habe viel Geld dabei. Oh, außerdem muss ich bei einem gewissen Seidenhändler Halt machen, und ich brauche den besten Kristallbläser von Firon.«
    Der Mann aus Cunaxa war ein wahrer Künstler. Das Schwert, das Tilal bei ihm kaufte, war ein Juwel aus glänzendem Stahl, auf dem Apfelbäume voller Früchte eingraviert waren. Während sie warteten, trieb der Händler das Emblem von Syr in das Schwert. Der Griff wurde nach Tilals Angaben speziell für seinen Vater angepasst, und während Pol für Sorin und Riyan zur Feier ihrer Ritterschaft zwei gute Messer aussuchte, holte Tilal eine Hand voll kleiner Granate hervor, die in die Vertiefungen gesetzt werden sollten, die der Schmied extra für diesen Zweck freigelassen hatte.
    Die Arbeit brauchte ihre Zeit, doch das Ergebnis war hinreißend. Die Nachmittagssonne glitt die lange Klinge hinunter und glühte in den dunklen Edelsteinen. Ihr Glanz spiegelte sich in dem goldbesetzten Griff wider. Tilal wickelte das Schwert sorgfältig in eine Elle weichster Wolle, bezahlte sein Prachtstück und seufzte glücklich, als sie gingen.
    »Waren das die Granate, die du bei dem Rennen gewonnen hast?«, fragte Pol. »Lässt du den Rest davon zu Hochzeitsgeschmeide fassen?«
    »Möglich.«
    Der Junge sah seinen Cousin von der Seite an. »Oh, ich sehe schon. Es gibt noch keine, für die du eine Kette machen lassen möchtest.«
    Zu seinem Erstaunen verhärteten sich Tilals Züge, und seine Augen blitzten wütend, als er sagte: »Du magst ein Prinz sein, aber das geht dich nichts an.«
    Pol wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert. Offensichtlich war es heute sein Schicksal, wütende Blicke von Freunden und Verwandten zu ernten. Er hielt den Mund, solange sie die Reihen der Stände entlangschlenderten und schließlich an einer Sammlung von Kristallgläsern anhielten, die wie Seifenblasen wirkten und im Sonnenlicht in sanftem Rosa, Grün und Blau glänzten.
    Tilal fing sich und wurde wieder zu Pols Cousin und gutem Kameraden: »Für wen ist das? Für deine Mutter?«
    »Nein. Eine andere Dame.« Pol lachte, als Tilals schwarze Brauen erstaunt hochfuhren. »Wie mir alle dauernd sagen, bin ich dafür ja noch zu jung! Ich habe der Frau von einem Gastwirt in Dorval ein Glas zerbrochen und muss es ersetzen.« Er zeigte auf einen zerbrechlichen Kelch in der Form einer exotischen, gelben Blume, deren Stängel sich aus grünen Blättern erhob. Winzige Glasperlen stellten die Tautropfen dar. »Ich glaube, ich nehme den da, bitte.«
    »Eine kluge und ausgezeichnete Wahl, allerhöchster Herr«, erklärte der Kaufmann voller Begeisterung.
    »Wie willst du den denn heil den ganzen Weg nach Graypearl mitschleppen?«, fragte Tilal.
    Der Kaufmann schnaubte. »Ich packe ihn so gut und so sicher ein, dass die schlimmsten Winterstürme ihn nicht einmal erzittern lassen. Nur einen Moment, allergnädigster Herr.«
    Als das Holzkästchen fertig war – doppelt so groß wie der Kelch und mit Lammwolle ausgelegt –, bat Pol darum, dass man es zum Pavillon seines Vaters schicken möge. Als der Händler erkannte, wer sein Kunde war, erbleichte er, wurde plötzlich sehr unterwürfig und schnappte sich blitzschnell einen weiteren Kelch, den er Pol schenkte. Es war ein wundervolles Kunstwerk aus lilafarbenem Glas, das am Rand in Blau überging und unten am Fuß zu dichtem Schwarz wurde. Drei feine Golddrähte, die sich um den Stiel wanden und oben den Rand säumten, betonten seine Schönheit.
    »Mein Prinz«, sagte der Kaufmann demütig und verbeugte sich erneut.
    Pol errötete und fragte sich, ob er es wohl irgendwann schaffen würde, sein Mienenspiel zu beherrschen. »Ich kann das wirklich nicht …«
    »Bitte«, sagte der Fironese. »Ich spreche für meine Gilde und mein ganzes Volk, wenn ich sage, dass wir es kaum erwarten können, unter die wohlwollende Herrschaft eines so edlen und mächtigen Prinzen zu gelangen.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch, aber …«
    »Bitte, Hoheit.« Als er dem Mann in die dunklen Augen sah, dachte Pol wieder an Lady Eneidas Angst vor einer Invasion durch Miyon von Cunaxa. Anscheinend wollten ihn die Fironesen wirklich als ihren Prinzen. Er musste das seinem Vater erzählen.
    »Ich nehme voller Dankbarkeit an«, sagte Pol. Der Kelch wurde eingepackt und zu dem anderen gelegt, damit beide zum Pavillon des Hoheprinzen gebracht werden konnten.
    »So, so«, murmelte Tilal, als sie den Fironesen verließen.
    »Ich kann nichts dafür«, entgegnete Pol mit einem

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