Mondnacht - Mordnacht
gewisser Weise cool zu bleiben. »Wenn du willst, ich habe nichts dagegen. Vorausgesetzt, wir beide sind dort ungestört.«
»Das werden wir. Darauf kannst du dich verlassen. Der Wald wird uns gehören, John. Die Nacht ebenfalls.« Sie legte eine Hand auf mein linkes Knie und fuhr dann hoch bis zu meinem Oberschenkel. Diese Geste war eindeutig genug.
»Okay, dann fahren wir. Du mußt mir nur den Weg zeigen. Einen Wald habe ich hier noch nicht entdeckt.«
»Es ist wirklich nicht weit. Der Platz liegt hinter der Halle. Es gibt auch Wege. Wir können hineinfahren. Und wir sind wirklich allein, das schwöre ich.«
»Gut.«
Als ich den Zündschlüssel drehte und Simone dabei anschaute, lächelte sie. Noch immer schaute sie hoch zum Mond. Auf ihrem Gesicht schien sich ein Teil des Glanzes zu spiegeln.
Ich mußte eine weite Kurve fahren, um den Parkplatz zu verlassen.
Dabei schaute ich auch in die Spiegel, um zu sehen, ob uns ein weiteres Fahrzeug folgte.
Kein Scheinwerferlicht geriet in mein Blickfeld. Hinter uns lag nur die Halle mit ihrer grellen Reklame, aber auch die war bald nur noch Erinnerung.
Neben mir reckte Simone die Arme und seufzte. »Was hast du?« fragte ich.
»Es ist eine wunderschöne Mondnacht«, gab sie flüsternd zurück und strich dabei über ihren Körper.
Stimmt, dachte ich. Mondnacht gleich Mordnacht…
***
Suko hatte sich geduckt, als sein Freund John zusammen mit Simone Hutton an den Rover herantrat. Er wollte nicht unbedingt gesehen werden, denn er hatte den kleinen Fiat nur zwei Parktaschen weiter abgestellt. Er hörte sogar ihre Stimmen, aber er wußte nicht, was sie miteinander sprachen. Jedenfalls stiegen sie ein, fuhren noch nicht sofort ab und unterhielten sich.
Suko hoffte, daß sie den Ort verließen und nicht schon auf dem Parkplatz hier die Schau abzogen. Seine Hoffnung erfüllte sich. John startete den Rover. Dann fuhr er langsam an, hinein in eine Kurve, und Suko lächelte, weil er genau wußte, daß John seinetwegen so langsam weiterrollte. Er wollte Suko die Chance geben, ihm auf den Fersen zu bleiben.
Das Ziel war ihm zwar unbekannt, doch er konnte sich vorstellen, wohin sie wollten. Der Wald war ein idealer Ort. Er lag in der Nähe und in wenigen Minuten zur erreichen, und dort war man allein.
Es war nicht einfach für Suko, in der Dunkelheit zu fahren. Er selbst hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet und orientierte sich nur anhand der Roverleuchten, die wie verschwommene Blutflecken aussahen.
Alles lief gut. Kein Arger. Wie vorprogrammiert. Aber das Leben ist nie ein perfektes Programm, das mußte Suko sehr bald feststellen, als plötzlich und unerwartet die Gestalt einer Frau dicht vor seinem Wagen erschien. Die junge Frau war nicht zu Fuß unterwegs, sie saß auf einem Rad und hatte scharf gebremst.
Auch Suko mußte bremsen. Es war wirklich um Haaresbreite gegangen, sonst hätte er die Person noch erwischt, die vor ihm die Fahrbahn blockierte.
Das Rad lag am Boden. Die Fahrerin ebenfalls, und die Heckleuchten des Rovers entfernen sich immer weiter.
Suko war nicht klar, ob dieser seltsame Unfall zu einem Plan gehörte oder nur reiner Zufall war. Während er ausstieg, nahm er sich vor, nicht zu lange zu warten. Er wollte die Sache so rasch wie möglich in Ordnung bringen.
Als er ausstieg und um den Wagen herumlief, lag die Person noch immer am Boden. In der Dunkelheit war nicht zu erkennen, ob sie verletzt war oder nicht. Das Rad lag neben ihr. Suko hörte das leise Stöhnen und dann ihren Fluch, als er in ihr Blickfeld geriet.
Er bückte sich. »He, sind Sie verletzt?«
»Weiß nicht!« keuchte sie.
»Wieso?«
»Mein Bein.«
»Was ist damit?«
»Hat wohl was abbekommen.«
»Warten sie, ich helfe Ihnen hoch.«
»Klar, Mister, aber schieben Sie zuerst das Rad zur Seite. Es ist ein Hindernis.«
Das sah Suko zwar nicht so, aber er tat ihr den Gefallen und mußte ihr dabei den Rücken zudrehen.
Genau darauf hatte Sissy gewartet. Plötzlich schnellte sie hoch, und Suko, der eigentlich immer wie auf dem Sprung stand, war diesmal völlig überrascht worden.
Er sah auch nicht, wie sie plötzlich hinter ihm stand, ihre Hände zusammengelegt hatte und die Arme hob.
Erst als er einen ächzenden Laut hörte, wollte er herumfahren.
Zu spät, viel zu spät.
Beide Hände trafen seinen Nacken. Der Schlag war verdammt wuchtig geführt worden. Sissy kannte sich da aus, und sie schaute zu, wie der Inspektor zusammensackte.
»Tut mir leid für dich, Bruder,
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