Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Trümmer… Seine Augen verengten sich. Er sah nochmals hin. Es handelte sich tatsächlich um das vereinbarte Fackelsignal.
    »Die Mauren?«, erkundigte sich Don Rodrigo. »Erledigt«, erwiderte sein Hauptmann knapp. Die Torflügel öffneten sich, geräuschvoll knarrend, und für den Marquis war es fast eine Erleichterung, als Stimmen laut wurden, Geschrei sich erhob.
    Bei Tagesanbruch war die Burg in christlicher Hand. Don Rodrigo indessen gönnte sich noch keine Zeit für Triumphgefühle.

    Es blieb immer noch die Stadt. Die Bewohner waren hauptsächlich Kaufleute, aber es stand nicht zu erwarten, dass sie sich einfach in ihr Schicksal fügen würden. Er gab Ortega gerade Order, einen Vorstoß zu formieren, als er durch laute weibliche Schreie in unmittelbarer Nähe abgelenkt wurde.
    Don Rodrigo war nicht zimperlich, und er wusste, dass es keine Kriege ohne Vergewaltigungen gab. Aber er hatte sie nicht gerne in unmittelbarer Nähe, zumal es ihn bei der weiteren Planung störte. Also betrat er den anliegenden Raum, der der Ausstattung nach dem Alkayden der Garnison gehört haben musste.
    Dort hatten seine Männer inzwischen eine ganze Reihe von Frauen zusammengetrieben. Don Rodrigo gebot ärgerlich Einhalt. Eine der Frauen warf sich ihm vor die Füße und flehte um Gnade. Er verzog den Mund, das ganze Schauspiel war nicht nach seinem Geschmack, aber dies war seine große Stunde, und er würde sie sich nicht von ein paar ungehobelten Soldaten zunichte machen lassen.
    »Steht auf«, sagte er in seiner eigenen Sprache zu der Frau, da er das Arabische nicht gut beherrschte. »Wir führen Krieg gegen Männer, nicht gegen wehrlose Frauen.«
    Sie erhob sich langsam, und er konnte nur annehmen, dass sie ihn nicht richtig verstanden hatte, denn sie blickte ihn an und begann, hysterisch zu lachen.
    »Don Ortega, sorgt dafür, dass die Männer sich zurückhalten. Wir haben noch eine Stadt zu erobern.«
    Damit wandte er sich ab und verließ den Raum, während Ortegas Stimme Befehle brüllte. Inzwischen war die Sonne aufgegangen, was ärgerlicherweise auch dazu geführt hatte, dass sich jeder einzelne Bewohner von Alhama der Eroberer bewusst war. Ein Soldat meldete atemlos, dass die Bürger die Straßen, die zur Burg führten, verbarrikadiert hatten und diese Sperren mit Steinen und Pfeilen verteidigten.

    Der Marquis war ungehalten. Er hatte gehofft, auch die Bürgerschaft überrumpeln zu können. Die Eroberung durfte sich nicht zu lange hinziehen, sonst erfuhr die Hauptstadt davon und schickte Hilfstruppen, bevor Alhama völlig in seinen Händen war. Einer seiner Hauptleute schlug zögernd vor, sich vorerst auf die Burg zu beschränken.
    »Unsinn! Das da draußen sind keine Krieger, nur Krämer, und Ihr lasst Euch von ihnen ins Bockshorn jagen?«
    Der Offizier trat verlegen von einem Bein aufs andere. »Ihr habt den Männern die Plünderung versprochen. Jetzt, wo wir die Burg und die…«
    »Die Frauen haben«, vollendete Don Rodrigo verächtlich.
    »Wenn es nach Euch ginge, lägen wir alle mit den Heidinnen im Bett, während Ali kommt und uns in aller Ruhe abschlachtet. Bei der Heiligen Jungfrau, hat denn keiner hier Verstand?
    Wir müssen die Stadt in unsere Gewalt bringen. Danach kann geplündert werden. Ist das klar?«
    »Jawohl«, murmelte der Mann eingeschüchtert.
    Den ganzen Tag lang wehrte sich die Bevölkerung von Alhama.
    Schließlich war nur noch die Moschee nicht in christlicher Hand, und als der Abend anbrach, zogen sich die meisten Bürger mit ihren Familien dorthin zurück.
    »Verdammt«, kommentierte Ortega. »Das Ding kann ewig lange verteidigt werden. Morgen haben wir den Emir da, und dann sind Mauren hinter unseren Linien. Was sollen wir tun, Don Rodrigo?«
    »Steckt die Moschee in Brand«, sagte der Marquis.
    Einer der jüngeren Hauptleute wandte überrascht ein: »Aber da sind Frauen und Kinder drin, und Ihr habt doch heute Morgen gesagt…«
    Don Rodrigo seufzte entsagungsvoll. Leider kam man ohne derartige Frischlinge nicht aus, und gerade junge Leute ließen sich am meisten für die heilige Sache begeistern, aber manchmal sah er den jüngeren Teil seines Offiziersstabs als schwere Geduldsprüfung an. Er ignorierte den Mann.
    »Verbrennt sie«, sagte er zu Ortega. »Wer sich sofort ergibt, wird verschont, der Rest…« Ortega nickte. »Ich habe verstanden, Don Rodrigo.«
    Das war das Ende von Alhama.

    Layla saß im Zimmer ihrer Mutter, hinter einen Diwan gekauert, und versuchte sich in der Kunst des

Weitere Kostenlose Bücher