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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Allie zusammen wäre es sicher perfekt für dich. Und du wärst natürlich weiterhin Lichtläufer, vermutlich an Vologs Hof. Eigentlich wäre das ein ausgezeichneter politischer Schachzug. Wenn du ihr offizieller Lichtläufer bist und Arlis größer wird und die ganze Insel erbt …«
    »Für sie würde ich sogar das tun«, sagte Andry langsam. »Aber ich werde die Schule der Göttin nicht verlassen müssen. Alasen wird dorthin kommen und zur Faradhi ausgebildet.«
    »Bist du dir dessen wirklich sicher?«
    »Sorin, ich kann mir niemanden vorstellen, der die Gabe hat und sie nicht benutzen will, der nicht alles lernen will, was das Lichtläufer-Sein ausmacht. Es ist das Herrlichste auf der Welt. Es ist …«
    »Ich kann aus deinen Worten bald Lieder schreiben, so oft habe ich sie schon gehört«, unterbrach Sorin ihn grinsend. »Na gut. Nimm sie also mit an die Schule der Göttin, und mach sie zur Lichtläuferin.« Er wies mahnend mit einem Finger auf Andry. »Aber diesen Winter komme ich mit, um mich davon zu überzeugen, dass deine Absichten ihr gegenüber wirklich ehrenvoll sind.«
    »Sorin!«, protestierte Andry wütend, ehe er das belustigte Glitzern in den Augen seines Bruders entdeckte. Er holte schwungvoll aus, um ihm die Neckerei heimzuzahlen, doch die plötzliche Bewegung weckte neue, stärkere Kopfschmerzen. Er legte sich ganz schnell wieder hin und schloss fest die Augen.
    »Ganz ruhig«, mahnte Sorin besorgt. »Du solltest wirklich versuchen zu schlafen.«
    »Daraus wird nichts mehr, fürchte ich«, sagte eine ruhige Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich erschrocken um und erkannten Prinz Lleyns Silhouette im Eingang. »Es ist fast Morgen – nicht mehr genug Zeit für einen anständigen Schlummer. Lord Andry, wenn Ihr dazu bereit seid, bittet Euch Lord Urival, ihn jetzt aufzusuchen. Ich lege Euch nahe«, fügte der Prinz trocken hinzu, »tatsächlich bereit zu sein.«
    Andry zog sich eilends an und tauschte einen befremdeten Blick mit seinem Zwillingsbruder. Während er hinter Lleyn aus dem Zelt ging, fragte er: »Hoheit, wisst Ihr, warum Lord Urival mich zu sehen wünscht?«
    Der alte Mann sah ihn von der Seite her an. »Ihr wisst es nicht? Gut.«
    Diese Worte brachten Andry keinen Seelenfrieden. Lleyn ließ ihn allein, und er betrat den großen, weißen Pavillon und zitterte fast vor unklarer Erwartung. Urival stand vor dem Vorhang, der den Schlafbereich abtrennte, wo Andrade lag. Seine Hände waren hinter seinem Rücken verborgen, und sein Gesicht war schrecklich ruhig und ausdruckslos bis auf die Trauer, die seine goldbraunen Augen verdunkelte.
    »Herr?«, fragte Andry zögernd.
    Urival ging auf ihn zu und streckte ihm die Hände entgegen. Andry starrte verständnislos auf die beiden Armbänder, die ihm hingehalten wurden.
    »Herr«, sagte Urival leise.
    Und dann wusste Andry es, und in seinem Geist loderte es auf wie ein Feuersturm: Qual und Begeisterung, Trauer und Freude, Schrecken und Begierde. Andry nahm die Armbänder und legte sie um seine Handgelenke.
    »Herr«, wiederholte Urival und verbeugte sich tief.

Kapitel 26
    Weit entfernt in den Bergen marschierte Mireva wütend auf und ab. »Warum machen sie nichts?«, wollte sie zum fünften Mal von Ruval wissen, der in der offenen Tür ihres Hauses auf seinem Stuhl kippelte und die Füße am Rahmen abstützte. »Den ganzen Tag lang brüten sie nun schon in ihren verdammten Zelten wie Drachen in den Schlüpfhöhlen, wo sie doch …«
    Ruval lachte, und sie fuhr zornig zu ihm herum. Er hob beschwichtigend die Hände. »Verzeiht«, sagte er, noch immer lächelnd. »Was sollen sie denn sonst machen? Ihr habt doch gesehen, wie sie letzte Nacht von Zelt zu Zelt gehuscht sind. Heute warten sie ab. Bei Sonnenuntergang wird das Feuer entzündet, und ehe der erste Stern blinkt, werden sie sich versammeln, um die alte Hexe zu verbrennen.« Er zuckte die Achseln. »Ich verstehe allerdings immer noch nicht, warum Ihr sie getötet habt.«
    »Hat es schon mal eine bessere Gelegenheit gegeben? Und wann hätte ich je wieder eine derartige Chance gehabt?« Sie goss sich Wein aus der gekühlten Flasche ein, die vor ihr auf dem Tisch stand. »Sie war so verwundbar wie nie zuvor. Und außerdem wird es Segev jetzt, wo sie aus dem Weg ist und ihr seniler Liebhaber sicher an anderes zu denken hat, viel leichter fallen, die Schriftrollen zu stehlen.«
    Sie trank den Wein aus, setzte den Kelch ab und legte ihre Handflächen gegeneinander. »Ich kann sie fast schon in

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