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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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eingefallen ist, Vetter«, sagte er zu ihm. »Aber ich glaube kaum, dass deine Mutter sich darüber sehr beschweren wird.«
    »Hast du Masuls Gesicht gesehen?«
    »Nein, ich habe Clutha beobachtet.« Tilal schnappte sich ein Stück Kuchen von einem Tablett, das gerade von einem Diener vorbeigetragen wurde, stopfte es sich genießerisch in den Mund und fuhr fort: »Sein Gesicht verrät viel, weißt du. Riyan erzählte mir, dass Halian Clutha bedrängt, sich auf eure Seite zu stellen, weil er Chiana heiraten will. Die Göttin steh ihm bei! Aber sein alter Herr sträubt sich. Ich glaube, du hast ihn gerade daran erinnert, was für ein Prinz du sein wirst. Wenn Masul sich in der Prinzenmark einnistet, gerät Meadowlord wieder zwischen die Fronten. Und Clutha will auf keinen Fall, dass sein Land wieder zu einem Schlachtfeld wird. Besonders wenn auf der einen Seite ein Lichtläufer-Prinz steht!«
    Pol seufzte leise vor Erleichterung. »Danke. Ich werde diese Informationen nutzen können, wenn Mutter und Vater auf mich losgehen.«
    »Oh, bis heute Nachmittag haben sie sicher alles vergessen.«
    »Nur wenn ich eine Weile verschwinde. Hör mal, warum gehen wir nicht rüber auf den Markt? Ich muss mich da noch um ein paar Sachen kümmern. Hast du Zeit?«
    »Frag erst um Erlaubnis. Ich weiß nicht, ob mein Schwert in ihren Augen ausreicht, dich zu beschützen.«
    »Ich habe es satt, um Erlaubnis zu bitten, und ich habe es satt, dass mir keiner irgendwas sagt!«
    Tilal grinste wieder, und angesichts dieser fröhlichen, grünen Augen war es unmöglich, störrisch zu bleiben.
    »Ich rede schon wie ein total verwöhntes Balg, nicht wahr?«, meinte Pol schüchtern.
    »Du hörst dich an wie jeder Junge, der bald zum Mann wird. Du hättest mich erst mal hören sollen, ehe ich River Run wirklich leiten durfte. Wir treffen uns vor meinem Zelt, sobald das Frühstück vorbei ist, ja? Ich frage deine Eltern jetzt gleich um Erlaubnis. Dann brauchst du ihnen bis heute Nachmittag vielleicht nicht mehr unter die Augen zu kommen.«
    Pol nickte dankbar. Er suchte sich einen bequemen Baum zum Anlehnen, sah den Adligen zu und überlegte, wie sehr er Tilal mochte. Er hatte den Neffen seiner Mutter seit seiner Geburt gekannt; damals war der junge Mann Rohans Knappe gewesen. Während der Feierlichkeiten zu Pols achtem Geburtstag war Tilal zum Ritter geschlagen worden. Dass er Tilal traditionsgemäß Brot, Salz und die goldene Gürtelschnalle überreichen durfte, war eine von Pols schönsten Kindheitserinnerungen. Im darauf folgenden Frühling hatte Tilal Stronghold verlassen, um zu seinen Eltern nach Hoch-Kirat zurückzukehren, dem Sitz der Prinzen von Syr. Ein Jahr später hatte er die beiden Güter River Run und River View übernommen. Auf River Run waren sowohl er als auch Davvi und Sioned geboren worden; und River View gehörte zu dem Besitz, seit Davvi dessen Erbin geheiratet hatte. Daher herrschte Tilal über eine beträchtliche Ecke Land entlang des Catha, und ein Teil davon gehörte zum besten Acker- und Weideland der Prinzenreiche.
    Im Lager von Syr flatterte Tilals grün-schwarzer Wimpel über seinem kleinen türkisfarbenen Zelt. Ein Knappe, der noch jünger war als Pol, verbeugte sich fast bis zum Boden, als er ihn sah. Tilal kam mit einer großen Lederbörse in der Hand aus dem Zelt, lächelte zum Gruß und winkte den Knappen davon.
    »Ich glaube, Tante Sioned ist froh, wenn du heute was zu tun hast«, vertraute er ihm an. »Sie ist nicht erbaut über deine Tat, aber man wird dich wohl kaum bestrafen. Sie braucht ihre ganze Zeit und Fantasie für andere Dinge.« Tilal machte die Börse an seinem Gürtel fest, sah nach seinem Schwert und sagte: »Also los dann. Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor der Menge auf dem Markt.«
    »Aber ich wette, die Mädchen werden dir dennoch ständig auf den Fersen sein«, neckte Pol. »Ich habe dich heute Morgen beim Frühstück beobachtet, bevor ihr anfingt mit Chale zu sprechen, du und Kostas.«
    »Ach, die meisten Mädchen werden heute hierbleiben und überlegen, was sie in den nächsten Tagen anziehen sollen. Schließlich müssen die anderen Männer auch mal eine Chance haben«, erwiderte Tilal leichthin mit Selbstironie in den Augen. »Kostas hat mir gestern erzählt, dass jemand aus Cunaxa da ist, der hervorragende Schwerter herstellt. Ich möchte eins für meinen Vater holen.«
    »Glaubst du, Sorin und Riyan hätten auch gern etwas von ihm?«, fragte Pol beim Gehen. »Ich möchte beiden ein

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