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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wären Inoat und Jos und Ajit trotzdem tot. Pandsala hätte weiter jeden ermordet, der ihrer Meinung nach Pol im Weg war. Und wer weiß: Hätte Pol erst Kinder gehabt, hätte sie vielleicht auch die Söhne von Tilal, Kostas und Laric umgebracht, damit alles an Pol fällt. Es ist irgendwie dasselbe, was auch Andrade immer wollte, weißt du«, ergänzte sie bitter. »Rohan, wenn du Masul getötet hättest, wäre nur eines anders, aber es wäre nicht besser: Dann wären wir Mörder, genau wie sie.«
    Rohan drückte sie wieder an sich. »Wir mögen uns wünschen, Barbaren zu sein. Aber leider wollen wir auch zivilisierte Menschen sein. Die Göttin stehe uns bei.«
    »Ein törichtes Ziel«, antwortete sie. »Und in Zeiten wie diesen offenbar der Gipfel der Dummheit.«
    »Ganz meiner Meinung. Aber wir müssen die kleine Komödie noch weiterspielen. Ich schicke Tallain, damit Ostvel kommt und wir ihm die Neuigkeit beibringen können.«
    »Vorsichtig. Sehr vorsichtig.« Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und fragte: »Rohan, hättest du es wirklich fertig gebracht, mir nie von Pandsala zu erzählen? Sag.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe mir eingeredet, ich könnte und müsste es. Doch es ist wohl so, dass ich in keiner Weise ohne dich leben kann. Ich brauche dich zu sehr.«
    Sioned strich ihm das allmählich silbrig glänzende, blonde Haar aus der Stirn. »Geliebter«, flüsterte sie. »Geliebter.«

Kapitel 24
    Die morgendliche Spannung um Masul und die unruhigen Spekulationen darüber, was Andrade am Abend vorhatte, hatten fast alle vergessen lassen, dass am Nachmittag fünfzehn Knappen feierlich zum Ritter geschlagen werden sollten. Auf einem Hügel oberhalb der Zelte versammelten sich die Familien und Gönner der jungen Männer, doch die Feier war nicht so fröhlich wie sonst.
    »Sie haben wirklich ein armseliges Ritterfest«, sagte Maarken kopfschüttelnd zu Andry. »Ich habe mich mein Leben lang auf diesen Tag gefreut.«
    Selbst Andry, der solch eine Feier nicht erlebt hatte, taten Sorin, Riyan und die anderen leid, die eine so lange und schwere Ausbildung auf sich genommen hatten und nun erleben mussten, wie der Höhepunkt ihres jungen Lebens neben den politischen Querelen ihrer Eltern verblasste.
    »Es wird trotzdem etwas Besonderes für sie sein«, erklärte er und versuchte, zuversichtlich zu klingen, »egal, was sonst noch geschieht. Ich weiß noch, dass du in diesem Moment so aussahst, als wäret ihr, du und Lleyn, die einzigen Menschen auf der Welt. Sie fühlen sich bestimmt genauso, wenn auch nur für diesen kurzen Augenblick. Das ist es, was zählt.«
    »Wahrscheinlich.«
    Andry zögerte, warf einen kurzen Blick auf die anderen, die überall in kleinen Grüppchen beisammenstanden, und war sich sicher, dass niemand zuhörte. »Maarken, hast du mit Hollis gesprochen?«
    Maarken erstarrte. »Nein. Heute nicht.«
    »Ich weiß nicht, warum sie sich so benimmt«, fuhr Andry fort, ohne zu überlegen. »Die ganze Zeit, während wir an den Schriftrollen gearbeitet haben, hat sie über dich gesprochen und Fragen über Radzyn und die Wüste gestellt. Und jetzt will sie nicht einmal …«
    »Weißt du überhaupt, worüber du da redest?«, fragte Maarken mit gefährlich sanfter Stimme.
    Andry schluckte. »Nein«, flüsterte er. »Wahrscheinlich nicht. Aber, Maarken, ich will doch nur …«
    Eisgraue Augen, wie die ihres Vaters, sahen um den Fingerbreit auf ihn herab, den Maarken größer war als Andry. Doch einen Moment später seufzte Maarken und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid. Ich kann bloß jetzt nicht darüber sprechen, verstehst du?«
    Erleichtert, dass sein geliebter älterer Bruder ihm für seine Einmischung wohl doch nicht den Kiefer brechen würde, nickte Andry und wandte sich wieder dem Hügel zu, wo sich die Knappen entsprechend ihrer Rangordnung aufgereiht hatten.
    Es waren fünfzehn, die dort aufrecht und stolz in den Farben ihrer Ziehherren in der Nachmittagssonne standen. Ihre Ledergürtel zeigten allerdings die Farben der väterlichen Besitztümer. Das ergab mitunter gewagte Kombinationen. Zum Beispiel bei Bosaia, dem jüngeren Bruder von Lord Sabriam: Das Gelb und Orange der Stadt Einar wetteiferte mit der ebenso schreienden Zusammenstellung von Pink und Purpur auf der Tunika von Nieder-Pyrme, wo er aufgewachsen war. Riyan trug den blau-braunen Gürtel von Skybowl zu Cluthas Hellgrün, sodass er vorteilhafter aussah als die meisten anderen. Sorins scharlachrote Tunika wurde

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