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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Glanz der Flammen verzerrt. Die anderen Lichtläufer waren in Gefahr, doch er hatte jetzt keine Zeit für sie. Nicht jetzt, nicht solange Andrades Schreie immer schwächer wurden. Er klammerte sich an sie. Seine Ringe brannten noch immer auf seiner Haut, während er schluchzte und in ihr silbern glänzendes Haar fluchte.
    Riyan, Andry, alle Faradh’im, selbst Pandsala und Alasen außerhalb des Kreises waren fast besinnungslos angesichts dieser plötzlichen Qual, die keiner von ihnen verstehen konnte. Das Auflösen von Andrades machtvollem Gewebe verursachte ein Farbenknäuel. Sioned kämpfte in Rohans Armen mit schweißglänzendem Gesicht darum, einen blendenden Wirbelsturm von Mustern zu entwirren, den die Menschen ohne die Lichtläufergabe nicht sehen konnten. Pol legte Tobin in Chays starke Arme, quälte sich die paar Schritte zu seiner Mutter hinüber und schlang seine Arme um sie. Sioned schrie auf und drückte seinen blonden Kopf an sich, während sie seine strahlenden Farben zuerst einfing. Als sie alle aus dem Gewebe herausgelöst hatte, sank er zu Boden, noch immer entsetzt und zitternd, jedoch in Sicherheit.
    Sioned arbeitete verzweifelt weiter, während die Schatten sich drohend näherten. Sie würden die Faradh’im verschlingen. Sie stieß den schwarzen Nebel mit Gewalt zurück und löste die eleganten, leuchtenden Muster der fast verlorenen Lichtläufer voneinander. Schließlich bebte sie heftig und brach dann in Rohans Armen zusammen.
    Ganz plötzlich erstarb das Feuer, als hätte eine riesige Faust es erstickt. Niemand sah, wie Segev ins Gras fiel: Es war scheinbar dieselbe Reaktion wie bei den anderen Lichtläufern. Nur er wusste, dass sein Zusammenbruch daher stammte, dass Mireva ihn und das Feuer, das sie durch ihn beschworen hatte, endlich losließ. Schwer atmend lag er, ohne dass ihn jemand beachtete. Sein Herz raste so, dass die Schläge schon zu einem verschmolzen.
    Prinz Lleyn hinkte zu Urival hinüber, der Andrade in seinen Armen wiegte. Er ließ sich auf die Knie nieder und nahm ihre Hand. Aus seinem stolzen, alten Gesicht sprach Trauer.
    Chadric und Audrite näherten sich Rohan, der über seine Frau und seinen Sohn gebeugt war. Doch der schüttelte ihre mitfühlenden Hände zunächst ab, denn Sioneds völlig erschöpftes Gesicht und Pols unkontrolliertes Zittern erschütterten ihn. Audrite murmelte Trostworte, ohne dass sich deren Zuversicht in ihren Augen spiegelte. Chadric legte Rohan die Hand auf die Schulter und sagte: » Sie werden es gut überstehen. Es gibt jemand anderen, der Euch jetzt braucht.«
    Rohan sah auf und folgte Chays Blick dorthin, wo Andrade lag. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, denn er konnte nicht glauben, was er dort sah. Doch als er wieder hinsah … Zärtlich strich er seinem Sohn übers Haar und seiner Frau über die Narbe auf ihrer Wange. Dann ging er zu Andrade.
    Alasen rang hilflos schluchzend in Ostvels Armen nach Atem. Davvi stützte Clutha, dessen aschgraues Gesicht und blanke Augen einen Schock verrieten, der fast so schlimm war wie der der Lichtläufer. Ganz nebenbei nahm Rohan das alles wahr, wie ein Krieger in der Schlacht Freund und Feind im Auge behält. Sorin beugte sich über seinen Zwillingsbruder; Lyell und Kiele wichen zurück, als Rohan vorbeiging; Chiana hing an Halians Arm, sie war fast hysterisch. Pandsala hockte mit angezogenen Knien am Boden. Tobin fing sich allmählich in den Armen ihres Gatten; Kostas und Chale hielten Riyan auf den Beinen, der schon wieder zu sich kam. Velden, Cabar und Pimantal standen in einem kleinen Grüppchen verängstigt beieinander.
    Auf einmal erklang Masuls Stimme krächzend in der Kälte. »Ich finde nicht, dass damit irgendetwas bewiesen wurde«, sagte der angebliche Prinz zu Miyon, »außer, dass sie nichts beweisen können.«
    Tilal antwortete ihm leise und heftig: »Haltet Euren Mund, ehe ich ein genauso großes Loch wie ihn in Euch schlitze!«
    Masul klang mächtig amüsiert: »Ist das eine Drohung?«
    Gemma richtete sich im Schutz von Tilals Arm auf. »Bastard«, zischte sie wütend. »Lügnerischer Bastard! Das ist nicht nur eine Drohung, denn ich selbst werde ihm das Schwert dazu reichen!«
    Rohan hockte sich neben Lleyn. Seine Kehle war zusammengeschnürt. Er fürchtete die Antwort auf eine Frage, die er daher jetzt nicht stellen wollte. Lleyn begegnete seinem Blick. Tränen liefen über seine ausgetrockneten, welken Wangen. Er schüttelte den Kopf.
    Unmöglich. Andrade konnte

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