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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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glaube, er würde es sehr gut schaffen. Auf einem Landsitz oder als Aufseher über den Seidenhandel oder die Perlenbänke wäre sein Können sicher verschwendet. Er ist jung, das ist wahr, und er ist ein Bücherwurm – aber ich meine mich an einen anderen belesenen, kleinen Prinzen erinnern zu können, der sich gar nicht so schlecht herausgemacht hat.« Der alte Mann hob eine Braue in Rohans Richtung, was zum ersten Mal an diesem Tag ein Lächeln auf dessen Lippen zauberte. »Und die Jugend ist biegsam, bei der Göttin. Man lernt es schnell, ein Prinz zu sein. Ich nehme doch an, dass es entsprechende Abkommen geben wird, falls er einmal militärischen Beistand brauchen sollte?«
    »Selbstverständlich. Ich habe bereits einen Vorschlag für Euch aufgesetzt.« Er nahm das Pergament von seinem Schreibtisch und reichte es Chadric. »Sollte Cunaxa etwas unternehmen, marschiert die Wüste von Tiglath aus ein. Volog wird bestimmt Unterstützung auf See zusagen. Und außerdem gibt es da im Grenzland zwischen Firon und der Prinzenmark noch ein Gebiet, wo man eine Garnison stationieren könnte. Wenn Euch noch irgendetwas anderes einfällt, was Laric brauchen könnte, dann fügt es bitte hinzu.«
    »Großzügig von unserem Cousin in Kierst«, sagte Lleyn trocken. »Aber schließlich bleibt alles in der Familie, nicht wahr? Sagt, Rohan, warum nicht dessen Jüngsten?«
    »Volnaya ist erst siebzehn und noch nicht einmal zum Ritter geschlagen. Außerdem werden Davvis Söhne eines Tages Syr und Ossetia regieren. Vologs Enkel Arlis wird Kierst und Isel vereinen, wenn er erbt. Pol bekommt die Wüste und die Prinzenmark. Sie alle sind nahe Verwandte von Pol. Nur Laric nicht; und Dorval liegt nicht sehr nahe an Firon.«
    »Ah, ja. Die beiden werden also nicht verschmelzen wie die anderen. Obwohl ich auch nicht glaube, dass Kostas und Tilal eng zusammenarbeiten werden, falls sie nicht jemand an einer sehr kurzen Leine hat. Aber habt Ihr eigentlich bedacht, dass mit meinem Enkel in Firon trotzdem vier Personen, die Pol nahestehen, fünf Prinzenreiche beherrschen? Dazu die mit der Wüste vereinigte Prinzenmark; das macht dann sechs von elf. Das ist eine Zahl, die ziemlich bedrohlich ist, falls man nicht zu diesen sechs gehört.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, gab Rohan zu. »Und auch über das Problem mit Tilal und Kostas, das Ihr schon genannt habt. Aber auch wenn ich weiß, dass dieses Netzwerk aus Verwandten wahrscheinlich in ein oder zwei Generationen auseinanderfällt, werden wir bis dahin alle tot sein. Das ist dann das Problem von jemand anderem.«
    »Und seine geheime Furcht.« Der alte Prinz lächelte grimmig. »Also gut, sucht mir einen Lichtläufer, der Eolies Farben kennt, und dann erzählen wir meinem nichts ahnenden Enkel, dass er Prinz werden soll.« Er blickte Sioned an. »Nein, meine Liebe, Ihr braucht Euch nicht dafür zu melden. Andrade hat genügend Faradh’im im Gefolge, von denen sie mir heute Nachmittag einen ausleihen kann.«
    Chadric half seinem Vater hoch und führte ihn zum Ausgang. Dessen gebrechlicher Körper richtete sich plötzlich auf. »Ich kann sehr gut allein gehen«, fuhr Lleyn auf. »Lass mich los.«
    »Selbstverständlich, Vater.«
    Als sie fort waren, drehte sich Rohan zu Sioned um. Sie starrte wieder ungewöhnlich still auf ihre Hände. Ihr rotblondes Haar war überschattet, und ihre strahlenden Augen blieben hinter ihren Wimpern versteckt. Es tat ihm weh, ihr Licht so gedämpft zu sehen und zu wissen, dass er daran schuld war.
    »Ich weiß, dass du das nicht verstehst«, setzte er ruhig an.
    »Nein. Das tue ich auch nicht.« Sie hob den Kopf. Ihre Augen hatten sich verdunkelt. »Was hat Pandsala heute zu dir gesagt? Ich glaube dir deine Ausflüchte ebenso wenig wie Lleyn. Was hat sie dir erzählt, Rohan?«
    Er war in Versuchung. Barmherzige Göttin, wie gerne wollte er ihr die Wahrheit berichten. Sein Selbstmitleid verbot es ihm jedoch.
    »Du hast mir einmal geschworen, mich nie zu belügen«, flüsterte sie.
    »Das habe ich auch nie getan.«
    In plötzlichem Trotz flammten ihre Augen auf. Doch nach einer Weile sah sie wieder zur Seite. »Oh, verdammt.«
    Rohan sank auf den Stuhl, auf dem Lleyn gesessen hatte. Er fühlte sich mindestens so alt wie er. Und allein. O Göttin, so allein, wie er sich seit seiner frühen Jugend nicht gefühlt hatte, wo er allein geträumt und gearbeitet, geschlafen und gelebt hatte. Vor Sioned.
    Er sah auf ihren stolzen Kopf, der immer noch gesenkt war. Doch ihr

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