Mondlaub
gießen.
»Muhammad ist der rechtmäßige Emir«, sagte er herausfordernd. Al Zaghals Soldaten bewunderten einmal mehr die Schnelligkeit ihres Anführers, als er Raschid packte, ihm die Arme umdrehte und in die Knie zwang.
»Muhammad ist nichts weiter«, sagte al Zaghal, während Raschid der Angstschweiß ausbrach, »als ein Sohn, der gegen seinen Vater rebelliert und sich obendrein noch den Christen verkauft hat. Immerhin, er hatte gewisse Gründe, also kann ich es bei ihm verstehen. Aber nicht bei dir.«
Er ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. »Schlagt diesem Verräter den Kopf ab«, sagte er kalt zu den drei Männern, die ihn begleiteten. Raschid fing an zu schreien und al Zaghals Lippen kräuselten sich verächtlich.
»Das kannst du nicht machen, das kannst du doch nicht tun!«, brüllte Raschid.
»Frag mich das in der nächsten Stunde«, erwiderte al Zaghal,
»und du fragst als Geist. Es sei denn, du erzählst mir, wo Muhammad sich aufhält.«
Bis jetzt hatte Alscha das Schauspiel stumm verfolgt, hatte mit keinem Wort und keiner Bewegung gegen das Schicksal ihres Stiefsohns protestiert. Das änderte sich nun schlagartig.
»Du hast nicht das Recht«, begann sie erregt, »einen Sprössling der Banu Nasr…«
»Nein?«, fragte al Zaghal. Er wandte sich wieder an Raschid.
»Also?« Die Augen des jungen Mannes wanderten zwischen al Zaghal und Alscha hin und her. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Schließlich senkte er den Kopf und wich Alschas Blick aus. »Eure Armee war zu groß für uns, also ist er geflohen, kurz ehe Ihr kamt. Nach Baza.«
»Möge Dschehannam dich verschlingen, du Verräter«, wisperte Alscha. Al Zaghal nickte. »Da hast du Recht. Ich werde dafür sorgen. Männer, köpft diesen doppelten Verräter.«
Während seine Soldaten den aufheulenden Raschid hinausschleppten, starrte Alscha ihren Schwager an. »Ali wird nicht zulassen, dass du Muhammad tötest.«
Al Zaghal war bereits dabei zu gehen. Er drehte sich noch einmal um und sagte hart: »Nein? Nach drei Jahren Rebellion, Bürgerkrieg und Verrat an die Christen?«
Alscha hatte nichts mehr zu verlieren und sie entgegnete erbittert: »Du… du Heuchler. Es ist dir doch gleichgültig, was Muhammad oder Raschid meinem Gemahl angetan haben, Hauptsache, du landest am Ende selbst auf dem Thron. Ohne dich wäre mein Sohn noch in Granada und der Thronerbe.«
Seine Augen verengten sich. »Wenn wir schon von Heuchelei anfangen, wie steht es da mit dir, Alscha? Du und die Christin, euch war Granada nicht mehr als ein Spielzeug für eure Söhne, das jede von euch unbedingt haben wollte, ganz gleich, was inzwischen aus dem Spielzeug wird. Weiber! «
Damit ging er und Alscha betete zu Allah, dass Muhammad auch in Baza rechtzeitig gewarnt wurde. Doch sie fürchtete für ihn. Die Gunst des Volkes war wechselhaft wie der Wind und neigte sich mehr und mehr al Zaghal zu. Es konnte sein, dass Muhammad nichts anderes übrig blieb, als die Christen um Waffenhilfe zu bitten. Alscha war zu klug, um nicht vorauszusehen, welche Wirkung das auf das Volk von Granada haben würde. Ihr Mund verhärtete sich. Das musste man in Kauf nehmen. Später, wenn Muhammad erst sicher in der Alhambra residierte, gab es genügend Gelegenheit, die christlichen Hunde auf ihren Platz zu verweisen.
Eine weitere Befürchtung plagte sie, die sie sich nur widerwillig eingestand. Muhammad hatte bisher nur sehr zögernd und ungern Krieg gegen seinen Vater geführt, und was das Töten überhaupt anging, da hatte er unmännliche Skrupel, die sie vergeblich auszumerzen getrachtet hatte. Vielleicht war es sogar ein Segen, wenn al Zaghal es wagte, sich zum Emir zu machen.
Al Zaghal mit seiner unerbittlichen Härte zum Gegner zu haben, würde Muhammad zwingen, ebenfalls hart zu werden.
Layla spürte als Erstes den kalten Steinboden unter ihrem Kopf, dann die Schläge, die auf ihr Gesicht niedergingen. Verwirrt öffnete sie die Augen. Die Ohrfeigen hörten auf. Über ihr schwebte das besorgt wirkende Antlitz von Fray Hernando de Talavera.
»Ihr seid in Ohnmacht gefallen, mein Kind«, sagte er. Das Mädchen blinzelte und versuchte, sich zu erinnern. Tanzen, und dann das Gefühl von Erregung und Furcht, und dann nichts mehr, nur eine Art feurige Dunkelheit.
Sie setzte sich auf. Der Beichtvater der Königin half ihr dabei, und plötzlich musste sie kichern. »Ent… entschuldigt, Pater«, keuchte sie, als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte,
»aber Ihr
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