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Mondlaub

Titel: Mondlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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der Wortführer und einer der ehemals wohlhabendsten Kaufleute Malagas heraus.
    »Wir haben Eure Botschaft erhalten«, sagte er, an den König gewandt, in gebrochenem Kastilisch, »und sind bereit, über eine Kapitulation zu verhandeln.«
    »Und Hamid al Zegri?«, fragte der Marquis.
    »Lasst die, die durch das Schwert gelebt haben, durch das Schwert umkommen«, erwiderte der Kaufmann erschöpft.
    »Wir, die Bewohner von Malaga, sind nicht länger bereit, unser Leben seinem wahnsinnigen Stolz zu opfern.«
    »Eine weise Erkenntnis«, sagte der König freundlich. »Euch ist klar, dass Ihr Euch durch die Übergabe der Stadt bedingungslos unter unsere Herrschaft stellt?«

    Ali nickte stumm.
    »Gut. Außerdem verlange ich die Auslieferung von Hamid al Zegri und all seiner Männer, soweit sie nicht auf Eurer Seite stehen.«
    »Wenn dafür die Bürger von Malaga verschont werden.«
    Der Marquis, der den Mann, den Isabella von Kastilien geheiratet hatte, nun schon eine ganze Weile kannte, war immer noch erstaunt über die Leichtigkeit, mit der Fernando Launen heraufbeschwören konnte, wenn es ihm nutzte. Jetzt wirkte er leicht beleidigt.
    »Das versteht sich von selbst. Natürlich werde ich Malaga einer schweren Steuer unterziehen müssen, aber…«
    »Darauf sind wir gefasst«, sagte der Kaufmann schnell. »Wir wollen nur, dass der Krieg endlich ein Ende nimmt, wenigstens hier in Malaga. Wir wollen wieder in Frieden leben und unseren Geschäften nachgehen.«
    »Glaubt mir«, sagte der König von Aragon, »es gibt nichts, was die Königin und ich uns mehr wünschen.«

    Zwei Monate und elf Tage nachdem die Belagerung von Malaga begonnen hatte, war die Stadt in christlicher Hand. Hamid al Zegri wurde, wie die Bewohner es versprochen hatten, an die Könige ausgeliefert; auf Fernandos Befehl hin wurde er in Ketten gelegt und in ein Verlies gebracht.
    In Malaga hielt sich eine Reihe moslemischer conversos auf, die vor der Inquisition nach Granada geflohen waren. Die öffentliche Verbrennung dieser conversos bildete den Auftakt der Siegesfeier. Danach wurde die Verteilung der Beute festgelegt.
    Hundert Männer schickte man als Geschenk an den Papst nach Rom, fünfzig Mädchen als Sklavinnen für Fernandos Schwester, die Königin von Neapel, bestimmt, dreißig für die Königin von Portugal. Die Hofdamen der Königin sowie die Familien des Hochadels erhielten von Isabella alle mindestens eine Bewohnerin oder einen Bewohner von Malaga als Geschenk. Ein Bruchteil der Bürger wurde dazu bestimmt, in Malaga zu bleiben, um die Versorgung aufrechtzuerhalten, bis die ersten kastilischen Siedler eintrafen. Der Rest wurde versteigert, um die Unkosten des heiligen Kriegs zu decken. Die Einzigen, die diesem Schicksal entgingen, waren die Juden; für die Summe von zwanzigtausend Pistolen in Gold löste sie Abraham Seneor aus.
    Damit erklärten Fernando und Isabella den Feldzug für dieses Jahr für beendet und zogen sich, nicht ohne eine neue Garnison zu hinterlassen, im Triumphzug aus Granada zurück.

    »Malaga«, sagte ihr Vater, und sie konnte sehen, wie viel Mühe ihm das Sprechen inzwischen bereitete, »ist der Schlüssel zu Granada, und al Mutadid weiß das sehr gut. Du darfst nicht zulassen, dass Malaga an Sevilla fällt, Josef.«
    Er selbst hatte den Feldzug gegen al Mutadid, den Emir von Sevilla und gefährlichsten Gegner ihres Emirs Badis, geführt, bis die Krankheit ihn erneut übermannte. Mittlerweile wussten nicht nur Granada, sondern alle jüdischen Gemeinden in al Andalus, dass unser Lehrer Samuel ha Levi, der Nagid, im Sterben lag, und die Botschaften und Besucher fanden kaum mehr Platz in ihrem Haus.
    Sie schaute auf ihn nieder. Sie verehrte ihn mehr als jeden anderen lebenden Menschen, aber manchmal war die Bürde, sein Sohn zu sein, fast zu groß. Samuel ha Lern war der Größte ihres Volkes, den al Andalus je hervorgebracht hatte, der einzige jü dische Großwesir in all den arabischen Königreichen, außerdem ein Gelehrter, der selbst von dem großen, aber engstirnigen Theologen Ibn Hazm respektiert wurde, ein Dichter, dessen Gedichte alles übertrafen, was von Berbern und Arabern gleichermaßen in diesem Jahrhundert hervorgebracht worden war. Sie hatte in ihm nie nur ihren Vater sehen können, und auch jetzt, in diesen kostbaren letzten Augenblicken, sprach er sie weniger als Sohn denn als Nachfolger an.
    »Malaga, Josef«, sagte er wieder, und sie griff nach seiner Hand und drückte sie. »Macht Euch keine Sorgen. Ich

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